Exklusiv Die gestiegenen Strompreise belasten in erster Linie die privaten Haushalte. Seit dem Jahr 2008 sind die Stromkosten für Privatleute durchschnittlich um 38 Prozent gestiegen.

Berlin - Die gestiegenen Strompreise belasten in erster Linie die privaten Haushalte. Seit dem Jahr 2008 sind die Stromkosten für Privatleute durchschnittlich um 38 Prozent gestiegen. Dies antwortete das Bundeswirtschaftsministerium auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion. Während Privatleute immer tiefer in die Tasche greifen müssen, sind die Strompreise für die rund 2000 energieintensiven Industrieunternehmen in diesem Zeitraum sogar gesunken. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums lag der Preis für stromintensive Großunternehmen im Juni 2014 um ein Prozent unter dem Preis von Juli 2008.

 

Grund für die unterschiedliche Entwicklung ist, dass sich die Preise an der Strombörse seit 2008 nahezu halbiert haben. Großverbraucher wie die Industrie können den Strom günstig über die Börse kaufen. Diese Möglichkeit haben Privatkunden sowie kleine und mittlere Unternehmen nicht. Zusätzlich profitieren energieintensive Unternehmen davon, dass sie fast vollständig von der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) befreit sind. Die Umlage beträgt 6,24 Cent pro Kilowattstunde. Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom zahlt für 2014 allein 218,40 Euro an Ökostromumlage. Energieintensive Betriebe belastet die Umlage kaum.

Die Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn erklärte dazu: „Leider ist bei den privaten Haushalten nur der preissteigernde Faktor angekommen.“ Man könne den Konsumenten nur raten, die Angebote der Versorgungsunternehmen stärker zu vergleichen. Höhn forderte, dass auch Industriebetriebe den Ausbau der erneuerbaren Energien bezahlen sollten. Bis jetzt werden sie von der EEG-Umlage größtenteils verschont. Die Grünen-Politikerin bemängelte, dass sich an diesem Zustand trotz der jüngsten EEG-Reform nichts ändere.

Aus der Antwort des Wirtschaftsministeriums geht auch hervor, dass aber nicht alle Unternehmen in gleichem Maße von günstigem Strom profitieren. Für die Betriebe, die nicht zu den energieintensiven Branchen zählen, verteuerte sich der Strompreis seit 2008 um ungefähr 14 Prozent. Diese Unternehmen haben zwar Vorteile, weil der Wettbewerb der Energiekonzerne um Firmenkunden ausgeprägter ist. Das führt zu niedrigeren Preisen. Anders als die stromintensiven Industriebetriebe müssen aber zum Beispiel das Handwerk und der Handel die volle EEG-Umlage entrichten. Weil sich die EEG-Umlage in den vergangenen Jahren verdoppelt hat, ist auch ein Teil der Wirtschaft von steigenden Stromkosten betroffen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte vor falschen Schlussfolgerungen. Nur eine vergleichsweise kleine Zahl aller deutschen Unternehmen profitiere von EEG-Ausnahmeregelungen für stromintensive Branchen. Der BDI wies auch darauf hin, dass die deutschen Unternehmen im europäischen Vergleich die höchsten Industriestrompreise bezahlen müssten. In Deutschland und Dänemark lägen die Preise für Industriestrom an der Spitze.