Am 12. Juni wird der Sieger des bundesweiten Wettbewerbs „Digitale Stadt“ gekürt. Heidelberg hat die Endrunde erreicht – und rechnet sich gute Chancen aus.

Heidelberg - Noch gibt es auch auf dem Heidelberger Stadtplan einige „weiße Flecken“ ohne Glasfaserkabel und schnelles Internet. Doch das soll sich möglichst bald ändern. Geht es nach dem parteilosen Oberbürgermeister Eckart Würzner und seinen Mitstreitern, soll die Stadt demnächst zur „digitalen Hauptstadt Deutschlands“ werden. „Wir möchten die Chancen der Digitalisierung nutzen um Lösungen zu entwickeln, die auch andere Städte umsetzten können und Digitalisierung in einer ganz neuen Dimension umsetzten“, hat der OB angekündigt. Man wolle, ergänzt seine Mitarbeiterin Nicole Huber „als smart city ein Leuchtturm werden, der weltweit wahrgenommen wird“.

 

Auf dem Programm stehen dabei nach Angaben der Stadt unter anderem Projekte für Schulen, Verkehrsteuerung, Gesundheit, Bürgerservice. Unterstützung bei der Verwirklichung erhofft man sich vom Wettbewerb „Digitale Stadt“, den der Branchenverband Bitkom gemeinsam mit dem deutschen Städte- und Gemeindebund ausgelobt hat und bei dem Heidelberg, als einzige Stadt aus Baden-Württemberg, in die Endrunde gekommen ist. Der Sieger soll am 12. Juni beim „Nationalen Digitalgipfel“ des Bundeswirtschaftsministeriums in Ludwigshafen gekürt werden. Mehrere Mitgliedsunternehmen der Bitkom, von der Telekom bis zur SAP, haben der Gewinnerstadt Leistungen im Umfang von mehr als zehn Millionen Euro zugesagt. Wie hoch die Unterstützung am Ende tatsächlich ausfällt, soll auch vom Konzept des Siegers abhängen.

Teilnahmeberechtigt waren Städte in der Größe zwischen 100 000 und 150 000 Einwohnern und einer Hochschule oder Universität sowie einer guten Verkehrsanbindung. Man habe die Hürde in der Ausschreibung bewusst höher gelegt und den Kreis der Teilnehmer beschränkt, weil man auf möglichst rasche Erfahrungen hoffe und darauf, dass der Sieger eine Vorreiterrolle übernehme, erklärt der Sprecher der Bitkom, Bastian Pauly. „Uns geht es mit dem Wettbewerb in erster Linie darum zu zeigen, dass Digitalisierung ein Thema in den Kommunen ist und viele Bereiche der Politik und Lebensbereiche der Bürger betrifft“, sagt Alexander Handschuh vom Städte- und Gemeindebund. „Dabei wollen wir ein Zeichen setzen für deren Möglichkeiten und Chancen – und die Aufgaben darstellen, die auf dem Weg zur digitalen Stadt auf einen zukommen“.

Die Hürden für die Teilnehmer waren hoch

Bundesweit hatten sich 14 Städte beworben, darunter auch Ludwigsburg und Konstanz. Bereits die erste Phase habe gezeigt, „über welches immense Potenzial an Kreativität und Ideen die Kommunen verfügen“ lobte Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes. In die Endrunde haben es neben Heidelberg noch Darmstadt, Kaiserslautern, Paderborn und Wolfsburg geschafft. Ihre Vertreter haben kürzlich in Berlin ihre Konzepte präsentiert, die bisher allerdings, noch weitgehend geheim geblieben sind. Die endgültige Entscheidung werde „sicher schwierig, sagt Handschuh. „Es waren ausnahmslos gute Präsentationen und Konzepte“, versichert er.

Konstanz ist enttäuscht über das Ausscheiden

Wenn es nach der Stuttgarter Landesregierung geht, müsste Heidelberg am Ende die Nase vorn haben. Man wolle es „nicht bei der Finalteilnahme belassen“, hat Innenminister Thomas Strobl (CDU) bereits mitgeteilt: „Heidelberg soll digitale Hauptstadt werden – das wäre ein weiteres Aushängeschild für Baden-Württemberg auf dem Weg zu digitalen Leitregion“, erklärte er und kündigte an, wenn sie den Zuschlag bekomme, erhalte die Stadt noch 200 000 Euro aus Stuttgart obendrauf.

In Konstanz war die Enttäuschung über das Ausscheiden zwar, groß, doch immerhin habe man nun wesentliche Grundlagen für die künftige Digitalstrategie erarbeitet, sagte der Sprecher Ulrich Hilser. „Und inzwischen ist uns bewusst geworden, dass wir ohne den Wettbewerb mehr Steuerungshoheit haben und so auch Planung und Organisation besser auf kommunale Bedürfnisse anpassen können“, sagte er.

Ziel ist die digitale Modellstadt

Mit dem Wettbewerb wollen der Branchenverband Bitkom und der Deutsche Städte- und Gemeindeverband die Digitalisierung auf der Ebene der Städte vorantreiben; erklärtes Ziel ist der „Aufbau einer Modellstadt“, die im In- und Ausland ein Vorbild werden soll. Mehrere Unternehmen aus der Branche wollen die Gewinnerstadt mit neuesten Infrastrukturen und Lösungen auf dem Weg zur „smart city“ unterstützten.

Dem Sieger winken Investitionen in „zweistelliger Millionenhöhe“, unter anderem in Form von Infrastruktur- und Beratungsleistungen. Realisiert werden sollen damit unter anderem ein starkes Breitbandnetz, Systeme zur Verkehrslenkung, neue Angebote in der Gesundheitsversorgung, beim Bürgerservice oder für den Einzelhandel.

Es soll eine Plattform für alle Bereiche einer smarten Stadt geschaffen werden. In Heidelberg will die Verwaltung dafür eine eigene Digitalagentur gründen, um die künftigen Aktivitäten zu koordinieren. Ende Juni soll der Gemeinderat den entsprechenden Beschluss fassen.