Die Württembergische Landesbühne Esslingen hat als Weihnachtsstück für Kinder von fünf Jahren an Kirsten Boies „Der kleine Ritter Trenk“ inszeniert. Es ist beste Unterhaltung – mit ein bisschen Tiefgang.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Ein bisschen beleidigt ist das Schwein schon. Schließlich, so merkt Valerie Oberhof als tierische Erzählerin des diesjährigen Kinderstücks der Württembergischen Landesbühne Esslingen maulend an, hätte es für die Geschichte viel bessere Titel gegeben. Etwa: „Ferkelchen rettet die Welt“ oder: „Die Geschichte vom tapferen Ferkelchen“. Aber Kirsten Boie hat ihr Buch, das erst im Jahr 2006 erschienen und schon jetzt ein Kinderbuchklassiker ist, nun einmal „Der kleine Ritter Trenk“ genannt. Nun hat die von der Regisseurin Jenke Nordalm und dem Dramaturgen Matthias Göttfert erarbeitete Bühnenfassung im Esslinger Schauspielhaus seine lautstark bejubelte Premiere gefeiert.

 

Turbulentes Bühnenspektakel mit ernsten Untertönen

Herausgekommen ist ein turbulentes Bühnenspektakel mit durchaus ernsten Untertönen. Denn Kirsten Boie greift in ihrem Roman das Schicksal der einfachen Leute im Mittelalter auf. „Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang“, hieß es damals. Die meisten Menschen waren der Willkür ihrer Dienstherren ausgesetzt. Das will sich der Bauernsohn Trenk (Markus Michalik), dessen Vater immer wieder vom Ritter Wertold malträtiert wird, nicht länger bieten lassen. Zusammen mit dem Schwein Ferkelchen macht er sich auf den Weg in die Stadt, um dort eine Lehre zu machen und ein freier Bürger zu werden.

Dass er es schließlich sogar zum gefeierten Ritter und listigen Drachenbezwinger bringt, verdankt er der Tatsache, dass das Leben eben manchmal nicht so läuft, wie man sich das vorstellt, und dass man Freunde hat, die einen aus manch prekärer Situation befreien. Der wahre Held in diesem schönen Märchen über Mut, Freundschaft und die Macht der Wünsche ist denn auch nicht Trenk – und schon gar nicht Ferkelchen. Als Retter in höchster Not tritt immer wieder die von dem ihr zugedachten Leben gelangweilte Prinzessin Tekla (Sabine Christiane Dotzer) auf, die Trenk mit Hilfe ihrer Erbsenschleuder immer wieder aus der Klemme hilft.

Eine logistische Herausforderung

Jenke Nordalm gelingt es mit Hilfe von Ferkelchen als Erzähler, in rund 85 Minuten die meisten Stränge und Figuren des Romans auf die Bühne zu bringen. Das stellt die acht Schauspieler des Jugendtheaterensembles der WLB, die in mehr als 50 verschiedene Rollen schlüpfen müssen, allein logistisch vor eine beachtliche Herausforderung, die sie allesamt mit großer Spielfreude bewältigen. Die WLB empfiehlt das Stück für Kinder von fünf Jahren an. Ob man nicht lieber noch ein oder zwei Jahre warten sollte, hängt sicher von jedem einzelnen Kind ab. Manche Szenen und etliche wilde Fechtkämpfe haben es aber durchaus in sich.