Eröffnung in Holzmaden Urweltsteinbruch startet in die Saison
Der Urweltsteinbruch in Holzmaden ist nach einer mehrmonatigen Umbauphase wiedereröffnet. Fossilienfans dürfen vor Ort auf die Suche nach Funden gehen. Das sind die Neuheiten.
Der Urweltsteinbruch in Holzmaden ist nach einer mehrmonatigen Umbauphase wiedereröffnet. Fossilienfans dürfen vor Ort auf die Suche nach Funden gehen. Das sind die Neuheiten.
Na, wenn das kein Erfolg ist nach nicht mal zehn Minuten. Stolz zeigt der Bub seinen Ammoniten her, den er gerade eigenhändig im Schiefer freigeklopft hat. „Die da drüber haben was von einem Dino gefunden“, ruft sein Freund aufgeregt und springt sogleich von dannen. Der Achtjährige aus Leinfelden-Echterdingen, der gerade die Millionen Jahre alten versteinerten Überreste eines längst ausgestorbenen Wassertieres freigelegt hat, feiert heute seinen Geburtstag mit zahlreichen Freunden, seinen Eltern und der sechsjährigen Schwester, und für die Party haben sie alle sich etwas Besonders ausgesucht: Sie suchen mit Hammer und Meißel nach echten Fossilien. Zwischen Schieferplatten und Gesteinssplittern wuseln die Kinder umher. Sie klopfen und hämmern im Schatten von Dinosaurierskulpturen. Hier herrscht Jurassic-Park-Feeling.
Nach einer mehrmonatigen Umbauphase hat pünktlich zum Start der Osterferien der Urweltsteinbruch in Holzmaden wiedereröffnet, und das mit einer ganz neuen Konzeption. Im Herzen des kleinen Ortes werden die Gäste zunächst im neuen Shop empfangen. In Vitrinen und auf Tischen, die um einen goldfarbenen T-Rex-Schädel herum angeordnet sind, kann man Fossilien, Mineralien, versteinerte Holzstücke und Meteoriten kaufen, ebenso Spiele und Bücher. In einem Nebenraum hat – ebenfalls neu – eine Galerie mit großen Naturkunstobjekten aus aller Welt eröffnet, die bis zu 250 Millionen Jahre alt sind. Verantwortlich dafür ist die 29-jährige Camilla Guhr. Sie hat den Steinbruch im vergangenen Jahr übernommen. Und das nicht von ungefähr. Sie stammt aus einer Familie, in der bereits in der vierten Generation mit derartigen Objekten gehandelt wird und in der sich vor allem eine enorme Privatsammlung angehäuft hat.
Holzmaden, das ist das Örtchen, auf das an der Autobahn 8 das Bild eines Meereskrokodil-Fossils hinweist. Die Gemeinde im Vorland der Schwäbischen Alb liegt in einem Posidonienschiefer-Gebiet, das sind besonders fossilreiche Sedimentgesteinsschichten aus dem Unterjura. Rund um Holzmaden wurden bereits zahlreiche bemerkenswerte Funde gemacht – von versteinerten Seelilien über Fische bis hin zu Ichthyosauriern und anderen Reptilien aus einem Land vor unserer Zeit. Ab dem späten 19. Jahrhundert erreichte Holzmaden deswegen Weltruhm, liest man auf der Homepage der Gemeinde. Beim Versuch, Schieferöl zu gewinnen, habe man in den 1860er Jahren bestens erhaltene, etwa 180 Millionen Jahre alte Meeresfossilien entdeckt. 2023 verlieh das Innenministerium Holzmaden offiziell die Zusatzbezeichnung Urweltgemeinde.
Camilla Guhr will das augenscheinlich aufgreifen. „Mir war wichtig, dass man den Kindern einen paläontologischen Hintergrund gibt“, erklärt sie. Der Steinbruch solle „nicht nur ein Klopfplatz“ sein, daher befindet sich nun im Untergeschoss des Gebäudes eine nagelneue interaktive Wissensausstellung, in der Kinder, aber freilich auch Erwachsene mehr zum Thema Fossilien und Gesteine sowie zu den Tieren, die vor Millionen von Jahren hier lebten, erfahren.
Nicht alles ist pünktlich zum Ferienstart fertig geworden. „Man unterschätzt das“, sagt Camilla Guhr. In einem zweiten riesigen Raum im Untergeschoss, dem Museum, wird noch gewerkelt. Dort werden neben Dinosaurierskulpturen, die sich bereits unter den früheren Inhabern, der Familie Fischer, hier befunden hatten, Mineralien und Fossilien aus dem Besitz von Camilla Guhrs Familie aufgebaut. In einzeln abgetrennten Schatzkammern, die in Blau gehalten sind, um ein Gefühl des Unter-Wasser-Seins zu vermitteln, sollen in gut zwei Monaten paläontologische und mineralogische Raritäten zu sehen sein, etwa eine 2,5 Milliarden Jahre alte Tigereisen-Platte aus Australien.
Die neue Inhaberin des Steinbruchs hat ganz offensichtlich viel vor. Die Gastronomie soll erweitert werden, auch spricht sie von einer Kooperation mit dem Naturkundemuseum in Stuttgart, die vertieft werden soll. So soll der Steinbruch künftig auch Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Hauptsächlich sollen aber Familien und Schulklassen von der Einrichtung profitieren. Der erste Kindergeburtstag, der im neu eröffneten Urweltsteinbruch über die Bühne gegangen ist, sieht nach einem vollen Erfolg aus. Die Tupperdose der Familie des achtjährigen Geburtstagskindes füllt sich jedenfalls. Denn was man im Steinbruch findet, darf man mit nach Hause nehmen.
Öffnungszeiten
Der Urweltsteinbruch in Holzmaden, Aichelberger Straße 75, ist ab sofort dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, ebenso an Feiertagen. Der Montag ist normalerweise ein Ruhetag, in den Osterferien entfällt dieser allerdings.
Eintrittspreise
Tageskarten für den Wissensparcours und den Steinbruch sind am Eingang sowie online erhältlich und kosten sechs Euro für Vier- bis 16-Jährige und neun Euro für Jugendliche und Erwachsene. Es gibt Familien- und Gruppentarife. Hammer und Meißel können vor Ort gegen eine Gebühr ausgeliehen werden, man kann aber auch eigenes Werkzeug mitbringen. Gefundene Fossilien sind im Preis inbegriffen. Der Eintritt in den Shop und in die Galerie ist kostenfrei. Davon unberührt ist das Urweltmuseum Hauff gegenüber. Die Einrichtungen sind voneinander getrennt.
Weitere Informationen
unter www.urweltsteinbruch.de