Bei der Prorektorenwahl fallen zwei Bewerber durch. Der Rektor Christian Maercker deutet das Ergebnis als Kritik an seiner eigenen Arbeit. Ärger hat es bereits vor drei Jahren gegeben, als der Senat den damaligen Rektor Bernhard Schwarz abstrafte.

Esslingen - Der Senat der Esslinger Hochschule hat am Dienstagabend Walter Czarnetzki in seinem Amt als Prorektor für Forschung und Transfer bestätigt. Keine Mehrheit aber gab es bei der Wahl für die beiden anderen Bewerber um die insgesamt drei Prorektorenposten, Wilhelm-August Buckermann (Kommunikation und Digitalisierung) und Rita Grimm (Qualität und Lehre). Letztere hätte den bisherigen Amtsinhaber Peter Väterlein ablösen sollen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr angetreten ist. Der bisher amtierende Prorektor Buckermann verpasste gar seine Wiederwahl.

 

Rektor übt Selbstkritik und gelobt Besserung

Dass zwei der drei von ihm vorgeschlagenen Bewerber durchgefallen sind, löst bei dem Hochschulrektor Christian Maercker Enttäuschung aus: „Der Wahlausgang ist sehr bedauerlich. Natürlich hätte ich mir das anders gewünscht. Wir werden jetzt das Ergebnis analysieren und mit den Senatsmitgliedern sprechen, woran es gelegen hat“, erklärt der Rektor. Daraus werde man dann die entsprechenden Schlüsse ziehen. „Ich werde baldmöglichst Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise der Prorektorenwahlen machen“, sagte Christian Maercker weiter.

Die Niederlage nimmt der Esslinger Rektor indessen mit bemerkenswerter Offenheit vor allem auf seine eigene Kappe. Möglicherweise habe die Mehrheit des Senats, in dem unter anderem die Dekane der einzelnen Fakultäten vertreten sind, den Kandidaten das Amt nicht zugetraut. Viel stärker sei jedoch sein Eindruck, dass die Ohrfeige nicht den Bewerbern gegolten habe, sondern ihm. Das Ergebnis nennt Christian Maercker in der ersten Analyse eine „verdeckte Unmutsäußerung gegenüber dem Rektor“.

Stellenabbau nicht ausreichend begründet

Dieser Unmut hängt für ihn damit zusammen, dass die Landespolitik die Hochschulen zuletzt finanziell an die kürzere Leine gelegt hat. „Das zwingt uns dazu, Stellen abzubauen“, sagt Maercker und fügt selbstkritisch hinzu: „Offenbar ist es mir nicht gelungen, die Notwendigkeit der Sparmaßnahmen gegenüber den Betroffenen ausreichend zu vermitteln. Es scheint ein akutes Kommunikationsproblem zu geben.“

Dieses Defizit will er nun durch intensive Gespr äche mit den Senatsmitgliedern beheben, damit sich im geplanten zweiten Anlauf die Pleite vom Dienstag nicht wiederholt. „Die Kandidatensuche soll neu aufgerollt werden“, kündigt Christian Maercker an. Die Amtszeit der jetzigen Prorektoren endet am 31. August. Ob bis dahin die Neuwahl erfolgen kann, lässt der Rektor offen. Gründlichkeit gehe hier vor Schnelligkeit, sagt er.

Hochschule bekommt regelmäßig gute Noten

Bei den Prorektoren handelt es sich um die nebenamtlichen Stellvertreter des Rektors. Laut dem Landeshochschulgesetz wählt sie der Senat einer Hochschule mit einfacher Mehrheit, ihre Amtszeit beträgt in der Regel drei Jahre.

Nicht zum ersten Mal hat die Esslinger Hochschule mit einer Wahl der Hochschulleitung negative Schlagzeilen produziert. Vor drei Jahren entzog der Senat dem damaligen Rektor Bernhard Schwarz das Vertrauen. Seine Wiederwahl scheiterte. Stattdessen wählte der Senat Christian Maercker zum neuen Rektor.

Dieser betont den guten Zustand der Esslinger Hochschule. So seien zuletzt neue Studiengänge und Forschungsvorhaben hinzugekommen. Bei diversen Rankings belegte die Einrichtung regelmäßig vordere Plätze – so zuletzt Anfang Mai beim bundesweiten Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung.