Erneuerbare Energien in Ingersheim Verdruss über Region wegen Windradplänen

Das bislang einzige Windrad im Kreis Ludwigsburg dreht sich in Ingersheim. Foto: vat

Die Bürgermeisterin von Ingersheim (Kreis Ludwigsburg) versteht nicht, warum kein Standort für eine zweite Anlage im Ort vorgesehen ist. Das hat aber durchaus seine Gründe.

Wenn sich in einer Gemeinde Ärger wegen eines Windrads zusammenbraut, dann in der Regel, weil Bürger gegen den Bau Sturm laufen. In Ingersheim entzündet sich der Ärger indes momentan daran, dass im Entwurf zum neuen Regionalplan kein Standort für ein zweites Windrad vorgesehen ist. „Es kann nicht sein, dass ein Ort das möchte, aber der Verband Region Stuttgart sagt: ,Nein, ihr dürft nicht‘“, sagt Bürgermeisterin Simone Lehnert. „Was ist das für ein Signal?“, fragt sie verwundert.

 

Deshalb habe die Kommune eine Stellungnahme an die Region versandt, wonach ein Areal aufgenommen werden möge, das sich in der Nähe des schon lange laufenden und bis heute einzigen Windrads im Landkreis in Richtung Wald befinde. Die Energiegenossenschaft Ingersheim und Umgebung stehe hier als Bauherr abermals in den Startlöchern. Das Grundstück könnte gepachtet werden, ein Großteil der Bevölkerung begrüße das Vorhaben, sagt deren Vorstand Dieter Hallmann. Ihre ablehnende Haltung begründe die Region damit, dass dort laut Windatlas nicht genug Leistung erreicht werden könne. Aber das bestehende, mehr als zwölf Jahre alte Windrad habe längst bewiesen, dass sich trotz gegenteiliger Prognosen auf dem Papier eine Anlage wirtschaftlich betreiben lasse. „Wir glauben, dass sich mit den Windverhältnissen auch ein zweites Projekt erfolgreich aufsetzen ließe“, sagt Hallmann.

Thomas Kiwitt, Technischer Direktor des Verbands Region Stuttgart (VRS), kann die Kritik aus Ingersheim sogar nachvollziehen. Zumal die Gemeinde gute Erfahrung mit der Energiegewinnung per Windkraft gemacht habe. „Aber aus Sicht der Regionalplanung steht im Vordergrund, dass das regionalplanerische Verfahren ohne Abwägungsfehler verläuft“, betont Kiwitt.

Wind muss ausreichend stark sein

Der VRS-Chefplaner muss etwas ausholen, um zu erklären, warum der zweite Standort in Ingersheim im Entwurf nicht vermerkt ist. Er erinnert daran, dass in der Region 1,8 Prozent der gesamten Fläche für den Bau von Windrädern freigehalten werden muss. Werde dieses Ziel verfehlt, drohe ein Wildwuchs. Die Anlagen könnten dann überall errichtet werden, wo keine besonderen Gründe wie der Lärmschutz dagegen sprächen. Um das zu verhindern, dürften aber nicht irgendwelche x-beliebigen Flächen auserkoren werden, sondern nur solche, in denen der Wind nachweisbar in ausreichender Stärke blase. „Bei der Ausweisung eines Bereiches ohne ausreichendes Windpotenzial läge das Risiko darin, dass die regionalplanerischen Flächen rechtlich angreifbar wären – und dann die gewünschte planerische Steuerung nicht erreicht werden könnte“, erläutert Kiwitt.

Um jetzt auf Ingersheim zurückzukommen: bei diesem Standort ist es laut dem Technischen Direktor eben genau so, dass ihm der Windatlas des Landes als maßgeblicher Orientierungspunkt nicht die benötigte Mindest-Windleistungsdichte von 215 Watt attestiert. Also habe das Areal nicht in die Planungen aufgenommen werden können. Man sei aber erst im Entwurfsstadium, die Regionalversammlung werde sich mit der Stellungnahme der Gemeinde auseinandersetzen. „Insofern ist noch offen, welche Vorranggebiete ausgewiesen werden“, betont Kiwitt.

Über den Bebauungsplan geht es auch

Doch selbst wenn der VRS den Daumen senken sollte, gäbe es ein Hintertürchen für die Gemeinde. Das Ministerium für Landesentwicklung wolle es ermöglichen, auch außerhalb der Vorrangflächen Windräder zu errichten, sagt Kiwitt. Die Kommunen müssten die Grundlage dafür dann über einen entsprechenden Bebauungsplan schaffen.

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