Die EnBW erreicht ihre Sparziele schneller als ursprünglich geplant. Trotzdem hat der drittgrößte deutsche Energiekonzern unter dem Strich weniger als halb so viel verdient wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Das Geschäft der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) steht weiter unter Druck. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2013 hat der drittgrößte deutsche Energiekonzern unter dem Strich weniger als halb so viel verdient wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Laut dem am Dienstag vorgelegten Zwischenbericht ist der Jahresüberschuss um knapp 59 Prozent auf gut 234 Millionen Euro eingebrochen – und das trotz eines um 8,5 Prozent auf 15,55 Milliarden Euro gestiegenen Umsatzes. Vor Zinsen und Steuern belief sich das Ergebnis auf 864,5 Millionen Euro – ein Rückgang von fast 24 Prozent im Jahresvergleich.

 

Der EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer führt den drastischen Gewinnrückgang auf drei wesentliche Faktoren zurück: die anhaltend negative Preisentwicklung an der Strombörse in Leipzig, die Kosten der Suche nach einem Atommüll-Endlager und den Wegfall kostenloser Kohlendioxid-Emissionsrechte. „Die Entwicklung am Strommarkt bleibt schwierig“, sagte Kusterer bei einer Telefonkonferenz.

Aktuell würden an der Börse pro Megawattstunde lediglich 37 bis 38 Euro bezahlt. „Vor einigen Jahren waren die Preise mehr als doppelt so hoch“, so der Finanzchef. Das niedrige aktuelle Preisniveau werde auch auf die Ergebnisentwicklung in kommenden Geschäftsjahren durchlagen, denn ein erheblicher Teil des Stromhandels läuft über längerfristige Verträge. Um künftige Verluste abzufedern, wurden laut Kusterer im dritten Quartal Drohverlustrückstellungen in Höhe von 180 Millionen Euro gebildet, die das Ergebnis belasten. Hinzu kommt die finanzielle Vorsorge für die Suche nach einem Atommüll-Endlager, an deren Kosten die Betreiber von Atomkraftwerken nach dem im Juli beschlossenen Standortauswahlgesetz beteiligt werden. Die dafür getätigten Rückstellungen wollte Kusterer nicht genau beziffern, er sprach lediglich von einem „dreistelligen Millionenbetrag“.

Trotz der genannten Belastungen hat die EnBW ihr Ertragsziel für das Gesamtjahr bekräftigt. Demnach soll das bereinigte operative Ergebnis fünf bis zehn Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert liegen. Der Konzern verweist unter anderem auf gestiegene Durchleitungsmengen in den Strom- und Gasnetzen, die höhere Netzentgelte mit sich brächten. Eine Prognose für 2014 wollte die EnBW nicht abgeben.

Die bereits bekannt gewordenen Pläne der künftigen Großen Koalition, die Ausbauziele für Windkraft auf hoher See zu stutzen, wirkten sich nicht auf den im August begonnen Bau des EnBW-Offshore-Windparks Baltic 2 in der Ostsee aus, sagte Kusterer. „Bei künftigen Projekten werden wir uns aber genau anschauen, ob sie sich rechnen.“

Das gelte auch für die Windkraft an Land, deren Förderung Union und SPD offenbar auf windreiche Standorte konzentrieren wollen, was für baden-württembergische Betreiber eine geringere Förderung zur Folge hätte. Für ein endgültiges Urteil über die Koalitionspläne seien jedoch noch zu viele Details der künftigen Ökostromförderung offen.

Der Finanzvorstand erhofft sich von einer neuen Bundesregierung auch Unterstützung für den Betrieb der nach wie vor nötigen konventionellen Kraftwerke – die sich wegen des hohen Ökostromangebots aber oft nicht mehr rechnen. Wie hoch die Bereithaltung von Reservekapazitäten bezuschusst werden müsste, ließ Kusterer offen. Die EnBW hatte bei der Bundesnetzagentur bereits im Juli die Stilllegung ihrer Kraftwerksblöcke in Marbach und Walheim beantragt. Die Gespräche dazu dauern an. Sollten die Anlagen als systemrelevant eingestuft werden, müsse eine Lösung für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb gefunden werden, so der Finanzvorstand.

Auch die Zukunft des Pumpspeicherwerks im südbadischen Atdorf ist offen. Derzeit sei man in Diskussionen mit dem Partner RWE, der das Projekt laut Medienberichten nicht weiterverfolgen will. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die künftige Wirtschaftlichkeit“, bestätigte ein EnBW-Sprecher. Das Genehmigungsverfahren werde aber weiterverfolgt. Nach Einschätzung von Experten werden zum Ausgleich der schwankenden Produktion von Wind- und Solarstrom künftig mehr Stromspeicher gebraucht. Doch auch deren Betrieb rechnet sich unter den derzeitigen Rahmenbedingungen oft nicht.

Das Sparprogramm Fokus, mit dem die EnBW einen Teil der Belastungen durch die Energiewende ausgleichen will, sieht Kusterer auf gutem Weg. „Die für 2015 angestrebte Kostenentlastung von 750 Millionen Euro werden wir bereits 2014 und damit ein Jahr früher erreichen.“ 2013 bringe das Programm Einsparungen von gut 600 Millionen Euro. Bis Ende 2014 werden im Rahmen von Fokus 1350 Stellen abgebaut. Ende September standen noch 19 770 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste der EnBW – gut 280 weniger als ein Jahr zuvor.