Essiggurken, Rosenverkäufer und der Enzian Sepp – eine neue Gruppe auf Facebook zelebriert die Besonderheiten der ehemaligen Reichsstadt Esslingen. Die Seite zieht immer mehr Nutzer in ihren Bann.

Esslingen - Wie man Bürger an ihre Stadt binden und zugleich noch günstig Werbung machen kann, das weiß Michael Metzler. Der Esslinger Tourismuschef hat kürzlich eine Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook mit dem Namen „Du weißt, dass du ein Esslinger bist, wenn . . .“ ins Leben gerufen, die in kürzester Zeit knapp 6000 Mitglieder hat. Seitdem ist die Begeisterung und die Fantasie der Nutzer beinahe grenzenlos.

 

Während man dort beeindruckende historische Bilder von Esslingen vorfindet – wie etwa im Neckar badende Menschen vor der Pliensaubrücke um 1927 oder Bilder von der alten Trambahn, die einst von Denkendorf nach Esslingen fuhr –, gibt es auch viele Fotos aus der heutigen Zeit, die Nutzer gepostet haben und die das Leben mancher Esslinger Bürger prägen.

Heimatliebe auf der Überholspur

Ein Publikumsliebling ist der Rosenverkäufer Pascha. Er hat 780 Gefällt-mir-Angaben und viele lobende Worte erhalten. Damit schlägt er sogar das Playmate Mia Grey haushoch – und auch der Enzian Sepp, ein Esslinger Original, kann mit 54-Likes nicht mithalten. Wie weit die Liebe zum Heimatort jedoch wirklich gehen kann, zeigt ein anderes Foto: Ein Nutzer hat sich die Stadtkirche, das Alte Rathaus und den Dicken Turm auf den Körper tätowieren lassen. „Das nenne ich heimatverbunden“, kommentiert ein Mitglied die Bilder.

Doch nicht nur ums Sehen geht es auf der Seite. Denn die Putzfrau Erna kennen die meisten Bürger wohl eher von ihrem lautstarken schwäbischen Auftritt am Postmichelbrunnen, wenn sie Touristen zu einer Stadtführung durch die Innenstadt geleitet. Auch von ihr sind Videos im Internet. Entsetzt und traurig sind viele Tierfreunde über den Verbleib der schwarz-weißen Stadtkatze. Ihr Revier war die Innenstadt, gerne ging sie die Innere Brücke entlang und stattete dort dem einen oder anderen Ladenbesitzer einen Besuch ab, wärmte sich auf und ließ sich kraulen. „Ich muss euch leider mitteilen, dass sie vor Kurzem von einem Auto überfahren worden ist“, schreibt ein Mitglied.

Es gibt einen eigenen Button

Die Gruppe auf Facebook richtet sich an alle, „die in Esslingen geboren und aufgewachsen sind, die hier wohnen oder wohnten, die Freunde, Verwandte oder Bekannte in der Stadt haben und in Esslingen zu Besuch waren. Und natürlich an alle, die sich für Esslingen interessieren und die Stadt kennen lernen möchten“, heißt es auf Facebook.

Trotz der großen Resonanz auf die Seite musste Michael Metzler auch schon ein paar Nutzer zurechtweisen. Denn sie hatten das Portal zweckentfremdet. Die Seite sei kein politisches Forum und kein Flirtroom, sagt er. Darum muss man nun um Erlaubnis fragen, wenn man der Gruppe beitreten will. Die Mitglieder sind aber sehr aktiv und haben sogar einen eigenen Button kreiert.

Wer sich einmal über die Saure-Gurken-Zeit hinwegtrösten möchte, für den hat die neue Facebook-Gruppe auch schon einen Tipp. Zu einem Glas Hengstenberg-Gurken steht geschrieben: „Du weißt, dass du ein Esslinger bist, wenn du egal, wo du jetzt lebst, immer ein Stück Heimat im Küchenschrank hast.“