Bei dem Untergang einer Fähre vor der Küste von Sansibar sind am Samstag hunderte Menschen ertrunken. Über die Ursache wird noch gerätselt.  

Addis Abeba/Daressalam - Der Untergang einer Fähre vor der Ferieninsel Sansibar hat am Samstag Hunderte Menschen in den Tod gerissen. Den Rettern boten sich grausige Bilder. Bis zum Nachmittag wurden mehr als 200 Leichen an der Küste angeschwemmt oder von Rettungskräften geborgen, sagte ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Über 400 Menschen, darunter 60 Kinder, seien gerettet worden. Ob auch Touristen unter den Opfern sind, war zunächst unklar.

 

„Die Toten sind meist Frauen und Kinder“, sagte der Direktor für Katastrophenmanagement des tansanischen Roten Kreuzes, Joseph Kimaryo. Der britische Rundfunksender BBC zitierte Sansibars Minister für Notfälle, Mohammed Aboud, am Vormittag mit der Aussage, man habe 163 Leichen geborgen. Die Fähre „MV Spice Islander“ war in der Nacht zum Samstag aus zunächst unbekannten Gründen vor der Küste der Urlaubsinsel untergegangen.

Vor der Küste von Pemba

Die „MV Spice Islander“ war von Sansibars Hauptinsel Unguja zur Nachbarinsel Pemba unterwegs. Sie hatte Unguja um 21 Uhr verlassen. Das Unglück geschah gegen ein Uhr morgens nahe der Küste von Pemba. In den ersten Stunden nach dem Unglück war es zu dunkel für die Retter, hieß es. Rettungsteams der Regierung und des Roten Kreuzes suchten am Samstag stundenlang nach Überlebenden in den Gewässern vor der Küste von Sansibar.

Auch an den Stränden Pembas fanden Mitarbeiter des Roten Kreuzes angeschwemmte Leichen. Ein Mangel an geeigneter Ausrüstung und starke Strömungen erschweren allerdings die Rettungsarbeiten, sagte Kimaryo.

Die 60 Meter lange Fähre hatte eine Kapazität von 645 Passagieren und 45 Besatzungsmitgliedern. Rettungskräfte vermuten allerdings, dass weitaus mehr Passagiere an Bord waren. Ein Überlebender sagte dem arabischen Sender Al Dschasira, die Fähre sei völlig überfüllt gewesen und in einem Gebiet mit starken Strömungen gesunken.

60 Meter lange Fähre

Am Hafen in Sansibar kam der Schiffsverkehr zum Erliegen. Alle verfügbaren Schiffe beteiligen sich an der Rettungsaktion. Die britische Touristin Catherine Purvis beschrieb die Situation in der BBC: „Unsere Fähre ist verspätet, weil alle Fähren genutzt werden, um Menschen von dem Schiff zu retten.“ Verletzte würden abtransportiert. „Man sieht viele Leichensäcke“, sagte Purvis.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat „nach bisherigen Erkenntnissen“ keine Hinweise auf deutsche Opfer bei dem Fährunglück. „Die deutsche Botschaft in Daressalam ist mit Hochdruck um Aufklärung bemüht“, teilte das Außenministerium mit.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte: „Ich möchte der Regierung und den Menschen in Tansania unsere aufrichtige Anteilnahme übermitteln. Insbesondere den Angehörigen und Freunden von Vermissten und Opfern der Tragödie gilt unser tief empfundenes Mitgefühl.“ Bundespräsident Christian Wulff schickte seinem tansanischen Amtskollegen Jakaya Mrisho Kikwete ein Beileidstelegramm.