Wie steht es mit der Störungsanfälligkeit beim Tunnelbahnhof?


Beide Varianten sind gleich störungsanfällig. In dieser Beziehung unterscheiden sie sich grundsätzlich nicht. In Hamburg hat kürzlich eine Weiche geklemmt, da ist der Fahrplan bis Basel durcheinandergeraten.

Und wie sieht es mit dem Anschluss an den Flughafen aus, der vom Land als entscheidender Vorteil gesehen wird?


Auch die Pläne von 1993 sahen vor, über eine Abzweigung auf den Fildern und eine Stichstrecke den Flughafen anzubinden.

Wie beurteilen Sie den Tiefbahnhof an sich?


Damit man die Kosten in den Griff bekommt, hat man vom sonst üblichen Regelwerk Abstand genommen und das Ganze mit Minimalwerten konstruiert - was aber rechtlich durchaus zulässig ist. Ich hätte jedenfalls niemals einen Tiefbahnhof mit dem jetzt vorgesehenen Gefälle genehmigt. Als ich bei der Bahn angefangen habe, hieß es, Bahnhöfe müssen komplett horizontal liegen, damit man dort zum Beispiel Züge bilden, einen Heißläufer abstellen und eine Bremsprobe machen kann. Derartige Betriebsvorgänge wird man auch im neuen Tiefbahnhof nicht ausschließen können.

Dennoch plädieren Sie für den Weiterbau des Tiefbahnhofs. Warum?


Ich sehe ein verfassungsrechtliches Problem. Es kann doch nicht sein, dass man sich 20 Jahre um einen Planfeststellungsbeschluss bemüht, und kaum ist er gefasst, sagen alle, wir wollen das Projekt nicht. Wenn die Regierenden nun tatsächlich entscheiden sollten, den Kopfbahnhof zu behalten, fände ich das eine Katastrophe - aber ich hielte es für technisch möglich.

Sollte Stuttgart 21 nicht kommen, würde die Stadt laut Befürwortern vom europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz abgehängt.


Wegen diesen wenigen Minuten Differenz? Was wir auf jeden Fall brauchen, ist die Neubaustrecke nach Ulm.

Der Schlichter Heiner Geißler sagt, für Großprojekte bräuchte es eine neue Planungsprozedur. Teilen Sie die Ansicht?


Oh Gott, oh Gott, nein, nein, überhaupt nicht. Was wir brauchen, sind menschlichere Planungsingenieure, die den Bürger mit seinen Problemen ernst nehmen. Ich war zu meiner Zeit beinahe täglich in Gemeinderatssitzungen und Bürgerversammlungen, habe Anhörungen organisiert und die Probleme, die mir die Bürger genannt haben, in meine Planungen eingearbeitet. Ich habe zugehört, abgewogen - und das hat funktioniert. Deshalb gab es keine Proteste, weil ich die Bürger mitgenommen habe. Nach meinem Dafürhalten wurde bei Stuttgart21 dagegen von den Oberen festgelegt, so machen wir es - und basta.