Die Erinnerung an den gebürtigen Stuttgarter Fritz Bauer in der Stadt könnte intensiver sein. Das wurde anlässlich seines 120. Geburtstags deutlich – und soll sich jetzt ändern.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Die Defizite der Stadt Stuttgart im Umgang mit dem Andenken an den Widerständler und Nazi-Jäger Fritz Bauer sollen nicht länger fortbestehen. Der für Kultur zuständige Erste Bürgermeister Fabian Mayer kündigte als Reaktion auf unsere Berichterstattung zum 120. Geburtstag des gebürtigen Stuttgarters an, dass er entschlossen sei, „für ein angemessenes Gedenken an Fritz Bauer in Stuttgart einzutreten. Wir gehen das an. Mit voller Überzeugung“, sagte er unserer Redaktion.

 

In einem ersten Schritt prüfe man, ob die Anregung von Schülerinnen und Schülern des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums nach einer Gedenktafel am früheren Wohnort Fritz Bauers in der Wiederholdstraße im Stuttgarter Norden kurzfristig realisierbar sei: „Außerdem wird sich unser Stadtpalais (Stadtmuseum) mit Fritz Bauer beschäftigen. Ich könnte mir eine Ausstellung zu seinem Leben und Wirken – mit Bezügen zu Stuttgart – sehr gut vorstellen.“ Zuvor hatte schon die SPD-Gemeinderatsfraktion erklärt, sie wolle sich für eine Gedenktafel einsetzen.

Fritz Bauer hat starke Bezüge zu Stuttgart. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend hier und besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Nach seinem Jurastudium wurde er in Stuttgart jüngster deutscher Amtsrichter. 1933 ließen ihn die Nazis im Amtsgericht verhaften. An den späteren Generalstaatsanwalt von Hessen, der 1963 die Auschwitzprozesse in Gang brachte, erinnert in Stuttgart bisher nur eine Straße in Sillenbuch. Auch der Große Saal des Amtsgerichts ist nach ihm benannt.

Kritik von Rezzo Schlauch

Der frühere Grünen-Politiker und Jurist Rezzo Schlauch hat diese Zurückhaltung im Interview mit unserer Zeitung kritisiert: „Die Stadt Stuttgart, die Justiz Stuttgart und das Justizministerium sind aufgerufen, das Leben und das Wirken von Fritz Bauer mit Veranstaltungen aller Art für Juristen, für Schüler, Studenten und für die gesamte Stadtgesellschaft lebendig zu halten und im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.“