Nach dem Ende des Dramas um die Kindesentziehung in Paraguay rechnet der Anwalt mit einer zeitnahen Rückkehr der beiden Mädchen von Südamerika nach Deutschland.

Der Fall hat nicht nur in Deutschland hohe Wellen geschlagen, sondern auch in Paraguay genauso wie in ganz Lateinamerika. Letztlich ging es gut aus: „Deutsche Mädchen nach Tagen der Suche aufgetaucht. Das Wiedersehen hat in der Provinz Itapua stattgefunden“, schreibt die paraguayische Tageszeitung „ABC“.

 

Hunderte deutsche Impfgegner glaubten sich in Paraguay am Ziel

Der Fall steht stellvertretend für die Auswanderungswelle Dutzender, vielleicht sogar Hunderter deutscher Impfgegner nach Paraguay, die mit großem lokalen wie internationalen Interesse verfolgt wurde – begleitet mit der Frage: Warum gehen Deutsche ein solches Risiko ein? Die mutmaßliche Kindesentziehung eines mit zwei Töchtern in Paraguay untergetauchten Paares aber berührte die Menschen auch in Argentinien, Kolumbien oder Mexiko ganz besonders. Kaum ein Tag verging, an dem in Paraguay nicht neue Nachrichten die Runde machen. Wahrscheinlich war es dieser öffentliche Druck, der das in dem südamerikanischen Land untergetauchte Paar am Ende dazu bewegte, Kontakt zu den Anwälten der Ex-Partner aufzunehmen. Am Donnerstag war es soweit: Die Kinder wurden ihren wartenden Elternteilen in Paraguay übergeben. Der Anwalt rechnet mit einer zeitnahen Rückkehr der beiden Mädchen nach Deutschland.

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Die jüngste Entwicklung hing wohl auch damit zusammen, dass das nach Paraguay ausgewanderte Paar in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist. Wie für einige der Impfgegner, die relativ kurzfristig nach Paraguay geflohen sind, stellt sich die Situation nicht so einfach da wie erwartet – und vielleicht von dem ein oder anderen guten bezahlten Auswanderungsberater versprochen und in Aussicht gestellt. Es gibt Fälle, da wurde kompletten Familien Familien am Flughafen in der Hauptstadt Asuncion die Einreise verweigert – eben weil sie nicht geimpft waren und sich in der Zwischenzeit die Gesetze geändert hatten.

In Lateinamerika stoßen die Impfgegner auf großes Unverständnis

Ein Großteil der Menschen in Paraguay wie auch in Lateinamerika kann ohnehin nicht verstehen, warum deutsche Impfgegner ihre ökonomisch wie politisch vergleichsweise sichere Heimat verlassen und sich auf ein unkalkulierbares Risiko in Paraguay einlassen.

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Die nach Paraguay ausgewanderten Eltern – der Vater des einen Mädchens und die Mutter des anderen Mädchens sind in zweiter Ehe verheiratet – waren im November vergangenen Jahres mit den beiden Kindern ohne die Zustimmung ihrer jeweiligen Ex-Partner nach Paraguay ausgereist. Laut Medienberichten wollten sie verhindern, dass die Kinder gegen das Coronavirus geimpft werden. Gegen das Paar lag nach Angaben der paraguayischen Staatsanwaltschaft ein über die internationale Polizeibehörde Interpol verbreiteter Haftbefehl vor. Sollten sie nach Deutschland zurückkehren, droht ihnen ebenfalls ein Strafverfahren.