Nach der Trainingsqual sehnt sich DFB-Team nach Spielpraxis. Samstag geht's gegen die Schweiz.

Tourrettes (dpa) - Nach heftigen Trainingsqualen sehnen sich Joachim Löws EM-Kandidaten nach einem richtigen Wettkampf. Und auch für den Bundestrainer kommt der kleine Ernstfall am Samstag gegen die Schweiz gerade zur rechten Zeit. „Ich denke, dass ich aus dem Spiel wichtige Erkenntnisse für die kommenden zwei Wochen ziehen kann. Was klappt, was klappt nicht? Das wird sicherlich offengelegt, auch, weil die Mannschaft körperlich noch nicht auf dem dynamischsten Niveau sein kann“, sagte Löw am Donnerstag im Trainingscamp der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südfrankreich. Lukas Podolski fühlt sich wie ein Rennpferd vor dem Start: „Jeder ist bereit und heiß.“

 

Löw will in Basel (18 Uhr/ZDF) unbedingt auch Miroslav Klose auf den Platz schicken, obwohl der 33 Jahre alte Topstürmer nach langer Verletzungspause zuletzt einige Übungseinheiten verpasst hatte. „Wenn die nächsten zwei Tage bei Miro Klose normal verlaufen, wovon ich ausgehe, dann wird er auch spielen“, kündigte Löw an.

Zudem steht Per Mertesacker als Abwehrchef für die EM-Elf auf dem Prüfstand. Der Innenverteidiger vom FC Arsenal hat nach seiner Knöchelverletzung seit Februar keinen Wettkampf mehr bestritten. Löw bescheinigte dem 79-maligen Nationalspieler eine gute körperliche Verfassung wie lange nicht: „Die Reha-Arbeit hat ihm gut getan. Aber klar, jetzt muss der letzte Schritt passieren.“

"Wir nehmen im Training keine Rücksicht auf das Spiel"

Löw nimmt zur Tagestour nach Basel alle 19 Spieler mit, die am Donnerstag teilweise schon ihre 19. oder 20. Übungseinheit seit Start der Turniervorbereitung absolvierten. „Es werden sicher auch einige Spieler getestet. Wir werden rotieren, das wird Priorität haben“, sagte der 26-jährige Auswahl-Dauerbrenner Podolski vor seinem 96. Einsatz für Deutschland.

Das Team will natürlich gegen die nicht für die EM qualifizierten Schweizer gewinnen. Doch die Vorbereitungsresultate sind für Spieler und Trainer nicht vorrangig. „Da muss man Abstriche machen“, wies Löw auf die Belastungen hin: „Wir nehmen im Training keine Rücksicht auf das Spiel.“

Für Podolski steht und fällt alles mit dem ersten Turnierspiel: „Darauf wird der Fokus gelegt. Da muss der Rasen brennen, da muss man bereit sein.“ Für die DFB-Elf steht der echte Ernstfall am 9. Juni im ukrainischen Lwiw gegen Portugal an. „Ich spüre, wie ständig Fortschritte gemacht werden“, betonte der Bundestrainer in seiner Halbzeitbilanz der nicht einfachen Vorbereitung.

Allerdings folge nun noch die entscheidende Etappe: „Das letzte Drittel der Vorbereitung - wenn die Bayern-Spieler kommen - wird dann ganz wichtig. Denn bei den Bayern sind ja einige Protagonisten dabei, die bei uns eine ganz wichtige Rolle spielen.“

Podolski ordnet seine sechste Vorbereitung auf ein Turnier als die bisher härteste ein. „Wir geben schon Gas“, sagte der 26-Jährige und wies jeden Verdacht zurück, die Spieler hätten in Südfrankreich neben der Arbeit zu viel Freizeit und Abwechslung. „Wir sind voll dabei. Wenn wir mal einen Tag oder einen Nachmittag freihaben, ist das nichts Dramatisches oder Schlimmes.“

"Alle Bayern freuen sich, zur Nationalmannschaft zu kommen"

Am Sonntag gibt es mit dem Besuch des Formel-1-Rennens in Monaco für den Autonarren Podolski und dessen Kollegen nochmals einen Höhepunkt abseits des Fußballs. Ab Montag geht mit dem Einstieg der Bayern die entscheidende Vorbereitungsphase los. Immerhin werden die Münchner wahrscheinlich die halbe deutsche EM-Elf stellen. Nach einem Telefonat mit Bastian Schweinsteiger ist Löw sicher, dass auch der DFB-Vizekapitän nach dem Tiefschlag im Champions-League-Endspiel der Bayern gegen den FC Chelsea rechtzeitig neue Motivation für die reizvolle Aufgabe Europameisterschaft finden wird.

„Bastian hat natürlich einen wichtigen Elfmeter verschossen, das hat ihm zugesetzt. Trotzdem sagt er, es gibt wieder neue Ziele“, berichtete der DFB-Chefcoach, der auch mit den weiteren sieben Münchner EM-Spielern persönlich gesprochen hat. „Alle Bayern freuen sich, zur Nationalmannschaft zu kommen. Es gibt ein neues Umfeld, eine neue Zielsetzung. Ich habe gespürt, sie freuen sich, dass es weitergeht, dass die Saison nicht gänzlich zu Ende ist“, sagte Löw.

Für einige von Podolskis Kollegen ist die Partie in Basel vor allem ein Ausscheidungsspiel. Vier der bisherig 27 EM-Kandidaten muss Löw bis kommenden Dienstag streichen. „Es ist zu merken, dass jeder Einzelne noch ein bisschen mehr Qualität hat, entsprechend geht es im Training zu“, berichtete Torwartneuling Marc-André ter Stegen.

Die voraussichtliche Aufstellung:
Wiese - Höwedes, Mertesacker, Hummels, Schmelzer - Khedira, Gündogan - Draxler, Özil, Podolski - Klose