Zahia Dehar, das einstige Callgirl von FC Bayern-Fußballer Franck Ribéry, macht nun als Modeschöpferin von Dessous von sich reden – und die haben ihren Preis: Einzelne Slips können bis zu 1000 Euro kosten.

Paris - Im Grenzbereich bewegt sich hier alles. Was ist in dieser Dessous-Boutique mit angegliederter Teestube nun Backwerk? Was ist Wäsche? Zartrosa glitzert das eine wie das andere. Ob blümchenbesetzte Strings, Sahnehäubchen-BH oder Hostessen-Schürzchen, ob Tortenguss oder Tafelgebäck: bonbonfarben muss es sein und zuckersüß aussehen. Grenzwertig, wenn nicht jenseitig, mutet auch diejenige an, die über die pastellfarbene Pracht gebietet, die Dessous entworfen hat: Zahia Dehar, zierlich, Wespentaille, üppige Rundungen, makelloser Teint, der Gesichtsausdruck kindlich und doch gar nicht naiv. „Sie ist ein Künstler inspirierendes Trugbild, eine lebendige Skulptur“, hat der Galeriebesitzer Pierre Passebon über die Modemacherin gesagt. Nicht nur das Äußere, auch der kometenhafte Aufstieg löst Erstaunen aus.

 

Als Tochter algerischer Einwanderer war Zahia Dehar früh in die Prostitution abgeglitten. Noch minderjährig, landete sie mit 17 Jahren in den Armen Franck Ribérys. Freunde des Fußballers hatten das Callgirl 2009 als 2000 Euro teures „Geburtstagsgeschenk“ einbestellt. Während die auf dem Boulevard breit getretene Affäre Ribérys Ruf ramponiert und ihm als Freier einer minderjährigen Prostituierten ein Jahr später ein Strafverfahren eingetragen hat, das am 20. Januar fortgesetzt werden soll, hat Zahia Dehar aus der ihr unverhofft zuteil gewordenen Popularität Kapital geschlagen. Unterstützt von einem in Hongkong ansässigen Investmentfonds, hat die in Frankreich Eingebürgerte unweit der Champs-Elysées ihren Showroom eröffnet. Achtes Pariser Arrondissement, Rue Boissy d’Anglas, lautet die der Modewelt längst geläufige Adresse. Ein paar Häuser weiter residieren die Nobelmarken Hermes und Cartier, in der Parallelstraße Dior und Chanel.

Großzügige Geldgeber

Die Preise halten, was Lage und Nachbarschaft versprechen. Für einen Zahia-Büstenhalter muss man 320 Euro hinblättern, für einen Zahia-Slip 1000 Euro. Bis 15. Oktober präsentiert die Designerin in Paris ihre Kollektion. Anschließend zieht sie weiter, zeigt sich und ihre Kreationen erst in New York, dann in Tokio. Eine junge Frau mit unverwechselbarem Äußeren und dank der Ribéry-Affäre hohem Bekanntheitsgrad taugt zur Marke, mag sich der Investor gesagt haben, die First Mark International Limited. Was lag näher, als die weltweit mit Sex und Geld in Verbindung gebrachte Französin Dessous entwerfen zu lassen?

Die Geldgeber haben denn auch nicht gekleckert. Sie haben geklotzt. Den Pariser Konditorkünstler Sébastien Gaudard haben sie angeworben, dessen rosarotes Backwerk nun neben gleichfarbiger Glitzerseide ausliegt. Renommierte Anwälte und Leibwächter achten darauf, dass die von dem Fotografen und Designer Patrick Hourcade bereits als mögliche neue Coco Chanel Gehandelte nicht Schaden nimmt. 50 Millionen Euro will die französische Tochtergesellschaft des Hongkonger Fonds bis 2017 investieren, die First Mark Investments, um französische Marken für den asiatischen Markt zu erwerben. Allein Zahia schmückt bisher das Portefeuille. Was nicht heißt, dass die zur Muse Auserkorene ein Werkzeug in den Händen mächtiger Gönner wäre.

Es fehlt ihr nicht an Zuspruch

Wer die von ihren Mitarbeitern schlicht „Mademoiselle“ angeredete Designerin erlebt, kann bestätigen, dass sie ihren eigenen Kopf hat. Die Körpersprache, der stets aufrechte Gang, die entschlossene Miene signalisieren: Ich weiß sehr wohl, was ich will, ich mache keine halben Sachen. Was die Französin arabischer Herkunft über den islamischen Schleier sagt, klingt nach einem weit darüber hinaus gehenden Kredo: „Es ist schrecklich, ein Leben lang eine Gefangene von irgendetwas zu sein.“ Und die Geschichte mit Ribéry? Lange her sei das, gibt sie zu verstehen, „und nicht mehr zu ändern“. Sie versuche sich davon immer mehr zu befreien, aber die Vergangenheit werde sich nie ganz abschütteln lassen.

An Zuspruch fehlt es Dehar nicht. Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld hat die aufstrebende Kollegin fotografiert und klargestellt: „Nichts an ihr ist vulgär.“ Wer an Dehars früheres Metier erinnert, wird von ihm daran erinnert, dass Coco Chanel einst nicht viel anders ins Berufsleben gestartet sei. Die Filmdiva Isabelle Adjani gestand der Illustrierten Gala, bei der Begegnung mit Zahia sei ihr warm ums Herz geworden.

Die Designerin selbst hat dazugelernt. Den Fauxpas, der ihr 2012 unterlief, als sie auf der Pariser Fashion Week ins Rampenlicht trat und erste Dessous-Modelle präsentierte, würde sie heute bestimmt nicht mehr machen. Auf die Frage, wie sie ihre Kollektion kreiert habe, antwortete die im Show-Business noch Ungeübte nur: „Ja!“