Nachdem bei Erdwärme-Bohrungen Häuser in Leonberg beschädigt worden sind, weist Umweltminister Untersteller die Verantwortung von sich.

Leonberg - Die Pannen wegen der Erdwärmebohrungen in Leonberg-Eltingen (Kreis Böblingen) sind eine Fortsetzungsgeschichte ohne Ende. Doch wenngleich sich täglich weitere verantwortliche Politiker zu Wort melden, haben die mehr als 20 betroffenen Hausbesitzer, deren Immobilien und Grundstücke durch teilweise massive Risse enorm an Wert verloren haben, kaum Aussicht auf Hilfe.

 

Wie der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller am Donnerstag erklärte, können die Eigentümer in Eltingen nicht auf eine finanzielle Entschädigung durch das Land hoffen. Der grüne Politiker reagierte damit auf eine Anfrage der Leonberger Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz (CDU) sowie auf ein Schreiben des Böblinger Vizelandrats Wolf Eisenmann. Beide sind der Ansicht, das Land dürfe die betroffenen Hausbesitzer nicht alleine lassen, sondern solle eine finanzielle Hilfe wie im Fall des Breisgaustädtchens Staufen leisten. Dort hatte das Land einen Fonds aufgelegt, nachdem im Jahr 2007 bei Erdwärmebohrungen an fast allen Häusern in der Altstadt ein Gesamtschaden von rund 50 Millionen Euro entstanden war.

Untersteller schlägt Solidarfonds vor

Dieses Modell sei jedoch nicht auf Leonberg übertragbar, teilte das Umweltministerium bereits vor wenigen Tagen mit. Denn anders als in Eltingen, sei der Schaden in Staufen so hoch, dass es für die Betroffenen keine Chance auf einen Schadenersatz gebe. Und am Donnerstag dann bekräftigte der Minister Untersteller: "Zuerst ist in Leonberg der Verursacher in die Pflicht zu nehmen, nicht die Allgemeinheit."

Dessen grün-rote Regierung zieht gleichwohl Konsequenzen aus den Vorfällen: Ab sofort dürfen Erdwärmebohrungen nur noch innerhalb des obersten Grundwasserstockwerks durchgeführt werden. Damit könne man ausschließen, dass zwei Grundwasserschichten durch die Bohrungen miteinander vermischt würden. Genau dies hatte in Eltingen offenbar die Gebäudeschäden ausgelöst. Diese Auflage könne aufgehoben werden, wenn die Geothermiebranche "praxistaugliche Vorschläge für bessere Qualitätsstandards" vorlege. Vorschläge wie Betroffene rasch entschädigt werden können, erwartet der Minister ebenfalls. "Da könnte ich mir einen Solidarfonds vorstellen", sagte Untersteller.

Gemeinderat entscheidet über Soforthilfe

In den vergangenen Tagen hatten sich das Land und der Kreis über die Zuständigkeit für eine Soforthilfe gestritten. Dies sei die Sache das Landratsamtes, meinte das Ministerium. Schließlich habe dies die Bohrung genehmigt. Das Landratsamt seinerseits schob den Schwarzen Peter zurück ans Land. Man führe lediglich Landesverordnungen aus-und habe dies im Falle der Genehmigung für die Eltinger Bohrung korrekt getan. Der Verursacher der Misere steht für das Landratsamt ohnehin fest: Die Bohrfirma habe die Auflagen des Amtes nur unzureichend eingehalten, schreibt der Vizelandrat Wolf Eisenmann. Weil aber Restrisiken offensichtlich nie ganz auszuschließen seien, müsse das Land seiner Verantwortung gerecht werden.

 Ungeachtet dieser Debatte hat der Leonberger Stadtrat Bernd Mörk (Neue Liste) vorgeschlagen, für die Betroffenen eine Soforthilfe über 150.000 Euro aus städtischen Mitteln bereitzustellen. Darüber soll der Gemeinderat am kommenden Donnerstag entscheiden.

Hintergrund: Wasser statt Wärme: Noch ein Problem mit der Geothermie

Parallele Auch in Renningen (Kreis Böblingen) sind bei einer Erdwärmebohrung Probleme aufgetreten. Wie jetzt bekannt wurde, ist Ende Juli am südlichen Stadtrand das Grundwasser abgesackt. Den ersten Ermittlungen zufolge sind dort-wie in Leonberg-bei einer Bohrung für eine Erdwärmepumpe durch das Bohrloch zwei grundwasserführende Schichten miteinander verbunden worden. Darauf floss Wasser aus dem oberen Hohlraum in den unteren.

 Unterschied Anders als in Leonberg gibt es allerdings noch keine Setzungen an den Häusern. Der Schaden sei vielmehr bemerkt worden, weil Brunnen, die sich hier in der Talsenke des Rankbachs befinden, trocken gefallen seien. Ob und wie Auflagen des Landratsamtes von der beauftragten Bohrfirma be- oder missachtet wurden, sollen außerdem noch Gutachter herausfinden. Ebenfalls anders als in Leonberg ist die Bohrfirma allerdings sehr kooperativ.