Fasching in Murr Narren und Hexen begeistern das Fasnetsvolk
Tausende Zuschauer säumen die Straßen beim Faschingsumzug in Murr und erleben die bunte Vielfalt der Hästräger aus der gesamten Region.
Tausende Zuschauer säumen die Straßen beim Faschingsumzug in Murr und erleben die bunte Vielfalt der Hästräger aus der gesamten Region.
Roland war ganz vorne dabei an diesem Tag. „Ich spiele die große Trommel“, sagte er. Und damit sorgte er für die starken Töne zum Auftakt des Faschingsumzugs in Murr. Roland gehört wie seine Mitspieler in ihren bunten Gewändern, schwarz, türkis und rot zu den Gässlesfetzern Murr, die mit ihren Instrumenten an der Spitze des langen Zuges durch die Gemeinde marschierten.
Die erste von 43 Gruppen, die mit Musik, Tanz, Schabernack und Spaß die Tausende von Zuschauern begeisterten. Der Funke sprang immer wieder über; die Stimmung war heiter und ausgelassen.
Zweimal ging ein Regenschauer nieder, doch die fidelen Narren und die Rhythmen ließen die vielen Zuschauer nicht kalt, regten immer wieder zum Klatschen und Schunkeln an. Auch die Murrer Anwohner hatten sich auf dem Umzug eingestellt, an etlichen Häusern, Hofeinfahrten, Balkons hingen Ballons. Auch viele Zuschauer trugen Kostüm. Nicht nur Zauberer und Piraten, sondern auch Asterix und Obelix, Löwen, Einhörner und Elefanten wurden gesichtet.
Nach den Gässlesfetzern folgten als zweite im Zug die Carnevalsfreunde Murr, Gastgeber dieses vergnüglichen Spektakels. Die Präsidentin, Sarah Väth, hatte gesagt: „Das Besondere hier ist das Publikum.“ Und noch etwas zeichne diesen Umzug aus: „Bei uns laufen auch nicht-karnevalistische Vereine mit, das finde ich besonders schön.“ Die Carnevalsfreunde stimmten auf ihrem Wagen nicht nur lauthals mit „Murrtal helau!“ an, sie sorgten auch dafür, dass immer wieder Süßigkeiten in die Kinderscharen hagelten.
Und dann kamen die Hexen, mit grimmigen Masken in allen möglichen Variationen der Schaurigkeit, fegten mit ihren Besen umher, drohten, sprangen, verwickelten manchen Zuschauer in Kämpfe um Mützen oder andere leicht wegzunehmende Accessoires, versetzten manch einem Gesicht blaue Striche oder lila Stempel, teilten aber auch den Kindern viel Schokolade oder süße Stücke aus. Dynamisch zum Beispiel der Auftritt der benachbarten Gloschdr-Hexa aus Steinheim oder der langhaarigen Gagerbach-Hexen aus Schwieberdingen. Die Neckartal-Hexen aus Neckarweihingen hatten einen wilden Teufel dabei, der wütend durch die Zuschauerreihen lief, bevor er seinem Trupp hinterhereilte.
Auch kleine Vereine waren mit von der Partie, so die Bottwartäler Schlehbeucher aus Oberstenfeld, sieben Närrinnen und Narren mit Symbolen auf dem Häs, die an den Weinbau erinnern. Zu ihnen gehörte Inge, die im Karneval vor allem das Gemeinschaftserlebnis schätzt. „Freundschaften muss man pflegen, solange es geht.“ In beeindruckender Kopfstärke marschierte der Carneval-Verein aus der Deutschordensstadt Gundelsheim durch die Straßen von Murr; mit zwei stattlichen Fahnenträgern vorneweg, mit einer Reihe von Husarinnen, sie trugen alle lange rothaarige Perücken. Einen der längsten Anfahrtswege hatte wohl die Narrenzunft Neresheim. Viele anmutige Gardemädchen, in unterschiedlichen Uniformen, waren von der Ostalb mit angereist.
Ein Verein, der nicht für den Karneval gegründet wurde, waren die MTV Bulldoggs aus Ludwigsburg, glitzernd kostümierte Damen und starke Männer im klassischen Football-Outfit mit Helm und Gesichtsschutz – mit Klatschen und kleinen Sporteinlagen bekamen auch sie viel Beifall. Originell und auf den ersten Blick irritierend der Anblick der Weilemer Hörnleshasa, denen buchstäblich Hörner zwischen den Ohren gewachsen sind. Doch dann löste sich ein Hase aus den Reihen und schloss in Sekundenschnelle Freundschaft mit einem kleinen, als Maus kostümierten Mädchen am Straßenrand – und ließ ihr etwas zum Naschen zurück.
Überirdisch unterwegs waren Monika und Gerda: Die eine ist als grünes Männchen verkleidet, die andere strahlte in einem Kostüm als Sternenfrau: „Wir heben heute ab in die Murrer Galaxie“. Die beiden vertraten das Kinderhaus Itzebitz in Murr, sie feierten und hatten „hier eine Menge Freude“.
Etliche Narrengruppen sind traditionsgemäß schon lange in Murr mit von der Partie, andere sind erst im Jahr 2023 dazugestoßen – und sind in diesem Jahr sehr gern wiedergekommen. Dazu zählten Vertreterinnen der 1. Narrenzunft Schmiden, Chaos Weiß-Rot. Ihre Vorsitzende Michaela schwärmte: „Die Leute hier machen so toll mit“, sagte sie. „Man kommt sich vor wie in einem Dorf, jeder kennt jeden.“ Ein kleines, aber nicht unwichtiges Kompliment: „Und der Alkohol spielt hier gar keine so große Rolle.“ Vielleicht ist das ja eine der Erklärungen dafür, warum dieser Umzug so beliebt ist.