Im Februar ist die Teuerungsrate in Deutschland erstmals seit 2012 über zwei Prozent gestiegen. Zugleich liegen die Zinsen auf niedrigstem Niveau. Die Ersparnisse werden schleichend entwertet. Bleibt die Europäische Zentralbank dennoch bei ihrem Kurs?

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - An den Tankstellen ist es schon seit einigen Monaten zu sehen: Die Zeit der niedrigen Preise ist vorbei. Nun hat die Inflationsrate insgesamt den höchsten Stand seit 2012 erreicht. Vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag dringen deshalb viele deutsche Ökonomen auf einen Kurswechsel: Die Notenbank müsse aufhören, den Euroraum mit Geld zu fluten. Doch die Chancen darauf sind gering.

 
Warum steigen die Preise wieder schneller?
Im Februar lagen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten in Deutschland um 2,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Inflationsrate erreichte damit den höchsten Wert seit August 2012, wie das Statistische Bundesamt auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Größter Preistreiber war demnach die Energie: Die Kosten für Kraftstoffe und Heizung lagen rund sieben Prozent höher als vor zwölf Monaten. Nahrungsmittel verteuerten sich um gut vier Prozent.
Besteht die Gefahr, dass die Inflation ausufern wird?
Experten verneinen. Die meisten rechnen damit, dass die Inflationsrate schon im März wieder etwas niedriger ausfällt und im Jahresdurchschnitt unter zwei Prozent liegen wird. Denn der Hauptgrund für den starken Anstieg der Energiekosten in den vergangenen Monaten ist, dass der Weltmarktpreis für Rohöl vor einem Jahr ausgesprochen niedrig war: Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl kostete Ende Janur 2016 keine 30 Dollar. Schon im Frühjahr 2016 stieg der Ölpreis aber wieder und liegt nun schon seit Dezember zwischen 56 und 57 Dollar. Der Effekt der Ölpreisschwankungen auf die Inflationsrate wird also in den kommenden Monaten abnehmen. Das könnte auch die Teuerung bei Nahrungsmitteln dämpfen, weil von den Energiepreisen auch deren Produktionskosten beeinflusst werden.

Die schleichende Entwertung der Ersparnisse

Warum verursacht die Inflationsrate dann solche Aufregung?
An und für sich wäre eine Inflationsrate von 1,5 Prozent für das Gesamtjahr, wie sie beispielsweise die Commerzbank erwartet, eine Normalisierung. Teuerungsraten von weniger als einem Prozent, wie Deutschland sie seit 2014 erlebt, gab es in der Vergangenheit nur selten. Allerdings geht die steigende Inflationsrate aktuell mit sehr niedrigen Zinsen einher. Damit wird es noch schwieriger als schon in den vergangenen Jahren, Ersparnisse vor einer schleichenden Entwertung zu schützen. Auf Tagesgeldkonten erhalten Sparer derzeit laut Vergleichsportalen im besten Fall 1,2 Prozent Zinsen per annum. Bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent wäre die Verzinsung dann real negativ. Anders ausgedrückt: Wer 10 000 Euro zu einem Zinssatz von 1,2 Prozent anlegt, hätte zum Jahresende zwar 10 120 Euro auf dem Konto – könnte sich dafür wegen der Inflation aber weniger kaufen als vom Ausgangsbetrag.
Warum sind die Zinsen auf einem so niedrigen Level?
Die Zinsen der Geschäftsbanken orientieren sich an dem Leitzins, den die EZB vorgibt. Er liegt derzeit bei null Prozent – das bedeutet, dass die Geschäftsbanken für Kredite der Zentralbank gar keine Zinsen zahlen. Die EZB begründet diese Politik des billigen Geldes mit dem Ziel, die Inflation anzukurbeln. Teuerungsraten nahe null Prozent wie in den vergangenen Jahren seien riskant, weil sie in eine Deflation umschlagen könnten – also eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen, Gewinnen und Löhnen.