Direkt neben dem Bahnhof, auf dem Baufeld A der Neuen Weststadt, verwirklicht die Initiative des Stadtjugendrings ihren Traum von einem Gelände, auf dem sich Jugendliche ohne Konsumzwang treffen können. Eröffnet wird das Areal am 16. September.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - So schnell kann Häuserbauen gehen. Am Montagabend ist die Fläche zwischen dem Esslinger Bahnhof und dem Alten Zollamt noch vollkommen leer gewesen. Am Dienstagmorgen haben die Mitglieder der vom Stadtjugendring (SJR) initiierten und seit drei Jahren mit Geld vom Bund geförderten Jugendinitiative Tante Gerda bereits angefangen, ihre neue Heimat in Besitz zu nehmen.

 

In der Nacht hat ein Schwertransporter einen 22 Tonnen schweren, 14,5 Meter langen und 4,5 Meter breiten, von innen ausgesprochen nobel aussehenden Container auf dem Baufeld A der Neuen Weststadt abgestellt. „Tante Gerdas Kulturpalast“ soll er heißen und am 16. September offiziell eingeweiht werden. Dann können sich, so formuliert es Alina Weiss, eine der Mitinitiatorinnen von Tante Gerda, „junge Leute und Menschen die sich jung fühlen“ an zentraler Stelle in der Stadt ohne Konsumzwang treffen. Die Mischung aus Kulturcafé und selbstverwaltetem Jugendzentrum soll, wenn sich genug Mitstreiter finden, jeweils von Mittwoch bis Samstag geöffnet sein.

Lesungen, Punk- und Klassik-Konzerte

Geplant sind Lesungen, kleine Konzerte und andere Events. Das Podium-Festival, das einen Teil der Kosten trägt, will während der Festivalzeit im April den Container als Konzertstätte und als zentrale Anlaufstation nutzen und auch während des Jahres immer wieder Programmpunkte beisteuern. Bis zu 40 Besucher, so schätzt Christoph Mack, ein weiterer Tante-Gerda-Aktivist, finden in dem 65 Quadratmeter großen „Kulturpalast“ Platz. Das sei eine ideale Größe, um neuen kulturellen Ideen ein Forum zu bieten. Mack: „Bisher hat die Subkultur in Esslingen keine Räume, um sich entfalten zu können.“

Möglich wird das alles nur, weil der Investor RVI, der die Neue Weststadt bebaut, das Filetstück, das so genannte Baufeld A in unmittelbarer Bahnhofsnähe, erst zum Abschluss seiner Arbeiten überbauen will. Zunächst für drei Jahre hat RVI dem Stadtjugendring das gesamte Baufeld nun mietfrei zur Verfügung gestellt. Sollten sich die Arbeiten verzögern, könnte der Stadtjugendring das Areal sogar länger nutzen.

Wenig Glück am ZOB

Mit dem letzten Standort hatte Tante Gerda weniger Glück. Zunächst hatte die Stadt dem SJR den alten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) zur Verfügung gestellt. Doch schon während die Tante-Gerda-Aktiven ihr Eröffnungsfestival planten, kam das Signal, dass der ZOB nun doch schneller als zunächst gedacht, überbaut werden soll. Daraufhin hatte die Tante-Gerda-Initiative die Aktivitäten dort eingestellt.

In den kommenden Monaten, so kündigt der SJR-Geschäftsführer Markus Benz an, wird sich neben dem Alten Zollamt noch einiges tun. In einem weiteren Container entsteht ein begehbares Techniklabor zur Vermittlung von Wissen. Der Außenbereich wird ansprechend gestaltet, und wenn die Verhandlungen mit der Stadt erfolgreich abgeschlossen werden, soll sich auch das Esslinger Jugendbüro neben dem Bahnhof ansiedeln.