Sie vereinen auf dem Schwarzen Brett Stuttgart in Facebook bereits 100.000 Mitglieder und wollen noch weiter wachsen: Die Macher Steve Pierce und Hanno Frantzen bieten eine Plattform für Möbel, Technik oder nicht-gewerbliche Dienstleistungen.

Stuttgart - „Meine Facebook-Seite ist kein Schwarzes Brett, aber ich mache euch eines“ – dieser Satz von Steve Pierce war vor rund fünf Jahren der Startschuss für das Schwarze Brett Stuttgart . Der 33-Jährige ist von Beruf Piercer und kommt auf Messen und Veranstaltungen viel in Kontakt mit Menschen. Ständige Anfragen fluteten sein Online-Profil, bis er sich 2010 dazu entschloss, Angebot und Nachfrage zueinander zu bringen.

 

Auf der Suche nach Mitstreitern

Auf dem sozialen Netzwerk Facebook gibt es seitdem die Interessensgruppe für Stuttgart und die Region und sie wächst stetig. Pro Woche erreichen die elf Administratoren der Seite rund 500 bis 1000 Anfragen zur Aufnahme in die Gruppe. Pierce konnte die Moderation der Seite nicht mehr alleine bewältigen. Er suchte sich Mitstreiter wie Goldschmied Hanno Frantzen, die sich nun ehrenamtlich jeden Tag mehrere Stunden lang um Anfragen, Kommentare und Streitschlichtungen kümmern. Eine weitere wichtige Aufgabe: „Wir überprüfen jeden User, da wir keine Fake-Profile bei uns haben wollen, die unsinniges wie Kredite posten“, erklärt Pierce.

Momentan freuen sich der Böblinger und sein Gruppenleiter Hanno Frantzen (50) über das 100.000. Mitglied. „Es ist Wahnsinn, was wir bereits für eine Reichweite haben“, zeigt sich Pierce begeistert. Anfangs seien die Mitgliederzahlen noch bei unter 20.000 stagniert. Dann vor zwei Jahren: Der Durchbruch. „Wir wurden immer bekannter“, schildert Frantzen. Die Idee hinter dem Schwarzen Brett: „Wir wollen gebündelt Menschen zusammenbringen, die etwas nicht mehr brauchen oder etwas dringend suchen“, erklärt Pierce.

Kaufen, verkaufen, teilen, erfragen von wichtigen Informationen stehen im Vordergrund. Hinzu kommt der soziale Aspekt: „Wir wollen etwas bewegen und auch Menschen helfen“, sagt Pierce. Der Dienst an der Allgemeinheit liegt den Portalverantwortlichen am Herzen – all ihre Arbeit wird nicht vergütet. Und eine ganz wichtige Richtlinie auf dem Schwarzen Brett: „Bloß keine Katzenvideos. Dafür gibt es andere Portale.“

Vom digitalen ins echte Leben

Die Aufmerksamkeit der Online-Plattform wuchs auch deshalb, weil Pierce und Frantzen etwa 50 weitere Untergruppen auf Facebook gründeten. Da wären zum Beispiel eine Single-, Ticket-, Immobilien-, Beauty- oder Tierbörse. Alle Facebook-Gruppen der beiden Böblinger und ihrer Mit-Administratoren erreichen zusammengerechnet rund 250.000 Menschen in Stuttgart und Region. „Wir wollen aber auch, dass sich die Bekanntschaften und Freundschaften aus dem digitalen Leben im echten Leben kennenlernen“, sagt Frantzen. So gibt es regelmäßig Treffen der User des Schwarzen Bretts bei gemeinsamen Events in Stuttgarter Klubs oder auch Ausflüge in die Region nach Ludwigsburg oder Tübingen. „Es sind etwa 150 Leute, die sich regelmäßig im realen Leben treffen“, sagt Pierce.

Gruppenleiter Hanno Frantzen hat zum Beispiel seine Freundin über das eigens erstellte Immobilienportal kennengelernt. „Ich habe ihr bei einem Posting geholfen und so sind wir ins Gespräch gekommen. Dann haben wir uns auf einem Event der Single-Börse getroffen und sind seit Februar 2015 zusammen.“ Ein Fußballteam aus Facebook-Bekanntschaften nimmt neuerdings in der Freizeitliga an Turnieren teil.

Elf Freunde

Die elf Administratoren sind im echten Leben untereinander ebenfalls befreundet. Dies sei unabdingbar, da alle gemeinsam entscheiden – konkrete Richtlinien geben den Nutzern einen Verhaltenskompass vor. Falls nicht, heißt es laut Frantzen „Klären statt Kicken“. Nur wer sich regelmäßig schlecht benimmt und pöbelt, werde von der Gruppe ausgeschlossen. „Hanno ist sogar einmal zu zwei Usern gefahren, um ihren Streit persönlich zu schlichten“, erzählt Pierce. Mit Erfolg. So viel Einsatz zahlt sich aus: Die Gruppenmitglieder schätzen, dass auf dem Schwarzen Brett Stuttgart ein respektvoller Umgang gepflegt und bei Fehlverhalten schnell moderiert wird. Dafür sind viele der Administratoren in ihrer Freizeit häufig online. „Es ist aber auch wie eine Sucht, ständig schaut man nach, wie man den Menschen weiterhelfen kann“, sagt Pierce.

Hinzu kommt, dass die Gruppen-Verantwortlichen haftbar sind. Ständig kontrollieren sie, dass keine Schwarzarbeit über das Portal angeboten wird. „Wir lassen uns Nachweise von Gewerbescheinen bei Dienstleistungen zuschicken“, erklärt Frantzen. Auch Waffen jeglicher Art seien verboten. Das zu kontrollieren, koste viel Zeit.

Vereinsgründung ist angedacht

Um Ideen wie einen Kindersachen-Flohmarkt oder soziale Projekte umsetzen zu können, steht eine Vereinsgründung im Raum. „Verein der Freunde des Schwarzen Bretts Stuttgart wäre ein guter Name“, sagt Frantzen. Bisherige Projekte wie eine Börse für mittellose Flüchtlinge oder Aufrufe für bedürftige Menschen und Tiere und die große Hilfsbereitschaft unter den Mitgliedern bestärken Pierce und Frantzen, sich mithilfe der großen Community in Stuttgart noch mehr zu engagieren.