Der FC Chelsea und das Schweizer Sauber-Team machen füreinander Werbung. Steigt Abramowitsch bald in die Formel 1 ein?

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Was war das denn? Bei den Wettfahrten in China und Bahrain pappten Aufkleber des FC Chelsea auf den Formel-1-Rennwagen des Sauber-Teams. Die mit den Schriftzügen „Out of the Blue“ oder „True Blue“ versehenen Autos der Piloten Sergio Perez und Kamui Kobayashi gaben Anlass zu glauben, die Rennfahrer würden inzwischen das Bekenntnis zu ihrem Lieblingsclub aufs Auto kleben – so wie es im herkömmlichen Straßenverkehr zu beobachten ist. Demnach werde der ausgewiesene Bayern-Fan Nico Rosberg ja bald mit dem FCB-Emblem auf seinem Mercedes durch die Gegend rasen, glaubte man.

 

Vor wenigen Tagen lüfteten dann das Schweizer Formel-1-Team und der britische Fußballclub das Geheimnis: Die beiden Vertreter recht unterschiedlicher Sportarten kooperieren, obwohl es auf den ersten Blick keinerlei Berührungspunkte gibt. Elf Spieler, ein Ball; auf der anderen Seite zwei Piloten in ihren 650-PS-Raketen – das sind schon auffällig wenig Gemeinsamkeiten für eine Zusammenarbeit. Und doch soll es funktionieren. Diese Partnerschaft habe Vorteile für beide Parteien und biete Potenzial im kommerziellen Bereich, sagt der Chelsea-Geschäftsführer Ron Gourlay, und auch die Sauber-Direktorin Monisah Kaltenborn ist von der ungewöhnlichen Kooperation überzeugt: „Eine solche Partnerschaft zwischen Formel 1 und Fußball hat es noch nie gegeben. Und doch sind Gemeinsamkeiten und mögliche Synergien zahlreich. Wir sprechen in beiden Fällen von Mannschaftssport auf höchstem internationalem Niveau.“

Die Kickers hinter einem Sauber-Wagen

In der Praxis sieht es so aus: Der Sauber-Schriftzug wird bei Heimspielen des FC Chelsea auf den Banden im Stadion zu sehen sein, umgekehrt soll das Chelsea-Logo auf den Sauber-Autos dem Fußballclub zu Bekanntheit verhelfen. Schließlich rast die Formel 1 oft genug in Asien umher. Dort haben die Briten einen Markt ausgemacht, auf dem sie Torres-Trikots gewinnbringend verkaufen wollen. Und im Übrigen möchte sich der Fußballclub etwas von der Nachwuchsarbeit bei Sauber abschauen. Wie das funktionieren soll, leuchtet Außenstehenden allerdings nicht ein.

Also ließen sich die Kicker jüngst der Marketingstrategie entsprechend hinter einem Sauber-Rennwagen fotografieren – und da standen sie brav nebeneinander wie die Mechaniker und Schrauber. Für die Zusammenarbeit gibt es aber wohl noch einen anderen Grund: Der russische Milliardär und Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, dessen Leute gestern einen Sponsorenvertrag mit Audi in trockene Tücher brachten, plant möglicherweise bei Sauber den Formel-1-Einstieg in ganz großem Stil. Dem Mitinhaber Peter Sauber, der jeden Cent brauchen kann, soll es recht sein. Auch das Red-Bull-Team wäre nichts ohne das gut gefüllte Portemonnaie des Getränkemilliardärs Dietrich Mateschitz.

Vor einem möglichen Chelsea-Coup muss Peter Sauber jedoch erst mal den eigenwilligen Piloten Sergio Perez auf Linie bringen: Sein Herz schlägt für Barça.