Im politischen Esslingen hat die Nachricht eingeschlagen wie eine Bombe: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel wird in der großen Koalition Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Anruf der Bundeskanzlerin hat ihn am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr in der Kirche ereilt. „Das ist aber einer der wenigen Orte, an denen ich keine Anrufe entgegennehme“, erzählt Markus Grübel und lacht. So hat der Esslinger Bundestagsabgeordnete der CDU Angela Merkels Nachricht erst etwas später erfahren, die im politischen Esslingen im wahrsten Sinn des Wortes eingeschlagen hat wie eine Bombe: Markus Grübel wird in der großen Koalition Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium.

 

Am meisten überrascht ist wohl Grübel selber. „Ich habe nie im Traum gedacht, dass mir ein solch verantwortungsvoller Posten in der Bundesregierung angetragen wird“, sagt er. Schließlich müsse die Kanzlerin bei der Verteilung von Ämtern auch auf den Länderproporz schauen. Und mit Wolfgang Schäuble habe Baden-Württemberg ja schon einen Mann an überaus verantwortungsvoller Stelle.

Es gab Signale der Kanzlerin

Auf die Zusammenarbeit mit der ersten Frau als Verteidigungsministerin freut sich Grübel schon sehr. Zweifel an ihrer Kompetenz hat er nicht: „Wer sieben Kinder erzieht, kann auch eine Kompanie führen.“ Allerdings müsse er jetzt erst einmal die Nachricht so richtig sacken lassen. Heute morgen werde er als erstes eine Liste all seiner Ehrenämter erstellen. Dabei will er feststellen, welche Ämter er zum einen aus rein rechtlichen, zum anderen aus zeitlichen Gründen zumindest in den nächsten Jahren nicht mehr ausüben kann.

Bei genauem Hinsehen gab es aber durchaus Signale, dass die Kanzlerin Markus Grübel in seiner vierten Legislaturperiode in Berlin höhere Aufgaben zutraute. Überraschend hatte sie den Esslinger im Sommer zum CDU-Obmann im Eurohawk-Untersuchungsausschuss ernannt, obwohl der Untersuchungsausschuss identisch mit dem Verteidigungsausschuss war und Grübel dort bis dahin nur einfaches Mitglied war.

Er kennt die Bundeswehr von innen

Zugute kommt dem 54-Jährigen, der bisher den Schwerpunkt seiner Berliner Arbeit in der Familienpolitik gesehen hatte, dass die Marine seine Leidenschaft ist. Als Kapitänleutnant der Reserve nimmt er noch immer, wenn es ihm die Zeit erlaubt, an Übungen der Bundeswehr teil. „Ich weiß, wie die Bundeswehr von innen funktioniert“, hatte er im Sommer vor der Bundestagswahl erklärt. Auch die Tatsache, dass neben Grübel mit Ursula von der Leyen als Ministerin und dem zweiten Staatssekretär Ralf Brauksiepe – bisher war er in gleicher Funktion im Arbeitsministerium tätig – zwei Politiker ins Verteidigungsministerium kommen, denen dieser Bereich bisher fremd war, könnte zu Grübels Berufung geführt haben.

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger gratulierte Markus Grübel gestern „herzlich“ zu seiner Berufung: „Ich freue mich nicht nur für Markus Grübel, sondern natürlich auch für Esslingen. Es ist immer gut, wenn ein Vertreter unserer Stadt in der Regierung sitzt.“ Auch Gerhard Heubach, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Esslinger Gemeinderat, reagierte überrascht: „Ich finde es klasse, dass wir einen Staatssekretär haben“, sagte Heubach in einer ersten Stellungnahme. „Markus Grübel hat das aber ganz eindeutig verdient. Die Berufung ist eine schöne Auszeichnung für seine überlegte und bodenständige Art.“

Stimmenkönig der CDU bei den Kommunalwahlen

„Ich sage: Alle Achtung! Ich gönne es ihm“, so kommentierte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Andreas Koch, die auch für ihn überraschende Nachricht aus Berlin. „Ich gönne ihm aber auch, dass er es mit einer bärenstarken Frau als Ministerin zu tun haben wird,“ fügte Koch augenzwinkernd hinzu. Allerdings denkt der Kommunalpolitiker Koch schon ein bisschen weiter. Lächelnd fügte er hinzu: „Außerdem freut es mich aus SPD-Sicht, dass Markus Grübel als Staatssekretär im Verteidigungsministerium wohl nicht mehr die Zeit haben wird, weiterhin im Esslinger Gemeinderat mitzuwirken.“ Bei der letzten Kommunalwahl war Markus Grübel einer der Stimmenkönige der CDU. Annette Silberhorn-Hemminger, die Fraktionschefin der Freien Wähler, sieht Grübels Berufung als ein „Zeichen für Grübels erfolgreiche Arbeit in Berlin.“ Sie wünsche ihm für die neue Aufgabe viel Erfolg.