Schüler haben Botschaften gestaltet, die in der Esslinger Ritterstraße an Stellwänden hängen. Passanten können sie mitnehmen und ihre eigenen da lassen.

Esslingen - Schnappen Sie sich doch ein Stück Liebe, wenn Sie an der Württembergischen Landesbühne (WLB) vorbeikommen. Und wenn Sie mögen, lassen Sie zum Ausgleich auch etwas da. Was dort in der Esslinger Ritterstraße an zwei Stellwänden hängt, ist eine Tauschbörse mit Liebesbotschaften, die Schüler des Georgii- und des Theodor-Heuss-Gymnasiums geschrieben, gemalt und fotografiert haben. Wenn es nach den Initiatoren geht, werden sie bald von den Botschaften von Passanten ergänzt. „Falls es gut läuft“, sagt der Dramaturg Matthias Göttfert, „sind am Samstag alle Botschaften der Schüler weg und trotzdem hängen noch 100 Stück da.“

 

Passend zum Liederabend „Heinrich Heine – Das bisschen Liebe“, der am kommenden Samstag in der WLB Premiere feiert, haben sich die Schüler mit Liebeslyrik beschäftigt und das Thema für die Ausstellung umgesetzt. Was sie machen, war ihnen freigestellt. Und so sind 118 teils sehr unterschiedliche Schnipsel dabei herausgekommen, die sich dem Thema Liebe von allen Seiten und mit verschiedenen Mitteln nähern. Unter dem Schutz der Anonymität – ihre Namen wollten die meisten der Schüler nicht preisgeben – ließen sie ihrer Kreativität freien Lauf.

Heine im Binärcode

Während manch ein Schüler die eigenen Gefühle ausgepackt und selbst ein Liebesgedicht geschrieben hat, griffen andere lieber auf Bewährtes zurück: Was Heine, Hesse und Kafka einst zur Liebe gesagt haben, ist es schließlich auch wert, unter die Leute gebracht zu werden. Auch, wenn sie in einen Binärcode übersetzt wurden und somit als wilde Ansammlung von Nullen und Einsen für Nichtinformatiker unverständlich bleiben müssen.

Andere nähern sich dem Thema ironisch und rücken die bisweilen alberne Paarkommunikation in den Vordergrund, mit Figuren, die sich die herrlichsten Kosenamen zurufen. Manchmal braucht es aber auch gar keine Worte für eine gelungene Liebesbotschaft. Fotografien, Zeichnungen und grafische Umsetzungen finden sich, in zugegeben durchwachsener handwerklicher Qualität, ebenso wie Texte an den Stellwänden wieder.

Die Mädchen schlagen auch kritische Töne

Antonia Hansmann ist Lehrerin am Georgii-Gymnasium und hat mit ihrem Deutschkurs der elften Klasse an dem Projekt teilgenommen. Sie hat beobachtet: „Das rationale Reflektieren fiel allen leicht, aber wenn es persönlich wurde, habe ich nicht nachgefragt.“ Die Jungen seien weniger ernst an das Thema herangegangen, während die Mädchen auch mal kritische Werke abgeliefert hätten.

Ganz so pessimistisch wie der Poetry Slammer Nikita Gorbunov, der am vergangenen Samstag bei der Ausstellungseröffnung auftrat, sind allerdings selbst jene Botschaften nicht. Für ihn ist Liebe „die Frage, mit welcher Frau man eine Bedarfsgemeinschaft gründen und später einen Sorgerechtsstreit führen will“.