Der VVS entscheidet am Dienstag über die zum 1. 1. 2017 vorgesehenen Tariferhöhung von 1,9 Prozent. Dafür ist eine Mehrheit sicher. Umstritten ist, wie die Erhöhung auf einzelne Tickets verteilt wird.

Stuttgart - Horst Stammler hat als VVS-Geschäftsführer harte Wochen hinter sich. Als Abgesandter des Verkehrs- und Tarifverbunds, in dem die öffentliche Hand und die Verkehrsunternehmen vertreten sind, musste er in den Gremien der Region und der Kreise die von Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), Deutscher Bahn und Busbetrieben beschlossene Tariferhöhung um 1,9 Prozent zum 1. Januar 2017 verteidigen. Unter den Kreis- und Regionalräten war die Kritik so laut wie selten, was sich auch in äußerst knappen Mehrheiten für die Erhöhung niederschlug. Die Gesellschafterversammlung des VVS wird trotz des Unmuts am Dienstag die Erhöhung aber beschließen.

 

Ungewiss ist freilich, wie die Steigerung auf einzelne Ticketarten verteilt wird. Dem ursprünglichen Plan, alle Fahrkarten möglichst gleichmäßig einzubeziehen, war nämlich der mächtige SSB-Aufsichtsrat unter Vorsitz von OB Fritz Kuhn (Grüne) nicht gefolgt. Er verlangt eine Nullrunde bei den 9-Uhr-Umwelttickets, um damit Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten attraktiver zu machen und die Busse und Bahnen in den Spitzenstunden zu entlasten. Zum Ausgleich der entgangenen Einnahmen von 420 000 Euro sollten die Monats- und Jahrestickets im Berufsverkehr überproportional – um bis zu 2,4 Prozent – teurer werden.

Doch dagegen liefen die Regional- und Kreisräte Sturm. Der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung lehnte den SSB-Vorschlag rundweg ab. Den Berufstätigen dürfe als treuen VVS-Kunden nicht zusätzlich in die Tasche gegriffen werden. Wenn die SSB den Preis fürs 9-Uhr-Ticket nicht erhöhen wolle, solle sie halt auf die Einnahmen verzichten oder darauf hoffen, dass durch Fahrgastzuwächse – wie in den vergangenen Jahren – ohnehin mehr Geld als geplant in die Kassen der Verkehrsunternehmen komme.

Es könnte „Apitz auf Knopf“ ausgehen

Auch in den Gremien der Kreistage fand die Idee keinerlei Unterstützung. „Ich sehe nicht ein, dass wir die ohnehin schon stark rabattierten 9-Uhr-Tickets nicht erhöhen und das den Inhabern von Dauerkarten aufbürden“, sagte der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Sollte der Vorschlag am Dienstag auf den Tisch kommen, hat ihn der Kreistag beauftragt, mit Nein zu stimmen. Das sei auch die Position der Vertreter der anderen VVS-Kreise Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr, bestätigte Einingers Pressesprecher Peter Keck die Allianz der Region und der vier Kreise gegen die SSB und die Stadt Stuttgart. Offenbar ist dies auch beim VVS angekommen, wo für diesen Dienstag ein Kompromiss ausgetüftelt wird. Andernfalls, so kündigte Eininger Anfang Juli schon mal an, „wird das Spitz auf Knopf“.

Die Vertreter der Kreise und der Region werden auch darauf dringen, dass das Tarifgefüge außerhalb Stuttgarts einfacher und preiswerter wird. Aber auch aus dem Stuttgarter Rathaus kommen Wünsche: Die Grünen-Fraktion bringt ein 9-Uhr-Firmenticket ins Gespräch – als Anreiz für Berufspendler, den ÖPNV nach der Hauptverkehrszeit zu nutzen. „In Stuttgart machbar, aber doch nicht für Pendler aus der Region“, meint dazu ein Regionalrat.