Gäste mit kleinem Budget trafen sich zur Weihnachtsfeier des Vereins Bürger für Berber im evangelische Gemeindehaus am Blarerplatz. Das Fest für bedürftige Menschen gibt es schon seit mehr als 30 Jahren.

Schon am Eingang des evangelischen Gemeindehauses am Esslinger Blarerplatz wurden die Besucher am Samstag von Kaffeeduft empfangen. Von den weihnachtlich dekorierten Sitzplätzen aus machten sich die Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen oder teils wohnungslos sind, nach der Begrüßung rasch auf, das reichhaltige Angebot an Leckereien zu erkunden. „Wir haben wieder Deutschlands größtes Kuchenbuffet“, freute sich die Organisatorin Elke Walkenhorst-Mayer. Die Spendenbereitschaft sei stets hoch. Sobald ein Kuchen verteilt ist, wird ein neuer gebracht. Insgesamt, so schätzt die Organisatorin, seien mehr als 150 Kuchen gespendet worden.

 

Der Verein ist mit dem Stuttgarter Verein Trott-war verschmolzen

Bei den Gästen kommt das Angebot bestens an. Manche nehmen gut gelaunt gleich zwei große Stücke auf dem Teller mit zu ihrem Platz. Die Schwarzwälder Kirschtorte sei sehr beliebt, sagt Walkenhorst-Mayer. Wer schon einmal beim Weihnachtsfest der Bürger für Berber war, weiß aber, dass nach dem Kuchen noch ein Abendessen kommt. Am Samstag sind Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen im Angebot.

Die Weihnachtsfeier für bedürftige Menschen kurz vor Heiligabend ist eine Institution in Esslingen. Ausgerichtet wird es seit mehr als 30 Jahren vom Verein Bürger für Berber, der im Herbst 2022 mit dem Stuttgarter Verein Trott-war verschmolzen ist. Von Anfang an dabei war Andreas Kapera. Auch dieses Jahr hat er wieder mitgeholfen beim Aufbau der Möbel und am Nachmittag beim Kontrollieren der Einlasskarten. Nach der Renovierung des Gemeindehauses konnten nur noch 180 Gäste empfangen werden, was offenbar einer neuen Brandschutzauflage geschuldet sei. Früher waren es auch mal mehr als 300 Besucher. Doch die Anzahl der Gäste ist nicht das Einzige, was sich verändert hat. „Es ist ruhiger geworden. Die Leute sind umgänglicher“, sagt Kapera. Früher sei es „heftiger“ gewesen. Gäste, die betrunken zur Weihnachtsfeier kommen und dann Ärger machen, gebe es inzwischen kaum noch.

Jahrelange Bekanntschaften werden gepflegt

Viele Besucher kommen Jahr für Jahr. Für sie ist die Weihnachtsfeier eine willkommene Gelegenheit, Bekannte zu treffen, die sie sonst kaum sehen. „Es ist ein jährlicher Treffpunkt“, sagt Andreas Kapera. Manche Bekanntschaften hätten sich über die Jahre aber auch verlaufen. Auch seien manche Stammgäste verstorben. Inzwischen kämen auch mehr Kinder und mehr Menschen mit Migrationshintergrund, sagt die Organisatorin Elke Walkenhorst-Mayer. Auch die Zahl der Alten und Kranken bei der traditionellen Weihnachtsfeier habe in den vergangenen Jahren zugenommen.

Neben dem kulinarischen gibt es ein musikalisches Programm, diesmal tritt die Gerhard-Fetzer-Gruppe auf. Nicht fehlen darf bei einem Weihnachtsfest ein Geschenk. Für die Erwachsenen gab es eine Tüte mit Lebensmitteln und zehn Euro in bar. Darüber hinaus wird Wäsche angeboten. Für die kleinen Gäste gibt es einen Gabentisch mit Spiele, Puppen und Puzzle.

Sank von der Esslinger Stadtverwaltung

Für den Verein Bürger für Berber begrüßte dessen ehemaliger Vorsitzender Daniel Blank die Besucher. Besonderer Dank gelte in diesem Jahr den Organisatoren, die nur wenige Wochen zur Vorbereitung hatten. Bis zuletzt habe der Ausfall der Feier wegen erneut verschärfter Coronavorschriften gedroht.

Im Namen der Stadt hat der Esslinger Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar die Gäste begrüßt. Es sei auch gesellschaftliches Engagement notwendig, um den vielen Herausforderungen in der Sozialpolitik zu begegnen. „Lebensmittel werden immer teurer“, sagte Bayraktar. Hinzu kämen die hohen Energiekosten. Die Stadt könne es nicht alleine richten. Umso dankbarer sei er, dass es den Verein Bürger für Berber in Esslingen gebe. „Wir sind froh, dass wir Sie in Esslingen haben“, sagte Yalcin Bayraktar.