Hinter dem Städtchen Soufflenheim im Elsass wird bald gebohrt, und zwar nach Erdöl. Der Bürgermeister hofft auf weitere Energiequellen.

Soufflenheim - Eine grüne Wiese zwischen dem Eberbach und dem Damm hinter dem Städtchen Soufflenheim im Elsass: So sieht der Schauplatz für eine jetzt im Herbst geplante Probebohrung nach Erdöl aus. Steigende Rohölpreise und endliche Ressourcen machen die Förderung des schwarzen Goldes im französischen Nachbarland plötzlich wieder vor der Haustür lohnenswert. Spätestens seit Ende des 15.Jahrhunderts wussten die Menschen im Nordelsass um das Erdpech, sie nutzten es für medizinische Zwecke, etwa um Hauterkrankungen zu behandeln, und präparierten damit ihr Werkzeug und die Räder der Pferdewagen.

 

Nicht weit von Soufflenheim, in Merkwiller-Pechelbronn, wurde überhaupt zum ersten Mal in Europa Erdöl gefördert, im größeren Maßstab seit 1735. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Bohrtürme aufgegeben, Rohöl aus ferneren Regionen der Welt war um ein Vielfaches billiger. Auch in Soufflenheim, sonst für seine Töpfertradition bekannt, standen einmal Bohrtürme. "Damals war die Förderung laut und auffällig, es bestand die Gefahr, dass das Erdreich verunreinigt wurde", erinnert sich Bürgermeister Camille Scheydecker. "Es gab noch offene Becken - der Gestank war penetrant." Zwischen 1954 und 1968 lag die Ausbeute der 13 Bohrlöcher von Soufflenheim bei insgesamt 63.000 Tonnen Öl.

Geopetrol liefert über die Grenze hinweg nach Karlsruhe

Mehr als 40 Jahre später ist die Fördertechnik effizienter, der Preis pro Barrel rentabler auch für eine erneute Förderung im Elsass geworden. Hinter dem Konzessionsantrag für Soufflenheim stehen nun zwei Unternehmen: Millennium Geoventure und Geopetrol. Geopetrol fördert seit Anfang der 80er Jahre Rohöl im nördlichen Elsass. In bescheidener Menge zwar, im vergangenen Jahr waren es 6000 Tonnen. Das Unternehmen hat jedoch über die 90er hinweg seine Bohrfelder in Scheibenhard und Wintzenbach nicht weit von der nördlichen Regionsgrenze und in Eschau bei Straßburg niemals aufgegeben. "Heute ist unser Unternehmen hier rentabler denn je", sagt ein Mitarbeiter. "Wir arbeiten im Elsass mit drei Angestellten, sämtliche Investitionen haben sich amortisiert."

Seit die letzte Raffinerie in Ostfrankreich, im elsässischen Reichstett bei Straßburg, vor Kurzem geschlossen hat, liefert Geopetrol über die Grenze hinweg nach Karlsruhe. Mit einem vergleichbaren Personalbestand wird die Förderfirma mittels moderner Technik auch in Soufflenheim weiterarbeiten können. Viele Arbeitsplätze schafft die Ölförderung heutzutage nicht - für die Förderfirmen macht sie das wirtschaftlich umso interessanter. Millennium Geoventure besitzt die Rechte für die Bohrungen bei Soufflenheim. 2008/2009 fanden erste geologische Untersuchungen statt, doch erst mit der anstehenden Probebohrung wird sich erweisen, wie ergiebig das Vorkommen in 600 Meter Tiefe an dieser Stelle ist. Im besten Fall werden Millennium und Geopetrol dann an drei Stellen Öl fördern, über einen Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren hinweg. Stéphane Touche, Vorstandsvorsitzender von Millennium Geoventure, erhofft sich einen Ertrag von insgesamt 500.000 Tonnen.

Ein Konkurrent wartet auf die Entscheidung

Was auf den ersten Blick - trotz hoher Rohölpreise - exotisch klingen mag, ist in der französischen Grenzregion kein Einzelfall. Gemeinsam mit einem dritten Partner haben die beiden höchstwahrscheinlich künftigen Betreiber des Soufflenheimer Bohrfeldes für gleich sechs weitere Kommunen der Region von Sierentz ganz im Süden bis hinauf nach Lauterbourg an der nördlichen Grenze Bohrgenehmigungen beantragt. Ein Konkurrent wartet auf die Entscheidung weiterer Konzessionsanträge für Bollwiller im Südelsass und Obernai eine halbe Stunde von Straßburg.

Millennium und Partner stützen ihre Pläne in mehreren Fällen auf alte Bohrungen, die bis in die 70er Jahre von den Konzernen Elf und Total betrieben wurden. "Als der Preis pro Barrel damals auf einen historischen Tiefstand sank, brachte die Förderung nicht mehr genügend Gewinn", sagt Bertrand Launois von Geopetrol. Die Felder wurden aufgegeben.

Geschätzte 150.000 Euro Gewerbesteuer bilden für Soufflenheims Bürgermeister Scheydecker heute nicht den Hauptanreiz, dass er seine Zustimmung für die Bohrung gegeben hat. Scheydeckers Hoffnung ruht auf einer anderen Form der Energiegewinnung, die im Nachbarland Deutschland gleichwohl heiß umstritten ist: der Geothermie. "Wo Erdöl vorkommt, findet man im Boden auch heißes Wasser", sagt der Bürgermeister. Sollte Millennium in der Tiefe auf heißes Wasser stoßen, wäre das für seine Gemeinde ungleich interessanter. Er sollte sich vorher in Staufen im Breisgau erkundigen.