Der frühere Fellbacher Sozialbürgermeister ist am späten Montagnachmittag beim Überqueren der Schmidener Tournonstraße in der Dunkelheit von einer Autofahrerin erfasst worden. In der Nacht erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Fellbach - Es war eine Nachricht, die sich am Dienstagmorgen in Windeseile verbreitete und bei allen Gesprächspartnern größte Betroffenheit auslöste: Raimund Ulrich, der frühere Fellbacher Sozialbürgermeister, ist tot. Am späten Montagnachmittag wurde er nahe des Schmidener Stadions in der Dunkelheit vom Auto einer 55-jährigen Fahrerin erfasst. In der Nacht erlag der 81-Jährige in einer Stuttgarter Klinik seinen Verletzungen.

 

Raimund Ulrich war stets ein unverzichtbarer Kollege

Einer, mit dem Raimund Ulrich über viele Jahre, ja Jahrzehnte eng zusammengearbeitet hat, ist Friedrich-Wilhelm Kiel, von 1976 bis 2000 Oberbürgermeister in Fellbach. Raimund Ulrich, zuvor Leiter der Verwaltungsstelle in Schmiden, agierte viele Jahre als Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters. 1981 wurde er Beigeordneter, also Sozialbürgermeister in Fellbach. Raimund Ulrich sei ihm stets ein unverzichtbarer Kollege gewesen, erläutert Kiel am Dienstagvormittag auf Nachfrage, erkennbar um Fassung ringend. Gemeinsam mit Finanzbürgermeister Erwin Hochwald und Baubürgermeister Eckart Rosenberger sei es ein hervorragendes Quartett an der Verwaltungsspitze gewesen. „Wir haben viel miteinander gerungen, aber immer im positiven Wettstreit um die besten Lösungen.“ Raimund Ulrich „wurde mir zum Freund“, sagt Kiel. Als er am Vormittag von Ulrichs Frau unterrichtet wurde, habe er nicht nur eine Träne verdrückt.

Harald Raß ist am Dienstag ebenfalls „noch völlig schockiert über diese furchtbare Nachricht“. Auch der SPD-Stadtrat kannte Raimund Ulrich schon lange – seine erste Begegnung reicht in jene Zeit zurück, als Ulrichs Tochter im Waldheim der Arbeiterwohlfahrt agierte und er beim Besuch des Abschlussfestes als „wichtiger Mann aus Schmiden“ vorgestellt wurde. 1975 wurde mit Raß’ Einzug in den Gemeinderat der Kontakt zu dem Amtsleiter und späteren Bürgermeister für die sozialen Belange noch intensiver. „Er hat in Fellbach sehr viel Positives bewirkt“, sagt Harald Raß, der zudem noch auf Raimund Ulrichs Wirken als Kreisrat verweist – mehrfach wurde das späte SPD-Mitglied Ulrich Fellbacher „Stimmenkönig“ bei der Kreistagswahl.

Raimund Ulrich wurde mit der Ehrenmedaille der Stadt Fellbach ausgezeichnet

Auch im Rathaus hat sich am Dienstagvormittag die Nachricht von seinem Unfalltod schnell verbreitet. Er sei ein besonders liebenswerter Kollege gewesen, „ein Menschenfreund“, sagt eine Mitarbeiterin. Auch bei schwierigen Themen habe Raimund Ulrich stets die Ruhe bewahrt.

Raimund Ulrich wurde am 20. März 1936 in Stuttgart Bad Cannstatt geboren. Nach dem Abitur 1955 begann er seine Laufbahn des gehobenen Dienstes, landete nach der Lehrzeit als Verwaltungskandidat beim Bürgermeisteramt Leutenbach über Schwaikheim, dem Landratsamt in Backnang und nach der staatlichen Verwaltungsschule Stuttgart (ein Studienkollege war Lothar Späth) Anfang März 1959 bei der damals noch selbstständigen Gemeinde Schmiden. Er wurde Ortsteilschultes und 1981 Bürgermeister in Fellbach.

Bis 1997 hatte er dieses Amt inne, zur Verabschiedung wurde Raimund Ulrich mit der Ehrenmedaille der Stadt Fellbach ausgezeichnet. „Als Bürgermeister und als Mensch oder vielleicht besser als menschlicher Bürgermeister haben Sie das soziale Miteinander in vielfältiger Weise mitgestaltet und wesentlich zur Schaffung beziehungsweise zum Aufrechterhalten eines guten sozialen Klimas in vielen gesellschaftlichen Bereichen unserer Stadt beigetragen“, lobte Friedrich-Wilhelm Kiel seinerzeit in seiner Laudatio und hob Ulrichs „reißfesten Geduldsfaden“ wie auch seine „Hartnäckigkeit“ hervor, um auch „Streithähne an einen Tisch zu bringen“.

Zu seinem 80. Geburtstag gab es im Frühjahr 2016 einen Empfang im Rathaus OB Christoph Palm betonte dabei, Raimund Ulrich habe „in seinen unterschiedlichen Tätigkeiten eines in den Mittelpunkt gestellt: die Menschlichkeit“.

55-jährige Autofahrerin erkannte bei der Dunkelheit den Fußgänger zu spät

Bei dem Unfall am Montag war Raimund Ulrich entsprechend dem Bericht des Polizeipräsidiums Aalen gegen 17.15 Uhr auf einem Feldweg unterwegs und wollte die Tournonstraße in Richtung Sportplätze überqueren. Eine 55-jährige Autofahrerin war von Neugereut kommend in Richtung Schmiden unterwegs. Bei der Dunkelheit erkannte sie nach Polizeiauskunft den Fußgänger zu spät und stieß mit ihm zusammen. „Der schwerst verletzte Fußgänger wurde umgehend in eine Stuttgarter Klinik verbracht“, so ein Polizeisprecher. Trotz der medizinischen Notversorgung erlag Raimund Ulrich in der Nacht zum Dienstag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der auch für Schmiden zuständige Verkehrsunfallaufnahmedienst mit Sitz in Backnang hat die weiteren Ermittlungen zum Unfallgeschehen auf der Tournonstraße, auf der Tempo 60 gilt, übernommen. Zur Klärung der näheren Umstände sollten sich nun mögliche Unfallzeugen unter Telefon 0 71 91 / 89 29 90 bei der Polizei in Backnang melden.