Lokales: Mathias Bury (ury)

Daniel Hörsch ist überzeugt, dass in der kirchlichen Arbeit ein „Paradigmenwechsel“ bevorsteht. Diese müsse künftig nicht mehr so sehr von der Institution Kirche her entwickelt werden, sondern sich an der „Alltagsrelevanz“ für die Menschen orientieren. Das heißt für den Sozialwissenschaftler etwa, dass man mit Ehrenamtlichen zum Beispiel quartiersortientierte Nachbarschafthilfen oder Familienzentren entwickelt und so die Lebenswelt der Menschen erreicht. „Wir müssen Kontaktflächen schaffen und dabei nicht immer gleich mit der Bibel winken“, meint er.

 

Solche Netzwerke könnten freilich nur unter Mithilfe von Ehrenamtlichen gebildet werden. Dass diese Art von Gemeindearbeit künftig weniger „pfarrerzentriert“ sein werde, hält Hörsch für ausgemacht. Zumal er davon ausgeht, dass mit der Zahl der Kirchenmitglieder auch die der Pfarrerinnen und Pfarrer abnehmen wird. „Heute haben wir noch 160 in Stuttgart, in zehn bis 15 Jahren wird das nur noch eine zweistellige Zahl sein“, ist er überzeugt.

Hörsch hat schon einige gute Ansätze in Stuttgart ausgemacht, die zeigten, wie der Weg in die Zukunft aussehen könnte. So das Familienzentrum der Friedensgemeinde am Neckartor. Ein Beispiel für die „Laienkirche“, die ihm vorschwebt, ist die Gemeinschaft Offener Abend im Süden, wo Ehrenamtliche christliches und gesellschaftliches Engagement verbinden und zahlreiche lebenspraktische Seminare, Gesprächskreise und Gottesdienste organisieren. „In der evangelischen Kirche in Stuttgart sind etwa 10 000 Ehrenamtliche aktiv, mit diesem Potenzial lässt sich viel Positives bewirken“, sagt er – und kündigt an, dass sich der Bezirksausschuss der Kirchenkreissynode im Herbst in einer Klausur mit den Schlussfolgerungen aus der EKD-Untersuchung befassen wird. Dabei räumt Daniel Hörsch ein, dass deren Ergebnisse zum Teil gar nicht so neu sind: „Einiges sagen Studien schon seit Jahren, aber man hat bisher noch zu wenig Konsequenzen daraus gezogen.“