Der Stuttgarter Konzern erwartet ein hohes Umsatzwachstum mit energieeffizienten Lösungen. Denn der Mensch setzt auf Komfort und Sicherheit. Und das Internet spielt dabei eine wichtige Rolle.

Stuttgart - Stefan Hartung ist um anschauliche Beispiele nicht verlegen. „Viele Menschen besitzen Wochenendhäuser. Wenn der Eigentümer auf das Ziel zufährt, erkennt ein Sensor im Auto dies und sorgt dafür, dass die Heizung im Haus eine Stunde vor Ankunft automatisch hoch fährt“, erzählt Hartung, der in der Bosch-Geschäftsführung für die Energie- und Gebäudetechnik zuständig ist. Bei Bosch seien sieben bis acht Teams auf der Suche nach künftigen Anwendungen, erzählt Hartung. So sei aus den Niederlanden der Wunsch gekommen, eine Dusche anzubieten, die sich nach 15 Minuten automatisch abstellt.

 

Was futuristisch klingt, könnte bald Wirklichkeit werden. Die Technik macht es möglich, dass künftig immer mehr Dinge – egal ob Heizung, Klimaanlage oder Waschmaschine – miteinander vernetzt sind und sich aus der Ferne steuern lassen. Dies kann, wie beim Wochenendhaus, automatisch oder etwa vom Smartphone aus per Tastendruck geschehen.

Hintergrund solcher Angebote ist der Wunsch der Menschen nach mehr Komfort und Sicherheit. Aber es sind nicht zuletzt Gesetze und steigende Energiepreise, die den Markt treiben. Seit 1973 hat sich der weltweite Energieverbrauch verdoppelt, was zu einem deutlichen Anstieg der Energiepreise geführt hat. Und der Bedarf nach Öl, Gas und Strom wächst weiter, auch weil der Wohlstand etwa in Asien zunimmt. 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs entfällt dabei auf private und gewerbliche Gebäude, vor allem auf Heizungen und Klimaanlagen. Hier sieht Bosch denn auch ein enormes Einsparpotenzial: rund 75 Prozent aller installierten Heizungsanlagen seien ineffizient, sagt Hartung. „Es gibt noch enorme, ungenutzte Möglichkeiten, die Energieeffizienz in bestehenden Gebäuden durch verfügbare Technik deutlich zu verbessern“, so der Bosch-Geschäftsführer.

Haushaltsgeräte über das Internet steuern

Nicht zuletzt das Internet macht es möglich, dass Haushaltsgeräte künftig erst dann eingeschaltet werden, wenn der Strompreis gerade niedrig ist. Und die Heizung wird so reguliert, dass die gewünschte Zimmertemperatur erst unmittelbar vor der Ankunft erreicht wird. Bosch kommt dabei entgegen, dass bis 2015 bereits 75 Prozent aller Menschen Zugang zum weltweiten Datennetz haben werden. Und mehr als 6,6 Milliarden Dinge sollen dann mit dem Internet vernetzt sein; dazu zählen Fahrzeuge, telemedizinische Geräte, Sicherheitssysteme, Stromzähler, sowie Smartphones und Laptops.

Nach Schätzungen von Bosch ist der Weltmarkt an Energie- und Gebäudetechnik enorm groß: Allein bei privaten Kunden liege der Bedarf bei etwa 60 Milliarden Euro und das jährliche Wachstum bei 4,5 Prozent. Bei gewerblichen Kunden kommen sogar noch etwas höhere Zahlen zustande. Bosch will davon ein gehöriges Stück abhaben. 4,6 Milliarden Euro setzt der Stuttgarter Technologiekonzern, der seine Kompetenzen sowohl in Software-, Sensorik als auch in Speichertechnologien sieht, derzeit im Bereich Energie- und Gebäudetechnik um, bis 2020 soll der Umsatz auf acht Milliarden Euro gesteigert werden. Eine weitere Milliarde Euro soll mit Dienstleistungen für Unternehmen erlöst werden.