Ende einer Ära in Erdmannhausen Als der Fasching in Rauch aufging

Konfetti, Guggenmusik, aber kein Rauch: Die Gässlesfetzer aus Murr haben beim GSV-Fasching auf die Pauke gehauen. Foto: privat

Kaum zu glauben: Vor 17 Jahren wurde ein Rauchverbot in Erdmannhausen fast zu einem Skandal. Die Narren blieben aus. Heute wird weiter gefeiert.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Als der Fasching in Rauch aufging

 

Bitte folgendes vorstellen: Es tanzt eine Hexe mit einem Schlumpf, ein Cowboy mit einer Biene Maja, ein Flamingo mit einem Piloten. Konfetti, Guggenmusik – und Rauch. Denn alle haben eine Kippe in der Hand. Drinnen. In der faschingsfeiernden Menge in einem schwäbischen Dorf. Die handelnden Personen sind natürlich alle frei erfunden. Die Szenerie mit den Zigaretten – so abwegig sie heute erscheinen mag – war Realität.

Erdmannhausen, Fasching 2006: Der Verein Biegelkicker lud zur Faschingsparty in die örtliche Halle auf der Schray. Da war die Welt noch in Ordnung. Überraschender Wendepunkt im Dezember 2006: Der Gemeinderat beschließt ein Rauchverbot in allen gemeindeeigenen Gebäuden. Nicht alle waren begeistert. Manche Räte befürchteten einen Schnellschuss, andere wollten „die Leute nicht vor den Kopf stoßen“. Die Narren liefen Sturm, beziehungsweise sie blieben aus. Unvorstellbar, dass man beim Feiern zum Rauchen nach draußen sollte: „An Fasching und Halloween hätte man das Rauchverbot in der Halle aufheben können“, sind sich die Raucher draußen in der „Smokebox“ damals einig. Besonders bei feucht-fröhlichen Partys wollen sie den Saal verlassen, um an der Zigarette zu ziehen und die diversen Atemgifte zu inhalieren.

17 Jahre später wird – allen Unkenrufen zum Trotz – in Erdmannhausen immer noch Fasching gefeiert. Inzwischen ist der GSV Förderverein Veranstalter der jährlichen Party, die nun im Jugendhaus Calypso stattfindet. Rund 150 Narren kamen kürzlich und feierten ausgelassen zur Musik der Gässles-Fetzer und des DJs. Kostümprämierung, gemeinsamer Tanz, Halligalli und Konfetti . . .

Qualmer treffen sich draußen am Stehtischchen

Das alles ganz ohne Qualm. Diejenigen, die eine Kippe rauchen wollen, treffen sich einfach draußen am Stehtischchen. Keiner mault, alles fröhlich und normal. „Scheeeee war’s“, sagt Matthias Rogel, der Chef des GSV-Fördervereins. Kaum zu glauben, wenn man ein bisschen am Rad der Zeit gedreht hat. Der viele Lärm um den blauen Dunst ist längst verzogen. Hexe und Schlumpf, Cowboy und Biene Maja, Flamingo und Pilot tanzen fröhlich und rauchfrei weiter.

Weitere Themen