Am 29. Dezember sollen die ersten Asylbewerber in der Notunterkunft in der Esslinger Weststadt einziehen. Rund 140 aktive Ehrenamtliche wollen den Flüchtlingen die Integration leichter machen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Noch während der Pressekonferenz der „Flüchtlingsinitiative Innenstadt“ sind die Zahlen, von denen die Teilnehmer ausgegangen waren, schon wieder überholt. Aus dem Internet erfuhren die etwa zehn Helfer, dass nunmehr 300 Flüchtlinge in den Container auf dem Baugelände der Neuen Weststadt in Esslingen untergebracht werden müssen.

 

Eingestellt hatte sich die Flüchtlingsinitiative bisher auf 100 Menschen, die in Esslingen Obdach suchen. Nun muss das Programm, das die Esslinger sich ausgedacht haben, für die dreifache Zahl an Menschen greifen. Die Initiative hat sich am 7. Dezember gegründet, nachdem der katholische Diakon Markus Schwer und Wolfgang Kirst von der Stabsstelle Bürgerengagement den Anstoß gegeben hatten. Inzwischen hat die Initiative 140 Mitglieder, die sich in mehreren Gruppen organisiert haben. Unter verschiedenen Aspekten versuchten sie, den Flüchtlingen zu helfen.

Erleichterung fürs Leben im Containerdorf

Der Airbrush-Designer Klaus Eberhardt fühlt sich für Kunst und Kultur zuständig. Der Künstler mit dem markanten doppelten Schnurrbart will unter den Neubürgern Gleichgesinnte finden und mit ihnen Projekte machen, die eine Klammer zwischen dem Orient und dem Okzident bilden. Vorab bietet er an, Plakate zu malen und für Beschriftungen zu sorgen, die das Leben im Containerdorf erleichtern.

Die katholische Kirchengemeinderätin Brigitte Nann fühlt sich für ein Begegnungscafé verantwortlich, das die Kirche im Salemer Pfleghof einrichten will. Einmal die Woche können sich die Flüchtlinge zwanglos in einer angenehmen Atmosphäre außerhalb der engen Unterkunft treffen. Zwar hat sie schon eine Dolmetscherin, aber sie sucht dennoch weitere Helfer und vor allem Kuchenbäcker. Aber auch hier ist das Problem, dass niemand weiß, wie viele Flüchtlinge zugewiesen werden und wie viele davon ins Café gehen.

Nützliches bei der Ankunft

Wenn sie vom 29. Dezember an die Unterkunft belegen, wird Miquel Guthmann einer der ersten der Initiative sein, der mit ihnen Kontakt aufnimmt. Seine Willkommensgruppe wird die Neuankömmlinge mit nützlichen Utensilien versorgen. Sie will kleine Stadtpläne verteilen und hat auch den vielseitigen Flüchtlingsführer der Bundesrepublik im Angebot, den die Gruppe mit einem kleinen Esslingen-Teil ergänzt hat. Darin stehen wichtige Telefonnummern und Adressen. Eine Fahrradgruppe wird die Flüchtlinge mobil machen und die sogenannte „ Alltagsgruppe“ mit Martin Auerbach an der Spitze wird sich um die Überwindung bürokratischer Hindernisse kümmern und die Flüchtlinge beim Gang auf die Ämter unterstützen oder auf dem Weg zur Arztpraxis.

Dass keine Integration ohne die Sprache gelingen kann, ist den Mitarbeitern um den ehemaligen Deutschlehrer Wulf Walther wohl bewusst. Seine Gruppe besteht zu 50 Prozent aus Lehrern und zu 50 Prozent aus Menschen mit guten Deutschkenntnissen. Bevor die Profi-Sprachkurse greifen, wollen seine Leute zur Stelle sein und den Flüchtlingen erste Kenntnisse vermitteln. Später will die Deutsch-Gruppe den Lernenden beim Hausaufgabenmachen helfen. Dieser Gruppe fehlen Räume sowie Unterrichtsmaterialien.

Vor allem aber fehlt es an Geld. Bisher finanziert sich die Initiative aus Spenden, aber auch aus Fördergeldern, die von den Kirchen kommen. Zumindest sagte der Esslinger City-Pfarrer Peter Schaal-Ahlers genauso wie der Diakon Markus Schwer die Unterstützung der christlichen Glaubensgemeinschaften zu.