Kultur: Tim Schleider (schl)

Theater Wenn acht russische Großmütter als Buranovo Grannies auf der Bühne tanzen und Kekse backen oder der junge Litauer Donny Montell mit verbundenen Augen singt, aber gleich darauf Purzelbaum schlägt („Love is Blind“), dann gehört das alles mehr in die Abteilung Darstellendes Spiel. Auch der Türke Can Bonomo zählt heuer mit „Love me Back“ dazu. Was dieser seltsame Matrosenaufzug und die Schiffspantomime mit dem dazu vorgetragenen wirren Song zu tun haben – keine Ahnung.

 

Kunst Diese Kategorie bleibt in manchen Grand Prix-Jahren unbesetzt. Aber in Baku wird sie absolut würdig vertreten – von der Albanerin Rona Nishliu. Sie sieht ein bisschen aus wie Maria Callas in alten Pasolini-Filmen. Und den Titel „Suus“ kann man aufgrund seiner absolut gewagten Stimmführung (Vorsicht, Glasbruchgefahr!) nur entweder hemmungslos hassen oder atemlos bestaunen.

Und wie passt unser deutscher Vertreter Roman Lob in dieses Schema? Offen gestanden, wir wissen es nicht. Der Titel selbst („Standing Still“) scheint uns im überregionalen Vergleich eher vernachlässigenswert. Aber ein gewisser Rehaugeneffekt ist nicht auszuschließen. Drücken wir einfach die Daumen. Denn ein bisschen nationale Begeisterung ist beim Grand Prix in jedem Jahr unbedingt erlaubt.