Seit diesem Schuljahr sind die Leseklassen im Kreis Ludwigsburg Geschichte. Anstatt Schüler mit Lese- oder Schreibproblemen für drei Monate in eine Förderklasse zu schicken, setzt das Staatliche Schulamt Ludwigsburg nun stärker auf Prävention. „Das ist neu“, sagt die Leiterin Gabriele Traub. „Die Schüler werden rechtzeitig, vom ersten Schultag an, in den Blick genommen, damit sich die Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) erst gar nicht ausbildet.“ Im Dezember sollen die ersten Lehrer von der Würzburger Bildungsforscherin Petra Küspert auf einer eintägigen Fortbildung dafür geschult werden. Küspert vertritt die Auffassung, dass eine tägliche Lernzeit von 20 bis 30 Minuten ausreiche. „In dieser Zeit können sich Schüler optimal konzentrieren und Neues aufnehmen.“

 

Hat das Leseklassenkonzept, das täglich einen vier- bis fünfstündigen Unterricht mit dem Schwerpunkt Lesen und Schreiben vorsah, die Schüler somit überfordert? Das will Traub nicht bewerten. Sie ist überzeugt, dass mit der neuen, präventiv angelegten Lehrmethode viele Kinder erst gar keine Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickeln werden. Zwar gebe es bereits jetzt an jeder Schule eine Koordinator, einen LRS-Lehrer. Doch nun sollen mehr Lehrer für die Leseförderung und Diagnostik geschult werden. „Das war bislang noch nicht flächendeckend möglich“, sagt Traub. Zudem werde es nicht bei dem einen Schulungsnachmittag bleiben. Bis Sommer seien mindestens drei weitere Fortbildungen mit Petra Küspert geplant.

Die 28 Zweitklässler, die noch auf der Warteliste für eine Leseklasse standen, bekommen nun eine tägliche Förderung von 20 bis 30 Minuten. Gegeben wird dieser Zusatzunterricht an zehn Schulen im Kreis, unter anderem an der Konrad-Kocher-Schule in Ditzingen. Dafür gibt es kreisweit ein Deputat von 36 Lehrerstunden. Die unterrichtenden Lehrer sind nach Aussagen von Gabriele Traub keine speziell geschulten LRS-Lehrer. Diese Intensivförderung werde fortgesetzt, sagt Traub. Denn „es wird weiter Kinder geben, die eine intensivere Förderung benötigen“. Die Stunden dafür würden den Schulen künftig nach Bedarf flexibel zugewiesen.