Der Heilige Vormittag besitzt in Esslingen Tradition. Man trifft sich vor der Bescherung, um mit Freunden zu feiern und von alten Zeiten zu erzählen.

Esslingen - Die Esslinger behaupten, sie hätten ihn erfunden, den Heiligen Vormittag. Das lässt sich freilich nicht mit Sicherheit belegen, aber im Vorfeiern der Bescherung macht ihnen so schnell keiner was vor. Es ist für viele Esslinger – egal, ob sie noch in der Stadt leben oder nur zu Weihnachten heimkommen – einfach Tradition, sich in der Stadt zu treffen und beim einen oder anderen Glas Sekt, Bier oder Wein von alten Zeiten zu erzählen und zu erfahren, wie es den Freunden im vergangenen Jahr so ergangen ist. Und so bildet sich unter anderem rund um die Sektkellerei Kessler eine riesige Gesprächsrunde, die auch am Samstag von 11 Uhr an stetig gewachsen ist. „Wenn man kommt, stellt man sich an den Rand und plötzlich ist man mittendrin“, erklärt ein erfahrener Heilig-Vormittag-Besucher das Phänomen des kommunikativen Kollektivs, aus dem zunehmend das Knallen von Sektkorken und das Klirren anstoßender Gläser zu hören ist. Eingefleischte Heilig-Vormittag-Fans behaupten übrigens, bei der weihnachtlichen Zusammenkunft habe es zwar schon geschneit, aber noch nie geregnet. Auch das lässt sich nicht sicher belegen.