Mit Renate Schwaderer, der Leiterin der kirchlichen Sozialstation, hat Birgit Kiefer über den Pflegefachkräftemangel gesprochen.

Mit Renate Schwaderer, der Leiterin der kirchlichen Sozialstation, hat Birgit Kiefer über den Pflegefachkräftemangel gesprochen.

F rau Schwaderer, Pflegefachkräfte sind jetzt schon rar. Künftig werden noch mehr benötigt. Die Diskussion um Zuwanderung ist entbrannt. Auf der Internetseite der Sozialstation suchen Sie auch gerade Mitarbeiter. Wie ist die Resonanz?

 

Der Markt ist leergefegt. Es gibt zu wenige Fachkräfte. Wir brauchen examinierte Kranken- und Altenpfleger. Die sind schwer zu finden.

Angelernte Kräfte sind für die Sozialstation keine Alternative?

Wir haben eine kleine Gruppe Angelernter. Aber die dürfen ja nicht einmal Tabletten geben, auch wenn diese vorher von Fachkräften hergerichtet wurden. Die gesetzlichen Vorgaben sind hier sehr genau und sie sind ja auch richtig. Die Aufgaben einer Pflegekraft sind wichtig und gehen weit über die Körperpflege hinaus. Es geht um Prophylaxe, aktivierende Pflege, Wundversorgung, Medikamente, die richtige Versorgung usw, eventuell müssen Patienten mobilisiert werden. Das notwendige Wissen erwirbt man in der Ausbildung. Es wird in Deutschland aber viel zu wenig ausgebildet.

Wollen junge Leute überhaupt eine Ausbildung in einem Pflegeberuf machen? Die Arbeit gilt als schlecht bezahlt, anstrengend. Dazu kommen die Nachtschichten...

Es wäre schön, wenn es mehr junge Menschen gäbe, die sich dafür entscheiden. Aber es gibt durchaus welche, die erkennen, welchen Wert die Aufgabe hat, dass der Beruf vielseitig und spannend ist. Es gibt aber auch viele andere Berufe, die ihnen vielleicht verlockender erscheinen. Es kommen jetzt auch die geburtenschwachen Jahrgänge, da nimmt die Bewerberzahl um Ausbildungsplätze automatisch ab.

Wie stehen Sie dann zu der Diskussion, die Lücke über Zuwanderung zu schließen?

Aus eigenen Ressourcen schaffen wir es nicht. Wir brauchen qualifizierte Menschen, die unseren Ausbildungsstandard erfüllen. Und wenn sie das nicht tun, müssen wir sie qualifizieren. In meiner Jugend gab es an den Krankenhäusern gerade viele koreanische Schwestern. Auch dies aus einem Mangel heraus. Die Menschen, die hier in der Pflege arbeiten wollen, müssen aber auch Deutsch lernen.

Wie könnte man die jungen Menschen hierzulande für den Beruf begeistern?

Wir müssen mehr auf die jungen Leute zugehen und ihnen vermitteln, dass es hier um anspruchsvolle Berufe geht, die keine Sackgasse sein müssen. Der Mittelbau in Krankenhäusern bietet inzwischen auch Aufstiegsmöglichkeiten, ebenso Pflegeheim und ambulante Dienste. Die Durchlässigkeit bis hin zum Studium ist gegeben.

Was tut die Sozialstation, um attraktiv für Arbeitnehmer zu sein.

Wir helfen zum Beispiel bei der Kinderbetreuung oder gehen auf Wünsche zu den Schichten ein. Wir sind offen für Wiedereinsteigerinnen. Aber wir können nichts daran ändern, dass Patienten auch nachts und am Wochenende versorgt werden müssen.