Autos können erst am 14. Dezember, Fußgänger und Radfahrer wohl erst im Frühling bei Zell den Neckar überqueren. Der Umbau der Dieter-Roser-Brücke verzögert sich – und wird erheblich teuer.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - An normalen Werktagen fahren 16 000 Autos und Lastwagen über die Dieter-Roser-Brücke. Sie ist der direkte Übergang von der Bundesstraße 10 zum größten Esslinger Gewerbegebiet, den Neuen Neckarwiesen. Doch wegen der dringend notwendigen Sanierung des Brückenbauwerks müssen Verkehrsteilnehmer bereits seit dem 20. Juli auf die Esslinger Adenauer-Brücke oder die Neckarquerung bei Altbach ausweichen.

 

Eigentlich hätten alle Arbeiten Ende November abgeschlossen sein sollen. Doch seit Montag ist endgültig klar: die stauträchtige Sperrung der Brücke wird länger als geplant dauern. In der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt des Esslinger Gemeinderats hat der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht angekündigt, dass – nach dem aktuellem Planungsstand – die ersten Autos und Lastwagen frühestens am 14. Dezember über die Brücke fahren könnten. Dann sollen zumindest zwei Fahrspuren freigegeben werden. Die Nachricht verursachte im Gremium Unverständnis. Der CDU-Stadtrat Edward-Errol Jaffke fasste die allgemeine Stimmung zusammen: „Wir sind stinksauer.“

Sechs Wochen hinter dem Zeitplan

Denn selbst hinter diesem Datum steht noch ein großes Fragezeichen. Denn momentan hinken die Bauarbeiten sogar sechs Wochen hinter der ursprünglichen Planung hinterher. Allerdings haben sich alle Beteiligten noch einmal zusammengesetzt und nach Optimierungs- und Beschleunigungsmöglichkeiten gesucht. So sollen in den kommenden Wochen die Arbeiten parallel abgewickelt werden, wenn es dadurch keine gegenseitigen Behinderungen gibt. Und die Baufirma soll Zusatzstoffe einsetzen, um die Abbindezeit des Betons zu verkürzen. Allerdings wirken diese Stoffe nur bei Temperaturen über acht Grad Celsius.

In nur sehr begrenztem Umfang wird es hingegen möglich sein, zusätzliche Bautrupps und Arbeiter anzufordern. Denn die Firmen sind wegen zahlreicher anderer Sanierungsaufträge im Land weitgehend ausgelastet. Eine Ausdehnung der Arbeitszeit auf den Sonntag für die sich bereits in Zell im Einsatz befindenden Handwerker kommt aufgrund des Arbeitszeitgesetzes nicht in Frage. Dennoch ist Wilfried Wallbrecht optimistisch, den Termin für die zwei Fahrspuren halten zu können.

Für Radfahrer und Fußgänger länger gesperrt

Deutlich härter könnte es die Radfahrer und Fußgänger treffen. Es gebe, so heißt es in einer in der Ausschusssitzung verteilten Tischvorlage, noch stark witterungsabhängige Arbeiten, etwa das Betonnieren oder die Abdichtungsarbeiten. Schon bei leichten zeitlichen Verzögerungen wegen des Wetters könnten die Kappenbereiche und die Fahrbahnrandbereiche der Roser-Brücke nicht vor dem Wintereinbruch fertiggestellt werden. „Dies bedeutet, dass der Fußgänger- und der Radverkehr bis zur endgültigen Fertigstellung weiter umgeleitet werden muss“, sagt Wallbrecht.

Es gibt noch einen weiteren Wermutstropfen: Denn die Arbeiten dauern nicht nur länger, sie werden auch erheblich teuerer. Statt der geplanten 2,1 Millionen Euro wird die Sicherung der Standfestigkeit der Roser-Brücke nun 2,73 Millionen Euro kosten. Teile dieser Summe sind den nun beschlossenen Beschleunigungsmaßnahmen geschuldet, ein anderer Teil der Tatsache, dass das Wasser- und Schifffahrtsamt in einer neuen Verordnung geregelt hat, dass Gasleitungen an Brücken über Schifffahrtsstraßen einen Anprallschutz benötigen. Die Roser-Brücke soll die erste Bestandsbrücke bundesweit sein, die von der Regelung betroffen ist. Erst nach dem Baubeginn hat die Verwaltung davon erfahren.