Nach zwei Jahren im arabischen Exil plant der frühere Monarch Spaniens einen Besuch in der Heimat. Das ist fast eine Staatsaffäre. Wird es auch zum Familiendrama?
Juan Carlos de Borbón geht es gut. Er ist 84 Jahre alt. Seine Gesundheit schien zwar lange Zeit nicht mehr die beste zu sein, aber jetzt ist alles prima. „Er ist in fantastischer Form“, sagt Pedro Campos, ein guter Freund des früheren Monarchen. „Er hat abgenommen und treibt viel Sport.“ Es ist der richtige Moment für einen Ausflug.
Der spanische Ex-König will an diesem Wochenende seine alte Heimat besuchen. Das hat der Bürgermeister von Sanxenxo, Telmo Martín, erzählt: „Wir freuen uns darauf, ihm nach fast zwei Jahren Abwesenheit die Zuneigung zu bezeigen, die wir für ihn empfinden“, sagte er am Dienstag. Sanxenxo ist das Marbella des Nordens, ein galicisches Jetset-Städtchen am Atlantik, in dem Juan Carlos auch heute noch viele Freunde hat.
Der alte König macht dem Sohn das Leben schwer
Einer von ihnen ist der oben erwähnte Pedro Campos, der Präsident des Segelclubs. Er erwartet Juan Carlos in seinem großzügigen Zuhause in der Nähe von Sanxenxo.
600 Kilometer entfernt, im königlichen Zarzuela-Palast vor den Toren Madrids, sind die Erwartungen deutlich gedämpfter. Wenn der alte König nach Spanien kommt, sollte ihn der jetzige wohl empfangen. Aber Felipe VI., der Juan Carlos vor acht Jahren auf dem Thron nachfolgte, liebt seinen Vater nicht mehr. Natürlich weiß nur der Sohn selber, welche Gefühle er für den Vater in seinem Herzen trägt, aber all sein öffentliches Handeln spricht von dem Bedürfnis nach Distanzierung.
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Der Alte macht dem Jüngeren mit seinen Eskapaden das Leben schwer, und jetzt kommt er auch noch zu Besuch. So beginnen Theaterdramen. Was werden die zwei zu bereden haben? Das wüssten wir gern. Doch dieses Stück wird nicht auf öffentlicher Bühne gespielt.
Juan Carlos zieht es wieder in seine Heimat
Die Öffentlichkeit war es, vor der sich Juan Carlos im August vor knapp zwei Jahren nach Abu Dhabi verzog. Die Zeitungen waren voll mit Geschichten über nicht beglichene Steuerschulden und Abermillionengeschenke an seine deutsche Freundin; mehrere Gerichte ermittelten gegen ihn.
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Juan Carlos wollte dazu nicht Rede und Antwort stehen. Er zahlte die Steuern nach, die ihn noch hätten in Bedrängnis bringen können, und wartete auf die Einstellung aller Verfahren. Jetzt sind sie eingestellt, und Juan Carlos zieht es wieder in seine Heimat. Nicht, um sich dort niederzulassen, aber doch für einen ersten Besuch. Gerne würde er auch eine Nacht bei seinem Sohn im Zarzuela-Palast verbringen. Aber daraus wird nichts.
Hat König Felipe Angst vor der Wut der Öffentlichkeit?
Das spanische Königshaus gibt zu der Sache keinen Ton von sich, als hätte es mit Juan Carlos nichts mehr zu tun. Juan Carlos ist nicht nur privat, sondern auch offiziell noch immer Mitglied der Königsfamilie, er wird weiter König genannt und mit „Seine Majestät“ angesprochen. Aber behandelt wird er wie ein seltsamer Onkel, den man lieber nicht so oft im Familienkreise dabeihat. Offenbar ist es die Regierung, die sich gegen eine Übernachtung von Juan Carlos im Königspalast sperrt.
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Der Ministerpräsident Pedro Sánchez findet, der alte König sollte erst eine öffentliche Erklärung zu seiner schlechten Steuermoral abgeben. Solange er das nicht tut, ist er Persona non grata. König Felipe denkt offenbar ähnlich. Oder er hat Angst vor öffentlicher Wut, falls er seinem Vater zu viel Freundlichkeit erweist.
Juan Carlos will die Herzen der Spanier gewinnen
Im fernen Galicien spielt das alles keine Rolle. Der Bürgermeister von Sanxenxo freut sich, dass der Besuch von Juan Carlos Werbung für Sanxenxo macht. Der Ministerpräsident von Galicien, Alfonso Rueda, freut sich über die Werbung für Galicien. Und der Präsident des Segelclubs von Sanxenxo freut sich über die Werbung für den Segelsport.
Der Anlass für den königlichen Besuch ist eine Segelregatta der Sechs-Meter-Klasse am Wochenende, an der Juan Carlos sogar persönlich als Steuermann der Jacht „Bribón“ teilnehmen könnte, wenn es ihm so gut geht, wie es den Anschein hat. „Ich weiß nicht, ob als Zuschauer oder ob als Teilnehmer, aber er wird hier sein“, sagte Bürgermeister Telmo Martín.
Als Juan Carlos noch Prinz von Spanien war, vor fünfzig Jahren, trat er als Segler bei den Olympischen Spielen in München an, damals in der Drachen-Klasse, und wurde Fünfzehnter. Ums Siegen geht es ihm nicht mehr. Nur die Herzen der Spanier würde er wieder gerne für sich gewinnen. So leicht wird ihm das nicht gelingen.