Anatoli Timoschtschuk soll im Champions-League-Spiel gegen Cluj in der Abwehr spielen, obwohl Daniel van Buyten wieder fit ist.

München - Manchmal ist es ganz gut, wenn Spieler nicht auf ihren Trainer hören. Nicht nur für den Spieler, sondern auch für den Trainer. Wäre es nach Louis van Gaal gegangen, hätte Anatoli Timoschtschuk den FC Bayern im Sommer verlassen. Aber der Ukrainer hatte gute Gründe, in München zu bleiben. Es waren weniger sportliche, denn der Bayern-Coach hatte dem Ukrainer erneut mitgeteilt, dass er keine Chance auf einen Stammplatz haben würde beim deutschen Fußball-Rekordmeister. Vor allem familiäre Gründe gaben dann den Ausschlag dafür, dass Timoschtschuk keines von angeblich drei guten Angeboten annahm.

Seine Zwillinge, die im April zu früh auf die Welt gekommen waren, befanden sich noch immer in einer Klinik. Seine Frau und der Bayern-Profi wollten die Babys auch weiter in München medizinisch betreuen lassen. Im Winter, hieß es kurz vor Ende der Transferperiode im August, werde er sich intensiv mit einem Wechsel befassen.

Nie wertvoller als jetzt


Mittlerweile ist van Gaal vermutlich ganz froh, dass Timoschtschuk geblieben ist, weil er nie wertvoller war als im Moment. Wegen der vielen Verletzten spielt Timoschtschuk plötzlich wieder eine wichtige Rolle, und nicht nur das: Er drängt sich sogar auf als Innenverteidiger, wird wohl heute in der Champions League gegen den rumänischen Meister Cluj zum zweiten Mal in der Startelf stehen, obwohl Daniel van Buyten nach überstandenen Rückenproblemen in den Kader zurückkehrt.

Bis zum Spiel gegen Hannover am vergangenen Samstag gab Timoschtschuk den idealen Ersatzspieler. Er beklagte sich nie. Die Sicht des Trainers sei eben eine andere als seine, ließ er wissen, aber "ich akzeptiere jede seiner Entscheidungen." Er war sich aber sicher, dass es Phasen geben werde, in denen die Routine des 31-Jährigen mit 100 Länderspielen ausschlaggebend sein würde. "In Stresssituationen geraten die Jungen unter Druck, da brauchst du auch die Älteren", sagte er in einem der wenigen Interviews, die er gab. "Erfahrung kann einer Mannschaft helfen."