Die Stadtwerke Stuttgart starten durch: Bis Ende 2015 soll der Zahl der Kunden von 6000 auf 20.000 steigen. Dafür will die städtische Energietochter auch moderne Heizungen an Hausbesitzer vermieten und Handwerker als Partner gewinnen.

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) wollen ihr Angebot in diesem Jahr ausweiten: Die städtische Energietochter möchte mehr Bürger fürs Energiesparen sensibilisieren und örtliche Handwerker als Kunden und Kooperationspartner gewinnen. Die Energieerzeugung soll durch weitere Windräder, aber auch durch effiziente Blockheizkraftwerke ausgebaut werden.

 

Das neueste Kraftwerk der Stadtwerke dreht sich seit Weihnachten im Schwarzwald: An dem für 2,7 Millionen Euro generalüberholten Bürgerwindrad in Alpirsbach sind die SWS mit 40 Prozent beteiligt. „Wir haben 1,1 Millionen Euro investiert, um an diesem Standort zehnmal mehr Ökostrom als vorher zu erzeugen“, sagt Michael Maxelon, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Das alte Windrad sei durch ein leistungsstärkeres mit einer Leistung von 2,3 Megawatt ersetzt worden, das 1000 Haushalte versorgen könne.

Für 2015 sind 20 000 Kunden das Ziel

„Alpirsbach war eines der wenigen Windprojekte, das 2013 in Baden-Württemberg ans Netz gegangen ist“, betont Maxelon. Mit den bereits im Herbst erworbenen Windparks im westfälschen Everswinkel bei Münster und in Schwanfeld bei Schweinfurt verfüge man jetzt über 14 Windräder. „Dafür haben wir 2013 rund 50 Millionen Euro investiert“, sagt der Energiemanager. Die Windenergie solle einen erheblichen Teil des SWS-Ökostroms erzeugen. Außerdem seien etliche Millionen Euro in Fotovoltaikdächer, etwa auf dem Stuttgarter Großmarkt, geflossen.

Langsamer aufwärts geht es allerdings mit der Kundschaft. Die vor elf Monaten gestartete Vertriebsgesellschaft Stuttgart Energie hatte Ende 2013 rund 6000 Haushalte in der Kartei. „Das sind fast doppelt so viele wie die Hamburger Stadtwerke im Startjahr vorweisen konnten“, erläutert Maxelon. Diese hätten nach zwölf Monaten 3500 Kunden gehabt. Aber natürlich dominiere noch die EnBW in Stuttgart. „Bis Ende 2015 streben wir aber 20 000 Kunden an.“

Mit dem bis jetzt gewonnenen Kundenstamm hat das Unternehmen für den SWS-Geschäftsführer die Öko-Nische bereits verlassen. „Wir haben in Stuttgart Wurzeln geschlagen“, erklärt Maxelon. Man habe breite Schichten erreicht und sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Beratung kommt beim Bürger gut an

Künftig will der städtische Energieversorger aber noch stärker direkt auf die Haushalte zugehen. „Bei einem Pilotversuch in den Stadtbezirken Sillenbuch und Zuffenhausen haben wir damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Stadtwerke-Sprecher Jörg Oeser. Die Berater seien mit den Bürgern über die Themen Energiewende und Energiesparen gut ins Gespräch gekommen. Auch eine telefonische Umfrage bei 500 Haushalten habe im Herbst ergeben, dass die Stadtwerke schon 85 Prozent der Stuttgarter ein Begriff seien.

„Wir unterscheiden uns beim Direktmarketing aber klar von Unternehmen, die Drückerkolonnen losschicken“, betont Maxelon. Auch der SWS-Strompreis bleibe garantiert bis Ende 2014 stabil, weil man gestiegene staatliche Abgaben durch gesunkene Einkaufspreise ausgleichen könne. Eine transparente Preispolitik gehört für den Energiemanager zum SWS-Geschäftsprinzip. „Wir möchten uns stets fair und glaubwürdig gegenüber unseren Kunden verhalten.“

Mehr Dienstleistungsangebote geplant

Auch 2014 wollen die SWS ein Antreiber der Energiewende sein. „Wir möchten uns beim Handwerk und kleinen Industriebetrieben als verlässlicher Partner für saubere Energie etablieren“, so Maxelon. Viele Handwerker glaubten, dass ihre Strom- und Gaskosten nicht veränderbar seien. Aber mit guter Beratung und individuellen Lösungen sei viel Energie einzusparen.

„Wir arbeiten auch an Dienstleistungsangeboten für Hausbesitzer und Wohnungsbaugesellschaften“, ergänzt der SWS-Manager. Diesen möchten die Stadtwerke moderne Blockheizkraftwerke in die Heizungskeller stellen, die in Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Normalerweise dauere die Entwicklung solcher Dienstleistungskonzepte bis zu zwei Jahre. „Wir hoffen, unsere Angebote rascher auf den Markt zu bringen. Bei Installation und Wartung der Blockheizkraftwerke möchten wir mit Stuttgarter Handwerkern kooperieren“, betont Maxelon.

Mit Spannung sieht der SWS-Manager der bis spätestens März vorgesehenen Entscheidung der Stadt über die Konzessionsvergabe für Strom und Gas entgegen. „Wir glauben, dass wir ein aussichtsreiches Angebot abgeben haben und auch über das Know how zum Netzbetrieb verfügen.“

Mit den Stadtwerken als Eigner würden die Nutzungsentgelte für die Stuttgarter wegen des hochverdichteten Strom- und Gasnetzes in den nächsten 20 Jahren um rund eine Milliarde Euro sinken. „Das macht für die Kunden beim Strom gut einen Cent weniger je Kilowattstunde Ökostrom aus“, so Maxelon.