Energiewende bei der EnBW Ab 2026 wird keine Kohle mehr in Stuttgart verbrannt
Eine der größten Wärmepumpen in Deutschland geht im Kraftwerk in Stuttgart-Münster in Betrieb. Rund 10 000 Haushalte sollen so mit Fernwärme versorgt werden.
Eine der größten Wärmepumpen in Deutschland geht im Kraftwerk in Stuttgart-Münster in Betrieb. Rund 10 000 Haushalte sollen so mit Fernwärme versorgt werden.
„Es ist ein wichtiger Tag für die EnBW und ein wichtiger Schritt zu mehr Klimaneutralität in der Region Stuttgart“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers EnBW, Georg Stamatelopoulos. Schließlich wurde am Montag die neue Großwärmepumpe am Kraftwerk in Münster offiziell in Betrieb genommen. Nach einem Probelauf im April soll die Anlage in Zukunft bis zu 24 Megawatt Leistung erzeugen. „Rund 10 000 Haushalte können so mit Fernwärme versorgt und rund 15 000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden“, belegte Stamatelopoulos seine Freude mit Zahlen. Bislang stammen immer noch 85 Prozent der Fernwärme in der Neckarregion aus fossilen – Kohle und Gas – Brennstoffen. Mit der neuen Großwärmepumpe kann der Anteil um zehn Prozent verringert werden.
Um als „Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland“ zu dienen, hat die EnBW kräftig investiert. Rund 17 Millionen Euro hat die neue 300 Tonnen schwere Anlage von Mitsubishi und Johnson Controls gekostet. Betrieben wird die Pumpe mit dem Abwasser aus den Turbinen des Restmüllheizkraftwerks. Dem zur Kühlung dienenden Neckarwasser – immerhin 4300 Kubikmeter pro Stunde – wird dabei schrittweise bis zu vier Grad Wärme entzogen. Das Fernwärme-Wasser kann damit auf bis zu 90 Grad erhitzt werden.
Da laut Stamatelopoulos der benötigte Strom ebenfalls aus grüner Energie stammt, wird die Großwärmepumpe im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Reallabore der Energiewende“ mit rund der Hälfte der Investitionsmittel von der Bundesregierung gefördert.
Damit nicht genug, fließen derzeit am historischen, mehr als 100 Jahre alten Standort in Münster weitere rund 200 Millionen Euro in den Bau zweier neuer Gaskessel mit einer Leistung von bis zu 124 Megawatt Stunden. Diese sollen bis zum Jahr 2025 die bisherigen Kohlekessel ersetzen. An den EnBW-Standorten in Esslingen-Altbach und Heilbronn soll dieser „Fuel Switch“ 2026 erfolgen. Zwar wird zunächst von Kohle auf Gas lediglich von einem auf einen anderen fossilen Brennstoff umgestellt. Zum einen werde so aber bis zu 60 Prozent weniger Kohlenstoff ausgestoßen. Zum anderen soll bis in den 2030er-Jahren der vollkommene Umstieg auf Wasserstoff und somit zu vollkommen klimaneutral erzeugtem Strom und erzeugter Wärme erfolgen.
Die neue Wärmepumpe am Kraftwerk Münster ist eine von derzeit lediglich fünf Anlagen dieser Größenordnung in Deutschland – „zwei davon stehen in Baden-Württemberg“. Neben Stuttgart in Mannheim. Das zeige, dass man die Wärmewende im Land sehr ernst nehme, betonte Thekla Walker (Grüne), die baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Und noch einen weiteren Vorteil gewinnt sie aus dem Standort Münster angesichts sommerlichen 30 Grad. Bislang wurde das Kühlwasser direkt in den Neckar zurückgeleitet. Angesichts des nicht mehr zu verleugnenden Klimawandels könne man so ein Stück weit den Fluss vor drohender Überhitzung schützen.
„Wir haben für die Energiewende noch viel zu tun“, betonte Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold. Dies ginge nicht immer ohne sichtbare Veränderungen im Hinblick auf die Diskussion um Windräder im Tauschwald – ganz im Gegensatz zu den Umbauten der EnBW im Kraftwerk Münster.