Viele Betriebe im Kreis Esslingen beteiligen sich an den Praktikumswochen für Schüler. Und wollen dabei potenzielle Azubis für sich begeistern.

Region: Corinna Meinke (com)

Der Funke ist sofort übergesprungen. Darin sind sich der Ausbildungsleiter Martin Schmeckenbecher und Azubi Hannes Henzler einig. Nur einen Tag lang hatte der 17-jährige Schüler vor ein paar Monaten in den Betrieb der Gebrüder Heller Maschinenfabrik im Rahmen der Praktikumswochen in Baden-Württemberg unter dem Motto „5 Tage – 5 Berufe – 5 Unternehmen“ hineingeschnuppert und schon stand für ihn fest, dass er sich dort bewerben möchte. Und das mit Erfolg: seit September lernt der junge Mann aus Aichtal , der in der Freizeit gerne Flugzeugmodelle und Drohnen baut, Industriemechaniker in Nürtingen.

 

Mofa-Schrauber sind der Idealfall

Solche Bewerbungen bezeichnet der Personalleiter Uli Metz als Idealfall. „Wir suchen Azubis mit dem Tüftler-Gen, am liebsten Mofa-Schrauber oder mit so ähnlichen Hobbys“, bringt Metz die Anforderungen an die Mitarbeiter der Zukunft auf den Punkt. Immerhin geht es auch im Traditionsunternehmen Heller längst um den digitalen Mehrwert bei Produktion und Dienstleistungen, wobei letztere für das Familienunternehmen immer wichtiger werden. Junge Leute, die sich ausprobieren wollen, sich in die Fragestellungen der Kundschaft reindenken und die Aufgabe mechanisch-technisch genauso versiert angehen wie mit Blick auf die elektronischen Herausforderungen, sind sehr gefragt. Das erklärt Metz, während die Gäste im Heller-Showroom die in Szene gesetzten Hochpräzisionsmaschinen bewundern können. Lauter Bearbeitungszentren, die längst in der vierten und fünften Dimension fräsen, sägen und bohren. Dabei tut sich der Traditionsbetrieb vor allem mit Spezialmaschinen hervor, egal ob er damit Hersteller aus den Bereichen Automotive, Aerospace, Energie- oder Fluidtechnik, aber auch Land- und Baumaschinen sowie Werkzeug- und Formenbau bedient.

Auch Staatssekretärin Sandra Boser, die im Auftrag des Kultusministeriums in Nürtingen vorbeischau, nickt, wenn Schmeckenbecher über die gestiegenen Anforderungen an den Nachwuchs spricht und dabei auch erwähnt, dass es von den Schülern selbst bei den Praktikumstagen Absagen hagelt. Das erschwere die Nachwuchssuche zusätzlich. „Wir wollen die Praktikumseinzeltage stärken“, erklärt die Grünen-Politikerin, das komme kleinen Betrieben entgegen. Aber auch Heller setzt mehr auf Tagespraktika. Wenn jemand länger schnuppern wolle, immer gerne, aber auf diese Weise könne man potenziell mehr Schülerinnen und Schüler erreichen, hofft der Ausbildungsleiter.

An Gymnasien hapert es an der Berufsorientierung

Wie wichtig die duale Ausbildung und engagierte Ausbildungsbetriebe wie die Firma Heller für den Standort Deutschland sind, betont derweil die Esslinger IHK-Präsidentin Heike Kauderer. Sie dankt dem „Kultusministerium sowie allen Partnern des Ausbildungsbündnisses für die Mitgestaltung und – finanzierung der Praktikumswochen“, die momentan noch bis einschließlich der Herbstferien laufen.

Und Kauder ergänzt, die Betriebe forderten aber „eine dauerhafte und systematische Stärkung der Berufsorientierung in allen Schularten. Das Kultusministerium muss jetzt das neue Umsetzungskonzept zur Berufsorientierung energisch weiterverfolgen und flächendeckend umsetzen.“ Gerade an den Gymnasien hapere es damit aber noch. Auch die Agentur für Arbeit Esslingen, die ebenfalls zum Ausbildungsbündnis zählt, versteht Praktika als zentralen Baustein, ohne die „eine tragfähige Berufswahlentscheidung nicht getroffen werden kann, “ so der Teamleiter der Berufsberatung, Markus Knorpp.

Wer in den Herbstferien ein Praktikum sucht, kann sich registrieren unter www. praktikumswoche.de