Steile Karriere: ein Senator des kanadischen Oberhauses wird seines Amtes enthoben. Sein neuer Arbeitsplatz als Manager ist jedoch nur wenige hundert Meter vom Parlament entfernt – in einem Striplokal in Ottawas Stadtzentrum.

Ottawa - Noch vor wenigen Monaten bewegte sich Patrick Brazeau auf dem roten Teppich, der das Kennzeichen für Kanadas Senat ist, dem Oberhaus des Parlaments, und saß auf den rot gepolsterten Sesseln. Aber dies ist für Brazeau, den vorübergehend seines Senatorenamtes enthobenen kanadischen Politiker, Vergangenheit. Sein Arbeitsplatz ist jetzt wenige hundert Meter vom Parlament entfernt in einem Striplokal in Ottawas Stadtzentrum. Der frühere Senator ist Manager des „Barefax Gentlemen’s Club“.

 

Aber irgendwie muss Brazeau ja Geld verdienen. Vor wenigen Monaten war er für zwei Jahre seines Amtes enthoben worden, seine Amtsbezüge, 135 000 Dollar pro Jahr, wurden gesperrt. Die Polizei hat ihn wegen Betrugs angeklagt. Er soll – als einer von vier im sogenannten Senatsskandal verwickelten Senatoren – unrechtmäßig Zehntausende Dollar an Reisespesen und Wohnungszuschüssen kassiert haben. Damit nicht genug: Er sieht sich nach einem Vorfall „häuslicher Gewalt“ auch noch einer Anklage wegen Körperverletzung und sexueller Nötigung ausgesetzt. Da   kommen auf ihn beträchtliche Anwaltskosten zu. Und dazu müsse er noch seine vier Kinder versorgen, sagt er.

Bessere Behandlung als im alten Job

  Brazeau, 39 Jahre alt, ist eine schillernde Persönlichkeit. Er ist ein Algonquin-Indianer aus der Gemeinde Kitigan Zibi 100 Kilometer nördlich von Ottawa. Er war Präsident des Congress of Aboriginal Peoples, einer indianischen Organisation, als ihn der konservative Premierminister Stephen Harper Anfang 2009 in den Senat berief.

Seit einigen Tagen arbeitet er nun bei „Barefax“. Er ist für den Einsatz der Striptänzerinnen zuständig, für Einstellungen und Entlassungen. Besucher schildern das Etablissement als elegant, Geschäftsleute aus den USA, die sich dort vergnügen, schwärmen von „Barefax“ als „dem besten Stripclub, in dem ich jemals war“. Dass Brazeau aufgrund seiner Prominenz nun zusätzliche Besucher anlockt, ist nicht wahrscheinlich. „Die Leute kommen nicht um den Manager zu sehen“, meint ein langjähriger Kunde lapidar. Mit seiner Arbeitsstelle und seinem Arbeitgeber scheint Brazeau aber zufrieden zu. Auf die Frage, wie er denn behandelt werde, meinte er unter Anspielung auf den Rausschmiss aus dem Senat: „Besser als in meinem alten Job.“