Der Niederländer blüht wieder auf. Auch im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen Olympique Marseille will er etwas Besonderes bieten.

München - Es ging um alles oder nichts, als Franck Ribéry den Blickkontakt suchte. Er zirkelte den Ball bei der Ecke weit auf die andere Seite der Strafraumgrenze zu Arjen Robben, und der vollendete das Kunststück mit einem Volleyschuss ins Netz. Es war kein Tor für den Moment, sondern eines, an das sich viele noch immer erinnern, das auf Youtube im Internet eine beachtliche Klickzahl erreicht hat. Fast genau zwei Jahre liegt dieses Ereignis zurück, es folgten jene beschwingten Wochen im April und Mai nach einer schwierigen Phasen für den FC Bayern München und für Robben.

 

Damals hieß der Gegner in der Champions League Manchester United, und die Bayern galten als Außenseiter in diesem Duell. Robbens Zaubertor im Old Trafford brachte den deutschen Rekordmeister einst ins Halbfinale. Am Dienstagabend im Viertelfinalrückspiel in der Münchner Allianz-Arena muss es vermutlich gar kein Auftritt für die Ewigkeit sein, denn gegen Olympique Marseille ist der FC Bayern der klare Favorit. Die Franzosen verfügen wohl nicht über die Klasse, dem Bundesligazweiten nach der 0:2-Niederlage vor knapp einer Woche das Leben noch allzu schwer zu machen.

Der Niederländer steht kurz vor der Vertragsverlängerung

Wenn der Frühling kommt, ist Robben oft nicht zu bremsen. Das war 2010 so, und das ist jetzt ähnlich. Dabei stand der 28 Jahre alte Niederländer noch vor ein paar Wochen im Mittelpunkt einer Egoismusdebatte beim FC Bayern, und die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung gerieten ins Stocken. Nach einer Vorrunde, in der er wegen einer Schambeinentzündung und anderer kleinerer Blessuren nie so richtig in Tritt gekommen war, suchte er im Januar und Februar seine Form.

Robben leidet, wenn er nicht so Fußball spielen kann, wie er es gewohnt ist, wie es seinen höchsten Ansprüchen entspricht. Er wird leicht ungeduldig und ist in jenen Phasen womöglich zu verbissen auf dem Weg zum Tor. Zum einen übersieht er dabei manchmal den besser postierten Kollegen, zum anderen kommt er oft gar nicht in die Situation für einen entscheidenden Pass. Die Kritik, die sogar aus der Chefetage kam, hat ihm ebenso wenig gefallen wie die Verbannung auf die Bank für drei Spiele. „Das war keine schöne Zeit“, gibt er zu.

Robbens Spiel ist zurzeit gar nicht so viel anders als noch vor vier oder fünf Wochen, aber er ist eben den Tick schneller und spritziger geworden. Er wirkt fitter, schafft es deshalb öfters, sich durchzusetzen und findet den richtigen Moment, den Ball abzugeben. „Jetzt macht es Spaß auf dem Platz, Fußball zu spielen, auch mit der gesamten Mannschaft“, sagt er. Laut der „Bild“-Zeitung wird Robben angeblich demnächst seinen 2013 auslaufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängern. Trotzdem sieht er bei sich noch „Raum für Verbesserungen. Ich bin noch immer nicht da, wo ich sein will“.

Die Egoismusdebatte ist verstummt

Hilfreich war wohl auch der neue Partner auf der rechten Seite. Der hält Robben nicht nur den Rücken in der Defensive frei, sondern unterstützt ihn auch in der Offensive. Weil der Neuzugang Rafinha in der Vorrunde die Erwartungen nicht erfüllte und Jerome Boateng seit Daniel van Buytens Verletzung in der Innenverteidigung unabkömmlich ist, griff der Trainer Jupp Heynckes zu einer neuen Variante: Philipp Lahm wechselte von links nach rechts, wo er auch unter Louis van Gaal gespielt hatte.

Die anderen, sagt Robben, „haben ihren Job auch gut gemacht, aber mit Philipp habe ich da zwei Jahre gespielt“. Man sehe, dass die Balance wieder stimme. Robben ist mit sich und mit den Kollegen im Reinen. Niemand kommt deshalb im Moment auf den Gedanken, ihm Egoismus vorzuwerfen. Und im Frühjahr ist er ohnehin der Mann für die besonderen Momente.