Die Oberligamannschaft des SGV Freiberg wird seit Oktober von afrikanischen Rhythmen von Erfolg zu Erfolg getragen. Die kommen von vier aus Gambia Asylbewerbern, die der Fußballmannschaft bei jedem Spiel beistehen.

Freiberg am Neckar - Das Mädchen für alles nennen sie Sigfried Eisebraun beim SGV Freiberg. Als Vorsitzender des Freundeskreises der Fußballabteilung sucht er nach neuen Sponsoren, wirbt Mitglieder an und kümmert sich um dies und das. Im Oktober hat er aber eine Aufgabe abgegeben: das Trommeln zum Anfeuern der Fußballmannschaft. Das übernehmen seit Herbst vier, die es besser können: Demba, Alhagie, Abou und Ebrima. Angeworben hat die Gambier aus dem Freiberger Flüchtlingsheim natürlich Sigfried Eisebraun, der jetzt neben seinem Ehrenamt quasi noch als Sozialarbeiter unterwegs ist.

 

Seit die Jungs aus Gambia den Fußballern mit ihren afrikanischen Rhythmen einheizen, hat die Oberligamannschaft des SGV erst ein Spiel verloren. Da trifft es sich umso besser, dass der kleine Fanclub mit den blauweißen Schals und Mützen bei jedem Match dabei ist. Zu den Auswärtspartien fahren sie meistens im Mannschaftsbus mit. „Wir sind stolz darauf, dass wir ein Teil der Fußballfamilie hier in Freiberg sein dürfen“, sagt Demba.

Auf die Pappklatschen folgen die Trommeln

Geworden sind sie das durch einen Zufall. Im Herbst liefen sie auf den Straßen Freibergs Sigfried Eisebraun über den Weg. „Die hatten nichts zu tun, da hab ich sie einfach gefragt, ob sie zum Fußball kommen möchten“, erzählt er. Eigentlich hoffte er, eine Verstärkung für die Mannschaft zu finden. Den Gefallen konnten ihm die Männer aus Gambia nicht tun. Als Zuschauer waren sie beim nächsten Heimspiel aber dabei. Mit den Pappklatschen, die ihnen Eisebraun damals in die Hand drückte, haben die Gambier so viel Stimmung gemacht, dass sie vom nächsten Spiel an die vereinseigenen Trommeln in die Hände bekamen und sie nicht wieder hergaben.

Es ist den Afrikanern ein wichtiges Anliegen, dass sie am Leben in Freiberg teilnehmen können. Sie verstehen sich als Teil der Stadt und wollen nicht als Fremde gesehen werden. Ob ihre laufenden Asylverfahren erfolgreich ausgehen oder nicht, ist ihnen vorerst egal. „Das hier ist der Platz, an dem wir leben und wir möchten uns hier einbringen. Alles was wir derzeit dafür haben, ist unsere Energie“, sagt Alhagie.

Afrikanische Rhythmen auf deutschen Trommeln

Von anderen Fans des SGV hört man, dass die Gambier immer Vollgas geben und ihre Anfeuerungen während der Spiele fast nie verstummt. „Wir müssen ihnen noch beibringen, dass sie nur trommeln, wenn unsere Mannschaft den Ball hat“, sagt Sigfried Eisebraun und lacht. Demba, Alhagie, Abou und Ebrima können einfach nicht anders. Sie kommen aus einer Gegend, deren Bewohner das Rhythmusgefühl im Blut haben. In Afrikas Fußballstadien stehen die Trommel meistens nur still, wenn gerade ein Tor bejubelt wird. Diese Stimmung möchten die Gambier auch in Freiberg rüberbringen. „Deshalb wäre es noch besser, wenn wir afrikanische Trommeln hätten. Die können wir uns aber leider nicht leisten“, sagt Demba.

Der junge Gambier würde gerne noch so viel mehr machen, als Trommeln und bei der zweiten Mannschaft der SGV mitkicken. Als Asylbewerber dürfen er und seine Freunde allerdings erst nach neun Monaten Aufenthalt einen Arbeitsplatz annehmen, obwohl sie in ihrer Heimat als Rettungswagenfahrer oder Handwerker Jobs hatten. „Hier zu leben, aber nicht arbeiten zu dürfen, macht überhaupt keinen Spaß“, erzählt Demba. Weil sie die Neunmonatsfrist bald erreicht haben, hat sich immerhin schon mal ein Mitarbeiter des Landratsamts angekündigt. „Wenn dann alles in Ordnung ist, dann suchen wir Stellen für sie“, sagt Sigfried Eisebraun. Sollte es nicht klappen, dann werden sie ihre Energie weiterhin dem SGV widmen. „Auch wenn wir vielleicht nicht mehr lange hier sein dürfen, wollen wir unserer Spuren hinterlassen“, sagt Alhagie. Er bezeichnet sich längst als einen der vier Freiberger Trommler.