Im StZ-Interview spricht der Boxer Felix Sturm über harte Sparringspartner, den Kampf gegen Martin Murray und wie er ihn besiegen will.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Heidelberg - Der Boxer Felix Sturm hat aus Fehler gelernt – und will Martin Murray am Freitag (22.15 Uhr/Sat 1) keine Chance lassen.

 

Herr Sturm, Ihr rechtes Auge ist etwas geschwollen. Ist das auf einen Trainingskampf zurückzuführen?

Es ist nicht geschwollen. Ich glaube, Ihre Brille ist verstellt.

Seltsam. Dabei liegt der letzte Besuch beim Optiker erst zwei Wochen zurück. Haben Sie sich denn mit kräftigen Sparringspartnern auf den wichtigen WM-Kampf gegen Martin Murray vorbereitet?

Ich hatte verdammt harte Sparringspartner. Da war einer dabei, der extrem stark war - und trotzdem habe ich ihn extrem alt aussehen lassen. Das hat mir sehr viel Auftrieb gegeben. Ich bin fit und sehr gut eingestellt für den Murray-Kampf. Ich werde meinen Stiefel runterboxen und nicht zulassen, dass sich Murray entfaltet. So wird das alles wunderbar funktionieren.

Worauf müssen Sie bei Martin Murray, der in England einen guten Ruf genießt, besonders aufpassen?

Er ist ein typischer englischer Boxer. Er ist aggressiv in den ersten Runden, versucht einen müde zu machen und auf den Körper zu gehen. Er wird auch einiges aus meinem letzten Kampf gegen Matthew Macklin mitnehmen und einige Dinge daraus kopieren wollen. Aber ich werde ganz anders boxen. Auf keinen Fall so, wie es die Experten und die Fernsehzuschauer nach dem Matthew-Kampf erwarten. Ich konzentriere mich nur auf mich selbst - und auf das, was ich mir vorgenommen habe.

Und was haben Sie sich vorgenommen?

Ich muss Murray von Anfang an beschäftigen, viel zum Körper gehen und ich darf ihm keinen Platz lassen. Ich muss mich bewegen und Druck aufbauen. Und ich muss ständig variieren und mit Tempowechseln arbeiten. Ab der fünften oder sechsten Runde will ich ihm dann meinen Kampf aufzwingen.

Wie lautet die Kamfansage an Ihren Herausforderer?

Eine Kampfansage brauche ich nicht. Die einzige Kampfansage ist die, dass ich klar und deutlich gewinnen werde.

Welche Lehren haben Sie aus dem missglückten Auftritt gegen Matthew Macklin gezogen, den Sie nur nach einem umstrittenen Urteil besiegen konnten?

Eine Menge.

Warum der Kampf in Mannheim stattfindet

Das ist ein bisschen unkonkret.

Das ist schon sehr konkret für mich, weil ich weiß, was ich falsch gemacht habe. Ich habe Matthew unnötiger Weise starkgemacht, weil ich ihn unbedingt bekämpfen und ausknocken wollte. Ich hätte ihn aber klar besiegen können. Das ist leider nicht so gewesen, aber ich habe viel aus dem Kampf gelernt. Das wird mir nicht ein zweites Mal passieren. Ich werde die Leute im Ring künftig so deutlich schlagen, dass es da später keine Diskussion mehr gibt.

Es schien so, als seien Sie gegen Macklin in eine unkontrollierbare Schlägerer hineingeraten statt in einen technisch gepflegten Boxkampf.

Was heißt da Schlägerei? Ich habe mir das Leben ganz einfach viel schwergemacht. Aus solchen Kämpfen muss man gestählt herausgehen, und das habe ich getan. Wie gut ich wirklich boxe, werde ich in Mannheim zeigen. Man wird etwas anderes von mir sehen, als man kennt.

Warum findet der Kampf überhaupt in Mannheim statt?

Ich wollte immer schon mal in der SAP-Arena auftreten, das war ein Traum von mir. Sie ist eine der schönsten und größten Hallen in Deutschland. Zuvor habe ich zweimal in Köln geboxt, einmal in Stuttgart. Man braucht eben eine große Arena, damit auch eine gute Stimmung aufkommt. In Mannheim ist das gegeben. Dieser Kampf wird alles toppen. Ich habe einen starken Gegner, der viele englische Fans mitbringt. Und ich bin gut vorbereitet, will den Titel verteidigen und danach noch fünf oder sechs Jahre lang große Kämpfe machen. Das ist mein Ziel.

Sie sind Chef Ihres eigenen Stalls Felix Sturm Box Promotion. Doch vor einem Kampf müssen Sie sich dem Wort der Trainer unterordnen, die Sie anstellen. Ist das überhaupt machbar?

In der Vorbereitung sind die Trainer meine Chefs. Ich bin erst dann wieder der Chef, wenn es um die Firma geht. Doch im Ring ist das Wort von Fritz Sdunek für mich Gesetz. Das war schon immer so. Und ich habe damit kein Problem.

Sdunek gilt als strenger Lehrer. Verflucht man den Coach nicht manchmal, wenn einem mal etwas die Puste ausgeht?

Überhaupt nicht. Was Fritz und mein Fitnesstrainer Clive Salz mit mir machen ist zwar zehnmal härter als alles andere, aber ich weiß, dass es mir hilft. Und ich weiß auch, dass keiner auch nur ansatzweise so hart trainiert wie ich.

Zuletzt hier im Hotel bei Heidelberg haben Sie sich aber auch ein bisschen geschont.

Klar. Ich habe etwas trainiert und geschwitzt. Ansonsten habe ich Heidelberg besucht, mich ein bisschen ausgeruht, mit meinen Jungs ein paar Witze gerissen und auch DVD geguckt. Was es halt alles so gibt.

Felix Sturm gegen Martin Murray

Felix Sturm: Der in Leverkusen geborene Boxer bosnischer Abstammung heißt mit bürgerlichem Namen Adnan Catic. Aktuell ist der 32-Jährige WBA-Superweltmeister im Mittelgewicht. Der Linksausleger ist 1,83 Meter groß, wiegt 74 Kilo und hat von 39 Profikämpfen 36 gewonnen und zwei verloren, bei einem Remis.

Martin Murray: Der Engländer lebt in St. Helens. Der 29 Jahre alte Boxer gewann alle seiner 29 Profikämpfe. Er besitzt aktuell den Titel des Commonwealth- und des WBA-Intercontinentalmeisters. Er ist wie Sturm 1,83 Meter groß und bringt 75 Kilo auf die Waage. In England ist er die Nummer drei seiner Gewichtsklasse.