Eine Ex-Prostituierte bezahlt einem Dealer Drogen mit Falschgeld. Das vermeintliche Kokain entpuppt sich allerdings als harmloses Pülverchen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Böblingen - Offenbar haben bei diesem Geschäft die zwei Richtigen zusammengefunden. Auf jeden Fall ist es für beide geplatzt: Eine Prostituierte „kauft“ in Böblingen bei einem Dealer ein Drogenpäckchen – doch ein Teil des Betrags besteht aus Blüten. Der Dealer ist ebenfalls unzuverlässig: Denn als die Frau später eine Kokslinie einnimmt, stellt sich kein Rausch, sondern Ärger ein: die Droge entpuppt sich als harmloses Pülverchen.

 

Die 32-Jährige, die heute als Übersetzerin arbeitet, hat nun am Böblinger Amtsgericht eine weitere einprägsame Folge des geplatzten Drogengeschäfts zu spüren gekommen. Vermeintlich 400 Euro hatte die Frau damals für das Kokstütchen bezahlt. Unter den Geldnoten waren aber 14 nachgemachte 20-Euro-Scheine. Am Schöffengericht wurde die Frau am Donnerstag wegen Geldfälschung zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, die unter Auflagen ausgesetzt wird. Außerdem muss die Frau 1000 Euro Geldbuße an das Hospiz in Leonberg zahlen.

Falschgeld im Auto in Nackenstütze versteckt

Zuvor hatte sie den Vorwurf der Staatsanwaltschaft eingeräumt. „Es war ein schreckliches Jahr. Ich habe viel Unsinn gemacht. Es tut mir leid“, sagte die Frau mit Blick auf den 27. Juli 2008, als sie dem Dealer die Blüten untergejubelt hatte. Die Ex-Prostituierte, die damals in Bordellen in Böblingen und in Stuttgart anschaffte, erklärte, dass sie das Falschgeld von ihrem damaligen Freund aus einem Ort im Landkreis bekommen habe.

Und auch von der abenteuerlich klingenden Vorgeschichte der Blüten, die offenbar im Mafiamilieu spielt, berichtete die Prostituierte. Demnach habe man im Frühjahr 2008 eine größere Mange Falschgeld von Neapel nach Böblingen geschmuggelt – bei der Rückfahrt von einer Hochzeit in der süditalienischen Metropole wurden die 20-Euro-Blüten in einem Mietwagen in der Nackenstütze eines Autositzes versteckt – im voll besetzten Wagen saß die Familie des Ex-Freundes samt mehrerer kleiner Kinder.

Blüten stammen offenbar aus Mafiakreisen

Ein Polizeibeamter, der in dem Fall ermittelt hatte, bestätigte als Zeuge die Aussage der 32-Jährigen. „Wir konnten den Mietwagen in Hamburg ausfindig machen. Tatsächlich war die Nackenstütze so manipuliert worden, dass ein Geldbündel unerkannt versteckt werden konnte“, so der Chefermittler. Vermutlich stammten die Blüten, die eine „sehr gute“ Qualität hätten, aus dem Kreis der Camorra im Raum Neapel. Und offenbar war der Fall der Ex-Prostituierten zumindest im Landkreis kein Einzelfall. „Im Jahr 2008 gab es im Landkreis einige Falschgeldfälle. Vor allem an Tankstellen“, erklärte der Polizeibeamte.

Aufgefallen waren die Blüten der Ex-Prostituierten tatsächlich einem aufmerksamen Mitarbeiter einer Tankstelle in Sindelfingen, wo der Drogendealer etwas bezahlen wollte. Doch die Ermittler nehmen an, dass der Mann nichts mit dem Falschgeld zu tun hat und nicht wusste, dass er falsche Zwanziger bei sich hatte.

Weitere Verfahren stehen offenbar bevor

Der Exfreund der 32-Jährigen und dessen Bruder rücken indessen vermutlich noch einmal ins Visier der Ermittler. Die Verfahren gegen die beiden Männer waren eingestellt worden, weil die Ex-Prostituierte kurz nach ihrer Festnahme ins Ausland geflüchtet war. Ohne die Hauptzeugin sahen die Ermittler keine Möglichkeit, gegen sie vorzugehen. Doch für die Gerichtsverhandlung kehrte die Frau nach Deutschland zurück und gab bereitwillig Auskunft. Nun wird geprüft, ob die Brüder noch einmal ins Visier genommen werden können.