Jüngst haben Enkeltrickgauner einer Seniorin in Filderstadt-Bernhausen ihr Erspartes abgeluchst. Was kann man tun, um nicht auf diese Masche hereinzufallen? Was die Polizei und die Banken dazu raten, sagen wir Ihnen hier.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filder - Erst in der vergangenen Woche waren Enkeltrickbetrüger in Bernhausen erfolgreich: Einer der Diebe rief bei einer alten Dame an, behauptete, ein entfernter Verwandter zu sein und Geld für ein Geschenk für seine Frau zu brauchen. Die Frau hob auf der Bank mehrere tausend Euro von ihrem Sparbuch ab und gab es einem Komplizen des Betrügers. Im Internet und in Leserbriefen an unsere Zeitung ist diese Polizeimeldung eifrig diskutiert worden: Während sich die einen fragen, warum es immer noch Leute gibt, die auf diesen Trick hereinfallen, wundern sich andere, warum die Bank nicht schützend eingegriffen hat.

 

„Das letzte Wort hat der Kunde“

Doch dürfen die Banken das überhaupt? Die Mitarbeiter wissen, wie beim Enkeltrick vorgegangen wird, doch was passiert, wenn ein Kassierer Verdacht schöpft? „Wir haben einen riesigen Vorteil: Wir haben eine Geschäftsstelle, kein riesiges Filialnetz, und wir kennen jeden Kunden, der bei uns hereinkommt“, sagt Martin Kittelberger, Vorstandsmitglied der Echterdinger Bank. „Wir erfahren recht viel, weil die Kunden uns gut kennen.“ So hätten die Mitarbeiter ein gutes Gespür dafür, was vielleicht aus der Reihe fällt. Die Mitarbeiter werden außerdem umfassend geschult, erklärt Kittelberger: „Bei unseren monatlich stattfindenden Workshops geht es um aktuelle Themen, da wird das Sicherheitsthema Bargeld oft angesprochen.“ Bei den jährlichen Schulungen ist der Enkeltrick ebenfalls Thema, oft in Zusammenarbeit mit der Polizei.

Ähnliches berichtet Sabine Auch, Sprecherin der Bernhauser Bank. „Wir kennen unsere Kunden. In den meisten Fällen, besonders bei den älteren Menschen, die vorrangig Zielgruppe für den Enkeltrickbetrug sind, sind das über Jahre gewachsene Kundenbeziehungen.“ Hat ein Mitarbeiter das Gefühl, der Kunde mache etwas für ihn Untypisches, könne er nachhaken. Sabine Auch betont aber: „Das letzte Wort hat der Kunde.“ Wolle er das Geld unbedingt abheben, könne die Bank ihn nicht davon abhalten. „Der Kunde hat keine Auskunftspflicht uns gegenüber, was er mit dem abgehobenen Geld vorhat.“

Sie erklärt: „Für uns ist es oft eine schwierige Gratwanderung: Wenn wir beim Kunden nachfragen, tun wir dies entweder, weil wir gesetzlich vorgeschriebene Daten erfassen, oder weil wir ihn vor Missbrauch schützen wollen. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich die Privatsphäre des Kunden respektieren und wahren.“

Die Polizei warnt in Pflegeheimen und Seniorenzentren vor dem Enkeltrick

Was die Polizei rät, ist eindeutig: „Fragen Sie genau nach, wenn sich ein Anrufer bei Ihnen meldet, seinen Namen nicht nennt oder vorgibt, ein Verwandter zu sein.“ Beliebt seien vertraut klingende Anreden wie „Hallo, ich bin’s!“, „Weißt du, wer dran ist?“ oder „Kennst du mich nicht?“. Wer Verdacht schöpft, soll sofort die Polizei verständigen. Fremden soll man niemals Geld aushändigen. „Zum Enkeltrick und auch den Betrügern, die sich als Polizisten ausgeben, machen wir viel Prävention“, erklärt Christian Wörner vom zuständigen Polizeipräsidium in Reutlingen. Die Präventionsbeamten seien oft in Seniorenzentren, Pflegeheimen oder auf Kaffeenachmittagen unterwegs, um vor dem Enkeltrick zu warnen.

„Manche Leute sind zu arglos“, weiß Sieglinde Lichtmaneker. Sie engagiert sich ehrenamtlich beim Altenzentren-Förderverein Filderstadt und der Begegnungsstätte „Treffpunkt am Lindle“ in Bonlanden. Das Wissen um den Enkeltrick sei aber verbreitet. „Vergangenen Herbst haben wir ein Theaterstück zur Prävention organisiert, da war der Saal voll.“ Sie betont: „Man kann nicht oft genug darüber reden, jeder muss es wissen, dass es diese Betrugsmasche gibt.“ Offenheit sei am wichtigsten: „Die Leute dürfen nicht für sich behalten, wenn so etwas passiert ist oder versucht worden ist.“ Nur so, meint Lichtmaneker, hätten die Betrüger keinen Erfolg mehr.