Die Kohleförderung in Deutschland läuft aus, andere Bezugsquellen – etwa Kolumbien – werden immer wichtiger. Die sind aber heftig umstritten. Auch bei den Aktionären der Energieversorger.

Karlsruhe - 2018 wird die Kohleförderung in Deutschland eingestellt, die letzten Zechen schließen dann ihre Tore. Damit steigt die Bedeutung ausländischer Bezugsquellen. Beim Abbau des Rohstoffs im Ausland kommen internationale Standards aber oft zu kurz. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Urgewald, die das Thema bereits seit Jahren verfolgt, hat nun auch die Karlsruher EnBW ins Visier genommen. Das Unternehmen halte „unbeirrt an seinen dubiosen Lieferanten fest“, schreibt die NGO in einer Stellungnahme zur Hauptversammlung des Energieversorgers am Dienstag in Karlsruhe. 2015 habe die EnBW beispielsweise über 1,5 Millionen Tonnen Steinkohle von den Lieferanten Drummond und Prodeco- Glencore aus Kolumbien bezogen. Diesen Unternehmen werde nach Darstellung von Urgewald vorgeworfen, in Menschenrechtsverletzungen verstrickt zu sein.

 

Die EnBW, die ihre Bezugsquellen seit einigen Jahren offenlegt, beziffert den Anteil kolumbianischer Kohle auf insgesamt 1,94 Millionen Tonnen im Jahr 2015 – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Aus Deutschland kamen zuletzt nur noch 200 000 Tonnen des Rohstoffs. Man strebe an, „die Verstromung von Steinkohle über die gesamte Wertschöpfungskette so nachhaltig wie möglich zu gestalten“, heißt es auf der Webseite des Karlsruher Konzerns. Transparenz über die genaue Herkunft der Kohle sei dabei „nur der erste Schritt“. Man suche nach Wegen, die „Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards“ zu gewährleisten.

EnBW versucht Vorwürfen entgegenzutreten

Mit einer aufwendig gestalteten Konferenz in Kolumbiens Hauptstadt Bogota hatte der Konzern diesen Anspruch 2014 zu unterstreichen versucht. Umweltorganisationen kritisierten die Veranstaltung aber damals als Feigenblattveranstaltung und blieben demonstrativ fern. Auch Russland und Südafrika sind große Steinkohlelieferanten der Karlsruher.

Mehrere Redner hatten im Vorfeld der Hauptversammlung auch Protest gegen die Dividendenpolitik der Karlsruher angekündigt. Der Versorger wird für das Jahr 2015 eine Dividende in Höhe von 0,55 Euro je Aktie vorschlagen, wie das Unternehmen bereits im März mitteilte. „Viel zu viel“, wie mehrere Aktionärsvertreter finden. Zwar ist die EnBW 2015 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, hat dies aber nur durch die Auflösung stiller Reserven erreicht. Die Ausschüttung einer Dividende sei angesichts der wirtschaftlichen Lage und des „Geschäftsergebnisses nicht zu verantworten“, sagte beispielsweise Aktionär Wolfram Treiber, laut Redemanuskript.

Hauptaktionäre der EnBW sind das Land Baden-Württemberg und der kommunale Zweckverband OEW. Dazu halten einige Kommunen Minderheitenanteile an dem badischen Versorger.