Die evangelische Heimstiftung plant eine Einrichtung mit Apartments und einer Wohngemeinschaft für Bewohner, die an Demenz leiden. Auch Senioren in der Nachbarschaft sollen die unterschiedlichen Dienste im Haus in Anspruch nehmen können.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Die evangelische Heimstiftung plant an der Johannesstraße eine Einrichtung für Senioren, das Olgaheim. 67 barrierefreie Wohnungen und eine ambulante Wohngemeinschaft sollen hier, nahe dem Feuersee, entstehen. Die Idee ist, dass ein Bewohner je nach Bedarf unterstützende Dienstleistungen hinzubuchen kann, die Heimstiftung nennt dieses Konzept „Wohnen plus“. Der Bezirksbeirat, dem das Projekt jüngst präsentiert wurde, begrüßte die Organisationsform der Einrichtung. Allerdings haderte er mit der Architektur, wie sie ein erster Grobentwurf skizzierte: Dachform und Fassadengestaltung passten sich nicht gut genug ins bauliche Umfeld ein. Die Heimstiftung will sich daher in dieser Frage nun mit dem Stadtplanungsamt beraten.

 

Offenes Quartiershaus

Der Entwurf sieht ein Gebäudeensemble vor, das sich um einen begrünten Innenhof gruppiert. Die beiden Hauptgebäude mit drei beziehungsweise vier Stockwerken plus Dachgeschoss und Tiefgarage stehen einander gegenüber und werden auf einer Seite durch einen eingeschossiges Gebäude verbunden, das als Treffpunkt im Quartier dienen soll.

„Das Olgaheim soll auch nach außen ausstrahlen“, sagt der der Regionaldirektor der Evangelischen Heimstiftung Martin Schäfer. „Wir stellen uns ein Quartiershaus vor, das offen ist für die Umgebung.“ Deshalb könnten der mobile Dienst und die Tagespflege im Haus auch von Senioren in Anspruch genommen werden, die nicht im Olgaheim wohnen.

Im Heim selbst sind 67 Mietwohnungen auf verschiedenen Etagen für das klassische betreute Wohnen vorgesehen. Bis auf zwei größere Wohnungen sind alle zwischen 30 und 40 Quadratmeter groß. Die Wohnungen verfügen über Küche und Bad und haben eine eigene Klingel. Sie sind autark und barrierefrei. Für die Mieter werden die Grundleistungen aus dem Bereich der sozialen Betreuung angeboten.

Die Bewohner sind dabei nicht auf die Tagespflege festgelegt, die im Haus angeboten wird, sie können ihren Tagespflegedienst frei wählen. Das gleiche gilt im Übrigen auch für den sozialen Dienst im Heim, der für die acht Apartments in der Wohngemeinschaft zuständig ist. Diese Wohnungen befinden sich im Erdgeschoss. Sie sind beispielsweise für Senioren gedacht, die an Demenz leiden, aber noch sehr mobil sind. Eine Präsenzkraft ist dort rund um die Uhr anwesend.

Fertigstellung Anfang 2018

Wenn alles nach Plan läuft, so Martin Schäfer, werde Mitte nächsten Jahres mit dem Abbruch des Wohnhauses begonnen, das heute an der Stelle steht. Die evangelische Heimstiftung hatte das einstige Pflegeheim im Jahr 2012 erworben und entwohnt. Momentan ist das Haus Johannesstraße 4 interimsweise an diverse Einrichtungen und an Privatleute vermietet. Das Grundstück gehört der Stiftung in Erbpacht. Im Herbst nächsten Jahres könnte mit dem Neubau begonnen werden. Schäfer geht davon aus, dass das Olgaheim spätestens bis Anfang 2018 bezugsfertig ist. Das Stuttgarter Heim ist das erste Haus der evangelischen Stiftung, das mit „Wohnen plus“ arbeitet, dem Konzept der bedarfsorientierten Abrufbarkeit von Leistungen im Haus. Der erfahrene Träger, der 81 Pflegeheime, 46 betreute Wohnanlagen und 17 mobile Dienste betreibt, betrete freilich kein völliges Neuland, sondern bündele lediglich seine Erfahrungen, betont Regionaldirektor Martin Schäfer.

Mit „Wohnen plus“ reagiere man auf die Wünsche der Kundschaft: Aus einer Umfrage der Landeshauptstadt von 2012 gehe hervor, dass 80 Prozent der Befragten aus dem Stuttgarter Westen auch im Alter ihr Quartier nicht verlassen wollen. Daher sei ein Haus, „das ausstrahlt“, dessen Angebote auch von der Nachbarschaft genutzt werden können, genau richtig, so Schäfer. Wichtig sei auch, dass jemand, der pflegebedürftig wird, nicht noch in ein Pflegeheim umziehen muss, sondern bis zum Tod im Haus bleiben kann.