Talkpause im Politikgeschäft: rund 60 Gäste nutzten den Parlamentarischen Abend von Stuttgarter Zeitung und Badischer Zeitung als Infobörse.

Berlin - Nein, Politiker und Journalisten können in der Bundeshauptstadt wahrlich nicht über mangelnde Beschäftigung klagen. Eurokrise, Landtagswahlen, Piraten-Hype – viel zu tun in Berlin Mitte. Verschärfend kommt hinzu, dass man nach der verschobenen Eröffnung des Großflughafens in Schönefeld nicht einmal mehr weiß, wie man, wenn die Betriebserlaubnis in Tegel erlischt, diesem Hexenkessel der Gerüchte und Intrigen entkommen kann. Mit der S-Bahn bestimmt nicht.

 

Höchste Zeit, um in der baden-württembergischen Landesvertretung auf dem gemeinsamen Parlamentarischen Abend von Stuttgarter Zeitung und „Badischer Zeitung“ im Gespräch mit politischen Vertretern aus Baden-Württemberg Tempo herauszunehmen und mal länger als ein paar hektische Minuten die unübersichtliche Lage der Nation zu erörtern. Europa- und Bundesratsminister Peter Friedrich (SPD) nutzte bei der Begrüßung als Hausherr die Chance, um ein Jahr Grün-Rot zu loben, was die Gäste von CDU und FDP, unter ihnen CDU-Landeschef Thomas Strobl und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP), zwar mit spärlichem Applaus quittierten, aber doch mit sportlicher Größe hinnahmen. Einer aus dem schwarz-gelben Lager konnte sich allerdings einen bissigen Kommentar nicht verkneifen: „Ich dachte, Wahlkampf sei nur in NRW.“

Herr „Fuchtelos“ zu Gast in Griechenland

Die Chefredakteure von StZ, Joachim Dorfs, und „Badischer Zeitung“, Thomas Hauser, nahmen ihre Reden zum Anlass, angesichts des Erfolgs der Piratenpartei den Schutz des geistigen Eigentums anzumahnen. Dorfs ermunterte die Parteienvertreter außerdem dazu, schon mal lagerübergreifend nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Man wisse schließlich nicht, wer da irgendwann mal mit wem koalieren müsse.

Die folgenden Gespräche mit rund 60 Gästen brachten äußerst Wissenswertes zu Tage. So berichtete Hans-Joachim Fuchtel von Sondereinsätzen der besonderen Art. Der Parlamentarische Staatssekretär im Arbeitsministerium ist Stammgast in Griechenland. Er organisiert Kooperationen zwischen deutschen und griechischen Kommunen. „Ich bin in Griechenland besser bekannt als hier“, witzelte der christdemokratische Schaffer aus Calw und verwies auf in Athen veröffentlichte Zeitungsartikel, in denen er als Herr „Fuchtelos“ zitiert wird. Weil Deutsche in Hellas als Zuchtmeister gelten, seien auch schon Fotomontagen erschienen, in denen „Fuchtelos“ in Uniform dargestellt wurde. Das schreckt den vom Segen seiner Arbeit überzeugten CDU-Mann nicht. Den vom Athener Polizeichef angebotenen Personenschutz lehnte er ab: „Mir tut keiner was.“

Von den vielen netten Episoden darf die folgende nicht unerwähnt bleiben. Treffen sich zwei FDP-Abgeordnete am Stehtisch. Sagt die eine: „Ich bin gerade dabei, unseren Bundesvorsitzenden Philipp Rösler ganz offensiv zu verteidigen.“ Sagt der andere: „Da will ich nicht stören.“