Seit einem halben Jahr gibt es das Familiencafé. Nach der kurzen Zeit hat das Projekt schon viele Fans.

Renningen - Es summt mehr oder weniger leise im hellen Turnraum des Kindergartens in der Malmsheimer Nelkenstraße: Das Familiencafé ist geöffnet. Dafür, dass mehr als zehn Kinder im Alter von bis zu drei Jahren hier unbefangen spielen und sich die Mütter dabei unterhalten, ist der Lärmpegel erstaunlich niedrig. Auch, als ein kleiner Junge plötzlich von der Spielmatte kullert und auf dem harten Turnhallenboden aufkommt, gibt es kein wildes Geschrei. Er guckt verdutzt, dreht sich nach der Mama um. Die lacht und stellt ihn wieder auf die Beinchen, und fröhlich klettert er zurück auf die Matte. „Es stimmt schon“, kommentiert die dreifache Mutter Lisa Drews das Geschehen, „wenn die Mütter zufrieden und ausgeglichen sind, sind es die Kinder auch.“

 

Treffen ist offen für alle Eltern

Lisa Drews ist Diplom-Sozialpädagogin und leitet zusammen mit Tanja Hoffmann, ebenfalls Diplom-Sozialpädagogin, das Familiencafé in Malmsheim. Jeden Mittwoch von 9.30 bis 11.30 Uhr treffen sich hier außerhalb der Schulferien ganz zwanglos Mütter mit ihren Kleinkindern, ab und zu ist auch mal ein Vater dabei oder die Oma. „Aber in der Regel sind es die Mütter, die mit ihren Kindern kommen“, ist Drews’ Erfahrung. Jeder ist willkommen, es ist keine Anmeldung erforderlich, Eltern und Kinder können einfach vorbeikommen und sich mit anderen austauschen. Oder einfach auch nur tief Luft holen und die Kinder entspannt sausen lassen.

Das Familiencafé ist Abwechslung und Anlaufstelle zugleich. „Ich treffe hier andere Mütter, die die gleichen Fragen haben“, sagt eine frisch zugezogene Malmsheimerin, „hier kann man Rat suchen und finden“. Auch für eine junge Mutter aus Afghanistan, die seit zweieinhalb Jahren mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Deutschland lebt und seit Februar in Malmsheim wohnt, ist der Treff eine hilfreiche Anlaufstelle. Seit einem Monat kommt sie hierher, seit ihr Tanja Hoffmann vom Café erzählt hat. „Ich lerne besser Deutsch“, sagt sie, „die anderen Mütter helfen mir dabei.“ Und auch Söhnchen Sobhan lernt so nicht nur wie nebenbei die Sprache, sondern auch Spielgefährten kennen.

Gleiches Projekt auch in Leonberg

Das Malmsheimer Angebot gibt es seit April dieses Jahres, und es ist schon jetzt sehr beliebt. Etliche Mütter sind regelmäßig da, und immer wieder kommen neue Gesichter dazu. „Das Angebot soll helfen, Kontakte zu knüpfen. Vor allem hier in den Schnallenäckern, wo viele Familien neu hinzugezogen sind und noch nicht viele Leute kennen“, erklärt Rose Volz von „Familie am Start“, einer Einrichtung der Bundesinitiative „Frühe Hilfe“, die vor zehn Jahren vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ins Leben gerufen wurde und die zusammen mit dem Landkreis Böblingen zuständig für das Projekt ist.

Dass das Malmsheimer Familiencafé so schnell ins Leben gerufen werden konnte, ist einem glücklichen Zufall geschuldet: „Wir sind selbst als junge Familie nach Renningen gezogen“, erzählt Daniel Dreßen, zuständig im Renninger Rathaus für den Bereich Bildung, Familie und Soziales. Er stammt zwar aus Malmsheim, seine Frau aber nicht. Dreßen kennt das Leonberger Familiencafé, das ebenfalls von Lisa Drews geleitet wird, und so war ihm schnell klar: „Das brauchen wir bei uns in Malmsheim auch, vor allem mit den vielen neu hinzugezogenen Familien.“ Also hat er sich ans Werk gemacht, und innerhalb kürzester Zeit hat das Café seine Pforten geöffnet. Rose Volz lobt dabei auch das Engagement von Kommune und Landkreis: „Die Stadt Renningen und der Landkreis Böblingen haben schnell und unbürokratisch zusammengearbeitet, das ist nicht überall selbstverständlich“, sie lacht und fügt vielsagend hinzu: „In diesem Bereich geht viel, wenn man will.“ In der Rankbachstadt will man.